Die Braut der Bestie (German Edition)
Umständen ist, dann bist du erlöst. Am besten gehst du jedes Mal, ehe du mit ihr schläfst, vorher zu Fara und tobst dich richtig aus, dann hast du vielleicht deine Neigung besser im Griff.“
Alberic seufzte.
„Vielleicht hast du recht. Wenn ich vorher zu Fara gehe ...“
Tassilo schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.
„Es wird schon.“
***
Gisela sank das Herz, als sie die bedrohlich wirkende Burg von Trugstein immer näher kommen sah. Nachdem sie drei Jahre nichts von ihrem Gatten gehört oder gesehen hatte, war es ihr nicht mehr bewusst, eine verheiratete Frau zu sein. Sie hatte Ylfa geholfen, den Haushalt von Rabenfeld zu leiten, und war Patentante der beiden Söhne ihres Bruders mit Ylfa. Die Zwillinge waren jetzt vierzehn Monate alt und hielten die arme Ylfa ganz schön in Trab. Gisela hatte gerne dabei geholfen, sich um die beiden Jungen zu kümmern, doch dann war plötzlich dieser kleine Reitertrupp aufgetaucht mit einer Botschaft ihres Gemahls. Sie sollte unverzüglich zurück nach Burg Trugstein kommen.
Gisela hatte Fulk unter Tränen gebeten, ihr zu helfen, doch er war machtlos in dieser Situation. Zu allem Überfluss hatte sich ein Gesandter des Königs auf der Festung aufgehalten, der sicher umgehend dem König berichtet hätte, wenn Fulk ihr dabei geholfen hätte, entgegen der Wünsche ihres Gatten zu handeln. Alberic hatte jede rechtliche Handhabe, ihre Rückkehr zu verlangen. Also war sie unter Tränen abgereist. Nun würden sie in wenigen Augenblicken das Tor durchreiten und ihr Schicksal schien besiegelt.
Die ganze Reise über hatte sie sich gefragt, warum Alberic ausgerechnet jetzt ihre Rückkehr verlangte. Wollte er nun vollziehen, was er in der Hochzeitsnacht versäumt hatte? Der Gedanke daran ließ sie vor Furcht erschauern. Ihr Herz klopfte wild, als die Tore geöffnet wurden und sie langsam in den Burghof einritten.
Von ihrem Gatten war weit und breit nichts zu sehen. Sie ließ sich von ihrem Pferd helfen und stand verloren mitten im Hof. Die Knechte kümmerten sich um die Tiere oder das Gepäck, doch niemand kümmerte sich um sie. Als sie nach einigen Minuten gewahr wurde, dass sich daran auch nichts ändern würde, raffte sie ihr Gewand und stapfte über den Hof bis zum Eingang. Als auch hier niemand Anstalten machte, ihr zu öffnen, behalf sie sich kurzer Hand selbst und betrat das düstere Gebäude. In der Halle saßen nur ein paar Krieger an einem langen Tisch und eine Magd verschwand gerade die Treppe hinauf.
Gisela seufzte und schritt auf die Männer an dem Tisch zu. Einer wandte den Kopf in ihre Richtung und stieß seinen Sitznachbarn an. Bald starrten alle Männer sie an, als hätten sie noch nie zuvor eine Frau gesehen. Einer der Männer erhob sich, und kam ein paar Schritte auf sie zu.
„Frau Gisela, komm, ich soll dich zu dem Grafen bringen“, sagte er und wandte sich ab, ohne sich davon zu überzeugen, ob sie ihm auch folgte.
„Nun gut“, murmelte Gisela und lief hinter dem Mann her. Sie fragte sich, ob der alte Graf und nicht ihr Gatte ihre Anwesenheit hier gefordert hatte. Wenn ja, was wollte er von ihr? Konnte es sein, dass ihrem Gatten etwas zugestoßen war? Vielleicht war sie jetzt eine Witwe und frei. Warum nur erfüllte sie dieser Gedanke nicht mit Erleichterung?
Der Krieger führte sie in das oberste Stockwerk und blieb vor einer Tür stehen, um anzuklopfen. Jemand öffnete und die Tür schwang auf. Auf das Nicken des Mannes hin, der sie hierher eskortiert hatte, betrat sie das Gemach. Der alte Graf lag in seinem Bett und Alberic, seine Schwester und ein weiterer Mann standen daneben und starrten sie an. Mit klopfendem Herzen trat sie näher. Sie bemühte sich, ihren Gatten nicht anzusehen, doch sie spürte seinen Blick. Zumindest ihre Theorie, dass ihr Gatte tot sein könnte, hatte sich hiermit erledigt. Es sah eher danach aus, dass der alte Graf nicht mehr lange zu leben hatte.
„Lasst uns allein“, sagte der alte Mann. „Ich möchte ein paar Worte mit meiner Schwiegertochter reden. Husch! Raus mit euch! Und wagt es ja nicht, zu lauschen!“
Genovefa schritt stolzen Hauptes an Gisela vorbei, der Mann, den Gisela nicht kannte und der wohl Genovefas Gatte war, folgte ihr. Nur Alberic stand noch immer wie festgewachsen neben dem Bett seines Vaters. Gisela hob vorsichtig den Kopf und begegnete dem Blick ihres Gatten. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie verspürte ein Kribbeln im Bauch, das sie nervös machte. Warum starrte er
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