Die Braut der Bestie (German Edition)
sollte. Als er ihr Hand losließ, machte sie hastig einen Knicks und eilte aus dem Raum.
***
Es war beinahe eine Woche vergangen, seitdem sie auf Burg Trugstein angekommen war, und Gisela wurde immer nervöser. Nach ihrem Gespräch mit dem alten Grafen hatte sie erfahren, dass ihr Gatte kurzfristig verreist war. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass ihr Gemahl es mit der Erfüllung seiner Ehepflichten auch nicht sonderlich eilig hatte. Obwohl sie froh darüber sein sollte, verletzte sie sein offensichtliches Desinteresse an ihr. Sie war zwar nicht übermäßig eitel, hielt sich aber dennoch für recht hübsch. Ihre langen schwarzen Haare glänzten wie poliertes Ebenholz, ihr Teint war makellos und ihre zierliche Gestalt war an den richtigen Stellen gerundet. Zwar sah sie den ehelichen Pflichten mit einem unguten Gefühl entgegen, doch sie fand es noch viel schlimmer, darauf warten zu müssen. Sie wollte es endlich hinter sich bringen. Je schneller sie ein Kind unter dem Herzen trug, desto schneller hatte sie ihre Freiheit wieder. Da Alberic sie anscheinend nicht besonders begehrenswert fand, würde er sie sicher wieder in Ruhe lassen, sobald sie guter Hoffnung war.
„Frau Gisela“, erklang die Stimme ihrer Magd.
„Ja, Ida? Ich bin hier bei dem Brunnen“, antwortete Gisela.
Ida trat um die hohen Heckenrosen herum und schüttelte missbilligend den Kopf, als sie ihre Herrin beim Unkrautjäten erspähte.
„Wirklich, Frau Gisela“, sagte sie tadelnd. „Das ist aber keine Aufgabe für eine Frau deines Standes.“
Gisela richtete sich auf, strich sich eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht und hinterließ dabei einen dunklen Schmutzstreifen auf der Stirn.
„Wenn ich den ganzen Tag nur hier rumsitzen muss und auf meinen Gatten warten soll, der anscheinend nichts mit mir zu tun haben will, dann werde ich noch verrückt.“
„Wegen deinem Gatten bin ich hier“, sagte Ida. „Er ist soeben zurückgekommen. Es wäre besser, du ziehst dich um, ehe du ihm gegenübertrittst. Er ist in keiner sehr guten Stimmung.“
„Ich komme gleich“, sagte Gisela und bemühte sich, ihre Stimme fest klingen zu lassen. Die Nachricht, dass ihr Gemahl zurückgekehrt war, hatte sie ziemlich durcheinandergebracht. Gerade hatte sie sich noch gewünscht, es endlich hinter sich zu haben, und jetzt wollte sie am liebsten einfach davonlaufen.
„Ich lasse dir ein Bad richten und lege dir ein frisches Gewand raus“, sagte Ida und wandte sich ab.
Gisela starrte ihrer Magd hinterher, dann nahm sie den Korb mit dem Unkraut, um ihn auf dem Kompost zu entleeren. Ihr sehnsüchtiger Blick glitt zu dem großen Wald in der Ferne. Wenn sie nur den Mut hätte, einfach davonzulaufen. Doch sie wäre gar nicht in der Lage, allein und ohne Mittel zu überleben. Es war kindisch, übers Davonlaufen nachzudenken. Es war an der Zeit, dass sie sich ihrem Schicksal stellte. Sie hatte mit ihrem Bruder auch eine schwere Zeit durchgemacht, nachdem die Eltern und ihr Bruder gestorben waren. Damals hatte Fulk sich abgeschottet und das Trinken angefangen. Schließlich war sie es gewesen, die ihrem Bruder gesagt hatte, dass er seinen Problemen nicht ewig davonlaufen konnte. Damals war sie stark gewesen. Sie würde es auch jetzt sein. Sie war jetzt älter, eine verheiratete Frau.
„Komm, Mädchen“, murmelte sie zu sich selbst. „Fang an, dein Leben wieder in die Hand zu nehmen!“
Entschlossen eilte sie durch den Garten. Sie würde es mit dem Teufel selbst aufnehmen, wenn es sein musste. Wenn sie nur aufrecht blieb und stark, dann würde er sie nicht brechen können. Vielleicht würde er sie wieder zurück nach Rabenfeld schicken, wenn er erst mal genug von ihr hatte.
Als sie um eine hohe Hecke bog, stieß sie hart mit einer hohen Mauer zusammen, die sich plötzlich vor ihr auftat. Zwei große Hände legten sich um ihre Taille, um sie zu stabilisieren, als sie strauchelte.
„Hoppla“, sagte eine tiefe Stimme.
Giselas Herz fing an zu rasen. Die Mauer war niemand anderer – als ihr finsterer Gatte. Sie konnte seinen kräftigen Herzschlag unter ihrer Hand spüren. Seine plötzliche Nähe überwältigte sie. Sie wollte ihre Hände wegziehen, doch sie standen so dicht voreinander, dass Gisela nichts anderes mit ihren Händen tun konnte, als sie auf seiner Brust liegen zu lassen. Obwohl der Stoff seiner Tunika sie von seiner Haut trennte, konnte sie die Hitze spüren, die von ihm ausging. Und seine Muskeln, diese stahlharten Muskeln. Sie sollte sich
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