Die Braut des Cowboys
Namen benutzte, konnte es klappen. Die unerwartete Reaktion seines Körpers hatte er aber auch nicht vergessen, nicht das plötzliche Hämmern seines Herzens. So unpassend es auch war, es war geschehen, und wenn er den Namen aus der Jugend benutzte, würde er wohl ein wenig Abstand zu ihr halten können. Er hatte keine Zeit, sich mit solchen Reaktionen auseinanderzusetzen.
Das jedenfalls wusste er mit Sicherheit.
Es lag einfach nur daran, dass er zu lange ohne weibliche Gesellschaft gewesen war. Seit einem Monat hatte er keine Frau mehr gesehen, und seit über einem Vierteljahr war er mit keiner mehr ausgegangen. Kein Wunder, dass sein Körper bei dem Anblick der wunderschönen Frau, zu der Mercy geworden war, heftig reagiert hatte.
Leider erschien es ihm ziemlich fraglich, ob er in der Lage sein würde, einer Trauernden Trost zu spenden. Er selbst wusste, was es bedeutete, einen lieben Menschen zu verlieren.
Das hatte er schon vor langer Zeit am eigenen Leib erfahren.
Damals, als seine Mutter die Ranch verlassen hatte, und damit ihn und seinen Vater. Drei Jahre alt war er gewesen. Und dann noch einmal, sehr viel schmerzlicher, als sein Vater starb - einen langsamen Tod. Es war die reinste Qual gewesen, diesen einst so starken, vitalen Mann dahinsiechen zu sehen, der noch mit seinem letzten Atemzug bedauerte, die geliebte Frau an die Großstadt verloren zu haben, die er so hasste.
Damals hatte er nichts gefunden, was seinen Schmerz hätte lindern können. Wie sollte er da hoffen, einem anderen Menschen Trost geben zu können? Er würde nicht einmal wissen, wo er beginnen sollte. Kristina hatte gesagt, Mercy wolle nur einen Ort, wo sie sich verkriechen und ihren inneren Frieden wiederge winnen könne. Während er, gerade noch rechtzeitig, diese Dinge hier auf dem Land in Wyoming gefunden hatte, so hatte er wenig Zuversicht, dass diese Umgebung auf ein Stadtkind wie Mercy ebenso heilsam wirkte.
Besonders nicht, da sie mit einem so brutalen, völlig unerwarteten Tod fertig werden musste. Dem Tod eines Menschen, den sie sehr geliebt haben musste, so wie es aussah.
Er wusste nicht, ob es überhaupt Beistand für diese Art Schmerz gab.
2. KAPITEL
Vielleicht sehe ich in ihm heute nicht me hr den strahlenden Ritter, ging es Mercy durch den Kopf, aber ich kann nicht leugnen, dass er nicht weniger gut aussieht als all die Jahre vorher. Und die harte Rancharbeit hatte ihm einen Körper verschafft, von dem die Männer, die sie kannte, nur träumen konnten und derweil in Fitnesscentern ihren Schweiß ließen.
Sie mochte die feinen Linien um seine Augen. Augen, die es gewohnt waren, über weite Entfernungen zu blicken, Augen, dessen Blau noch intensiver von der gebräunten Haut abstach, als sie sie in Erinnerung hatte. Seine sandblonden Haare waren kürzer als die langen Locken, die er als Teenager gehabt hatte.
Jetzt berührten sie kaum seinen Hemdkragen, aber es stand ihm gut.
Er sieht sowieso toll aus, dachte sie, stolz darauf, wie kühl sie mit dieser Tatsache umgehen konnte, ohne dass ihr Herz flatterte, wenn sie ihn nur anschaute.
Nun, wenn sie ehrlich blieb, ließ sie es nur fast kalt.
Sie stopfte einen Pullover in die Schublade, schloss sie und richtete sich dann auf, um sich im Raum umzusehen. Grant hatte ihr erzählt, dass Kristina ihn bei ihren seltenen Besuchen auf der Ranch benutzte. Aber ihre Freundin hatte wenig hinterlassen, was auf ihre Anwesenheit hindeutete.
Oder aber Grant räumte alles fort, wenn sie nicht hier war.
Die schlichten, praktischen Möbel waren bestimmt nicht Kristinas Geschmack. Mercy fand das alte Himmelbett jedoch gemütlich. Auch die Eichenholzkommode, der kleine
Schreibtisch und die blau-weiß gestreiften Gardinen gefielen ihr.
Ein bequem aussehender Sessel nahe am Fenster
vervollständigte die schlichte Möblierung.
Sie ging hinüber ans Bett und nahm den kleinen Stapel langärmeliger TShirts hoch, die sie mitgebracht hatte. Sie konnte sie übereinander ziehen, wenn es Not tat. Kristina hatte sich in ziemlich eindeutigen Worten über die Winter auf der Ranch ihres Bruders ausgelassen, auch wenn sie noch nie einen hier durchgestanden hatte.
Und war es nicht erstaunlich, wie schnell sie wieder ihren alten Spitznamen akzeptierte? Damals hatte sie ihn gehasst, aber dann hatte sie ihn nach und nach immer mehr gemocht, nachdem ihr bewusst geworden war, dass nur Grant sie so genannt hatte. So, als hätten sie ein besonderes Verhältnis zueinander.
Und es schien, als würde er
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