Die Braut der Bestie (German Edition)
einen Schritt zur Seite, als Alberic den Blick zu ihrem Fenster hob. Ihr Herz klopfte wie wild. Es erschien ihr beinahe unmöglich, wie es überhaupt noch klopfen konnte, wo es doch in tausend Stücke zerbrochen war. Als sie erneut einen vorsichtigen Blick in den Hof wagte, sah sie, wie Alberic durch das Tor galoppierte. Die Tränen, die sie so lange zurückgehalten hatte, liefen ihr nun ungehemmt über die Wangen. Er war wirklich fort. Warum sollte er auch nicht? Hatte sie doch nichts unternommen, um ihn aufzuhalten. Ein Wort von ihr hätte genügt, das wusste sie, doch sie war wie erstarrt gewesen. Jetzt war es zu spät.
„Nein!“, rief sie schluchzend aus.
Mit einem Aufschrei stürzte sie aus dem Raum, den Flur entlang und die Treppe hinab. Die Männer in der Halle starrten sie verwundert an. Sie nahm jedoch keine Notiz von ihnen und rannte durch die Halle ins Freie.
„Ich sagte, sattle mir meine Stute“, beharrte Gisela und stemmte wütend die Hände in die Hüften.
Thomas, einer der Stallknechte, fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Er blickte Gisela flehentlich an.
„Bitte, Frau Gisela, ich habe meine Anweisungen“, sagte er eindringlich. „Wenn du die Burg verlassen willst, musst du zwei Begleiter mitnehmen. Es ist doch nur zu deiner Sicherheit.“
„Von wem stammen diese idiotischen Anweisungen?“, wollte sie wissen. „Von meinem Gatten?“
„Ja, Herrin.“
„Bitte, Thomas“, flehte Gisela. „Ich muss meinem Gatten hinterher. Ich ... ich muss ihn aufhalten.“
„Tut mir leid, Herrin. Ich kann dir nicht helfen.“
Mit diesen Worten ließ der Knecht sie stehen, um weiter die Pferde zu füttern. Gisela war vollkommen außer sich. Was sollte sie jetzt tun? Sie musste irgendwie Alberic hinterher.
Sie hörte die Stimme von einem weiteren Knecht und ihrem Instinkt folgend, versteckte sie sich hinter ein paar Kisten und lauschte.
„Ich muss ins Dorf reiten. Meiner Mutter geht es schlechter“, sagte der Knecht, den Gisela an der Stimme als Grimald identifizierte. Ein schmächtiger Bursche, der ungefähr ihre Größe und Figur hatte.
„Dann mach dir den Braunen fertig“, antwortete Thomas.
Giselas Blick fiel auf ein Stück Kantholz unweit von ihr und eine Idee formte sich in ihrem Kopf. Sie hangelte nach dem Holz und wartete, bis Grimald sein Pferd gesattelt hatte. Mit klopfendem Herzen schlich sie sich von hinten an ihn heran und schlug ihm das Kantholz über den Kopf. Sie hoffte, dass sie nicht zu hart zugeschlagen hatte. Vorsichtig kniete sie neben der bewusstlosen Figur nieder. Sie konnte kein Blut sehen und sein Puls schlug regelmäßig.
Hastig zog sie ihm Hose und Tunika aus und wechselte von ihrem kostbaren Gewand in die einfachen Kleidungsstücke des Knechtes. Sie setzte sich seinen Hut auf den Kopf und stopfte ihre Haare darunter. Die Verkleidung musste überzeugend genug sein, dass sie es an Thomas vorbei und durch das Tor schaffte. Ihr Blick fiel auf den bewusstlosen Grimald. Sie musste ihn irgendwie aus dem Weg schaffen. Wenn jemand zu den Pferden im hinteren Teil wollte, würde er über den Knecht stolpern. Sie fasste den Jungen bei den Armen und schleifte ihn hinter die Kisten, wo sie sich bis vor Kurzem versteckt hatte. Dann ging sie zu dem Pferd und führte es durch die Stallgasse zum Ausgang. Thomas stand mit dem Rücken zu ihr.
„Alles Gute für deine Mutter“, sagte Thomas.
„Hmpf“, brummte Gisela mit tiefer Stimme. Atemlos wartete sie darauf, dass Thomas sich umdrehen würde, weil er an ihrer Stimme erkannt hatte, dass sie es war und nicht Grimald, doch er ging weiter seiner Arbeit nach. Erleichtert führte sie das Pferd nach draußen und saß auf.
Als sie auf das Tor zuritt, betete sie leise, dass die Wachen sie durchlassen würden. Sie hatte den Kopf gesenkt und versuchte, möglichst normal zu wirken und sich ihre innere Anspannung nicht anmerken zu lassen. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie befürchtete, man könnte es hören. Doch die Wachen öffneten das Tor ohne weitere Nachfragen und sie ritt leise aufatmend hindurch.
„Warte!“, erklang plötzlich die Stimme einer der Wachen und Gisela meinte, ihr Herz sei stehen geblieben. Sie überlegte für einen Moment, das Pferd anzutreiben und davonzureiten, doch man würde sie binnen weniger Minuten eingeholt haben. Also zügelte sie ihr Pferd und wartete.
„Kannst du bei meiner Familie vorbeischauen und ihnen sagen, dass ich erst nächsten Freitag zu ihnen kommen kann?“, bat die Wache und
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