Die Braut der Bestie (German Edition)
ewig aufschieben konnten, denn der alte Graf würde sich dieses Spiel nicht viel länger ansehen, so viel stand fest. Obwohl der Graf todkrank war, hielt er eisern am Leben fest. Er schien darauf zu warten, dass sie endlich guter Hoffnung war. Gisela stand dem noch immer mit gemischten Gefühlen gegenüber. Sie konnte nicht leugnen, dass etwas zwischen ihnen passiert war, als er sie im Garten beinahe geküsst hatte. Immer wieder hatte sie im Geiste den Beinahe-Kuss Revue passieren lassen. Sie konnte nicht verstehen, warum er plötzlich davongestürmt war. Sie hatte das Gefühl gehabt, dass er sie wirklich küssen wollte. Niemand war da gewesen, der ihn dazu getrieben hatte, sie so dicht an seinen Körper zu pressen und sich ihr so intim zu nähern. Die Erinnerung daran, wie er sich angefühlt hatte unter ihren Händen, hart und heiß, stellte die verrücktesten Dinge mit ihrem Körper an. Ihr wurde ganz warm und es kribbelte zwischen ihren Schenkeln. Ihre Brustwarzen waren ganz hart und empfindlich.
Sie kam zu einem Halt und fuhr sich über das Haar. Ihr Herzschlag war schneller geworden und ohne es sich bewusst zu sein, legte sie ihre Finger auf ihre Lippen. Das brachte Erinnerungen zurück, wie sein Daumen über ihre Unterlippe strich, kurz bevor er sich zu ihr hinabgebeugt hatte.
„Verdammt!“, fluchte sie und war selbst erstaunt über den wenig damenhaften Ausdruck, der ihr sonst nie über die Lippen geschlüpft wäre. Sie merkte, dass der Gebrauch des Wortes eine gewisse Befriedigung verschaffte, und so stemmte sie die Hände in die Hüften und rief: „Ver-dammt!“
„Frau Gisela“, erklang die vorwurfsvolle Stimme von Ida. Die Magd hatte das Zimmer betreten, ohne dass Gisela es bemerkt hatte.
„Ich bin es leid!“, sagte sie und ballte die Hände zu Fäusten. „Ich fühle mich, als ob ich auf meine Hinrichtung warten muss und jemand den Termin immer wieder verschiebt. Ich möchte es endlich hinter mir haben, damit ich wieder ohne Angst leben kann.“
Ida, die mit den Sorgen ihrer Herrin bestens vertraut war, nickte verständnisvoll.
„Was gedenkst du zu tun?“, fragte sie.
„Ich weiß es nicht“, sagte Gisela mit einem Seufzer. „Mein Herr Gemahl ist ständig auf der Flucht oder versucht, seine eigenen Männer zu töten. Wenn er mich nicht will, dann soll er mich endlich nach Hause schicken. Ich hätte nichts dagegen. Ylfa kann meine Hilfe sicher gut gebrauchen.“
„Deswegen komme ich zu dir“, sagte Ida mit einem Lächeln. „Ich habe eine Überraschung für dich in der Halle.“
Gisela runzelte die Stirn.
„Weswegen und was für eine Überraschung?“
Ida zuckte mit den Schultern.
„Komm einfach mit und sieh selbst.“
Gisela entfuhr ein Schrei, als sie in die Halle hinabblickte. Die beiden Personen, die unten in der Halle saßen, schauten zu ihr auf und strahlten sie an.
„Gisela“, rief Ylfa und war schon auf den Beinen.
Gisela stand wie angewurzelt am Kopf der Treppe, dann löste sie sich aus ihrer Starre und lief eilig die Stufen hinab. Lachend warf sie sich in die Arme der großen blonden Wikingerin.
„Ist das eine Überraschung“, rief sie aus und blickte von Ylfa zu ihrem Bruder, der mit ausgebreiteten Armen dastand. Sie löste sich von Ylfa und warf sich ihrem Bruder in die Arme.
„Hey, nicht so stürmisch, kleine Schwester“, sagte Fulk lachend und umfasste ihre Hüften, um sie im Kreis herumzuwirbeln, bis Gisela kreischte, er solle sie wieder runterlassen.
„Was macht ihr hier?“, wollte Gisela aufgeregt wissen.
„Ich dachte, das wäre offensichtlich“, sagte Fulk. „Wir besuchen dich.“
Sie setzten sich zusammen an den Tisch und eine Magd brachte ihnen Met und frisch gebackenes Brot mit deftigem Schinken. Fulk sah seine Schwester prüfend an.
„Wie geht es dir hier?“, fragte er leise.
„Gut. Mir geht es gut“, sagte Gisela beschwichtigend. Sie spürte die Sorge, die von ihrem Bruder und Ylfa ausging.
„Ich sehe, dass es dir körperlich gut geht, und das beruhigt mich etwas. Doch wie steht es mit deinem Herzen? Du siehst bekümmert aus.“
Gisela seufzte.
„Ich habe dich noch nie täuschen können“, sagte sie leise.
„Also, was ist los?“, mischte sich Ylfa ein. „Wenn es ein Frauenthema ist, können wir uns allein unterhalten.“
„Aber ...“, wollte Fulk einwenden.
„Fulk!“, schnitt seine Gattin ihm das Wort ab. „Es gibt Dinge, die eine Frau nur einer anderen Frau erzählt.“
Gisela rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl
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