Die Braut der Bestie (German Edition)
an den Moment erinnert, als du mich mit Fara erwischt hast“, erzählte Alberic. „Ich habe dich nicht betrogen, Gisela. Es war alles ein furchtbares Missverständnis. Ich weiß, dass du mir nicht glauben wirst, dennoch möchte ich es dir erzählen, ehe ich gehe.
Nachdem du aus dem Stall gerannt warst, bin ich zu Fara, um mit ihr zu reden. Ich wollte ihr die Gelegenheit geben, ihr Verhalten dir gegenüber zu ändern, ehe ich zu so einer drastischen Maßnahme greifen und sie vor die Tür setzen würde. Ich sagte ihr auch, dass ich nicht vorhatte, sie je wieder anzufassen. Ich liebte dich und ich habe dich nicht betrogen, seitdem wir das erste Mal miteinander gelegen hatten.
Wie auch immer. Fara wollte das so nicht akzeptieren. Sie fing an zu betteln und ich wollte sie von mir schieben, doch sie fiel vor mir auf die Knie. Ich gebe zu, dass ich erregt war, sie wusste, was sie zu tun hatte, um diesen Zustand in mir hervorzurufen. Doch es war nicht sie, die ich wollte. Ich wollte dich, Gisela. Ich packte sie bei den Haaren, wollte sie auf die Füße ziehen, damit sie aufhörte, doch in genau diesem Moment kamst du. Ich sah deinen verletzten Blick und ich wusste, wie das alles für dich aussehen musste. Mein Gott, Gisela, wenn ich dich in einer solchen Lage mit einem Mann vorgefunden hätte, dann hätte ich wahrlich auch Mühe gehabt, etwas anderes zu glauben als das, was es anscheinend bedeutete. Doch ich schwöre, dass ich nicht vorhatte, es mit ihr ... ich meine, ich hätte sie nicht angefasst.“
Gisela saß bebend neben ihm und wusste nicht, was sie denken oder sagen sollte. Sie wollte ihm so gern glauben, doch es fiel ihr schwer.
Alberic erhob sich, um zu gehen. Nach ein paar Metern blieb er stehen, ohne sich umzudrehen.
„Ich reise in zwei Stunden ab. Leb wohl, Gisela. Ich liebe dich, werde dich immer lieben.“
Er setzte seinen Weg fort und Giselas Herz zerbrach in tausend Einzelteile.
„Alberic“, flüsterte sie tonlos. Tränen liefen ihr über die Wangen. „Geh nicht.“ Doch er war zu weit weg und ihre kraftlose Stimme erreichte ihn nicht.
***
Alberic ging einen Schritt nach dem anderen. Sein Herz war taub. Alles, was er war, alles, was er fühlte, existierte nicht mehr. Er war tot. Die einzige Frau, die je sein Herz berührt hatte, konnte ihm nicht vergeben. Er hätte gleich auf ihre Bitte hören und Fara der Burg verweisen sollen. Er hätte der falschen Schlange keine Möglichkeit geben dürfen, ihn so zu bedrängen und in eine so kompromittierende Lage zu bringen. Jetzt hatte er seine einzige Chance auf Glück verloren. Der Schmerz in den schönen Augen seiner Gattin hatte sein Herz endgültig zerschmettert. Wie sollte sie ihm vergeben können, wenn er sich selbst nicht vergeben konnte?
Sag etwas
,
flehte er im Stillen
. Bitte, Gisela. Sag irgendetwas!
Doch sie blieb stumm und er setzte einen Fuß vor den anderen.
„Willst du wirklich nicht, dass ich mit dir komme?“, fragte Tassilo und schaute Alberic besorgt an.
„Nein“, sagte Alberic rau. „Ich brauche dich hier. Pass gut auf Gisela und den Jungen auf.“
„Das tu ich, mein Freund“, sagte Tassilo und legte Alberic eine Hand auf die Schulter. „Ich wünschte nur, du würdest ihr mehr Zeit geben. Dir ist bewusst, dass du vor deinen Problemen davonläufst?“
Alberic schaute zur Seite.
„Ich weiß“, gab er mit gebrochener Stimme zu. „Aber ich kann nicht in ihrer Nähe sein, ohne sie zu berühren. Ich habe Angst, dass ich ... dass ich eines Tages die Kontrolle über mich verliere und dann ... Ich muss gehen. Dann hat sie Zeit, über alles nachzudenken. Es gibt nichts mehr, was ich ihr noch sagen kann, um sie zu überzeugen, dass ich sie liebe und nicht betrogen habe. Ich habe ihr alles gesagt. Aber sie hat mir nicht vergeben können.“
„Pass auf dich auf“, sagte Tassilo und trat einen Schritt zurück, damit Alberic seinen Hengst besteigen konnte.
Die Wachen öffneten das Tor. Alberic warf einen letzten Blick auf die Burg und hoch zu dem Fenster von Giselas Zimmer. Sie war nicht zu sehen. Es tat weh, dass seine Abreise sie nicht einmal so weit interessierte, dass sie ihm nachblickte. Mit einem Seufzer wendete er sein Pferd und galoppierte vom Hof. Das Tor schloss sich hinter ihm und er trieb sein Pferd zu einem halsbrecherischen Tempo an. Er wollte die Burg so schnell es ging hinter sich lassen. Was er nicht hinter sich lassen konnte, war der Schmerz, der kam mit ihm und fraß an seinen Eingeweiden.
***
Gisela trat
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