Die Braut des Cowboys
unterbrach Grant ihn bestimmt. "Jetzt gleich."
"Ja, Sir", erwiderte Chipper resigniert. Dann hellte sich sein sommersprossiges Gesicht wieder auf, und er blickte Mercy an.
"Falls Sie vielleicht jemanden brauchen, der Sie ein wenig hier herumführt..."
"Ich werde es im Kopf behalten", sagte sie und lächelte Chipper an.
Ein wirklich charmantes Lächeln, dachte Grant. Und ohne Herz. Ein geübtes, oberflächliches Lächeln, das nichts von dem wiedergab, was die Frau dahinter dachte oder fühlte. Dennoch kam es ihm nicht wie ein falsches Lächeln vor, wie es so oft diese Frauen gehabt hatten, denen er bei den gesellschaftlichen Ereignissen seiner Mutter begegnet war.
Nein, es war kein Lächeln, hinter dem sich Oberflächlichkeit verbarg, eher eine Maske, um ... Leere ... oder Schmerz zu verbergen.
Da erinnerte er sich auf einmal an das, was ihm Kristina letzte Woche am Telefon gesagt hatte. Er hätte den Anfang nicht mitbekommen, weil er erst einmal überlegen musste, von wem sie sprach. Aber ihre Bitte war einfach gewesen: Meredith brauchte für eine Weile einen Ort, an den sie sich zurückziehen konnte - fort von der Stadt, nachdem ihr Partner Jack Corelli im Dienst ermordet worden war.
"Sie und Jack standen sich sehr nahe", hatte sie gesagt. "Sie ist völlig fertig mit den Nerven. Sie braucht ein wenig Ruhe, sonst geht sie seelisch den Bach hinunter. Bitte, Grant. Nur für eine Weile. Sie braucht einen ruhigen Ort, an dem die Leute nicht ständig über das reden, was geschehen ist. Einen Ort zum Trauern, zum Heilen."
Das ist es, dachte er. Trauer verbarg sich hinter diesem vorsichtigen Lächeln. Sie muss diesen Mann geliebt haben. Und ich stehe hier absurderweise mit jagendem Puls, nicht nur wegen einer Plage aus der Jugendzeit, sondern sogar noch wegen einer Frau, die den Tod des geliebten Mannes betrauert. Er gab sich innerlich einen Tritt in den Allerwertesten und griff nach den beiden Koffern, die Chipper neben den Laster gestellt hatte.
"Ich sagte, ich schaffe es schon allein", betonte sie nochmals.
"Das glaube ich gern, aber ich möchte es dir trotzdem abnehmen. Du hast eine lange Reise hinter dir."
"Die meiste Zeit davon habe ich gesessen", erklärte sie. "Ich kann mein Gepäck selbst tragen."
Grant ließ die Koffer fallen und stellte sich die Frage, wie dieser Besuch wohl verlaufen würde. Seine Mutter hatte sich in den wenigen Monaten im Jahr, die er bei ihr verbracht hatte, sehr viel Mühe gegeben, ihm richtiges Benehmen beizubringen.
Als er einwandte, dass Frauen so etwas gar nicht mehr wollten, hatte sie ihm ruhig erklärt, Frauen und Männer legten immer noch Wert darauf, mochten allerdings kein herablassendes Verhalten dabei. Damit setzte sie ihre Lektionen fort.
Er verschränkte die Arme vor der Brust. Aber noch ehe er den Mund öffnen konnte, kam sie ihm zuvor.
"Es hat nichts damit zu tun, dass ich Frau und du Mann bist", sagte sie rasch, als hätte sie seine Gedanken gelesen. "Ich dringe hier sozusagen ein, das weiß ich. Du hast eine Ranch zu führen, und du tust mir bereits einen großen Gefallen damit, dass ich hier sein darf. Wenn es irgendetwas gibt, wobei ich dir helfen kann, dann sag es mir bitte. Ich möchte nicht wie ein Gast behandelt werden."
Er sah sie fragend an. "Wie möchtest du denn behandelt werden?"
Plötzlich lächelte sie, das erste echte Lächeln, das er seit ihrer Ankunft bei ihr sah. Und es durchfuhr ihn ein elektrischer Schlag.
"Mir wäre am liebsten, du würdest mich ignorieren."
Trotz der unerwarteten Reaktion seines Körpers verzog er humorvoll den Mund. "Ich bezweifle, dass dich jemand erfolgreich ignorieren kann, Mercy", sagte er trocken. "Ich habe es mehrere Sommer lang erfolglos versucht."
Sie zog eine feingeschwungene Augenbraue hoch, als er wieder ihren alten Spitznamen benutzte. "Ich weiß. Und je weniger du mich beachtetest, desto entschlossener wurde ich."
"Ich weiß."
Grant musste wegschauen, dieses Lächeln schaffte ihn schon wieder. Er räusperte sich. Natürlich hatte er Kristina gewarnt, die die Ranch nur im Sommer kannte, aber sie hatte darauf beharrt, genau so etwas würde ihre Freundin brauchen.
Mittlerweile hegte er seine Zweifel, ob sie seine Warnungen weitergegeben hatte.
"Du wirst ziemlich eingesperrt sein, sobald die Schneestürme über uns hereinbrechen."
"Ich habe mir eine Menge Bücher mitgenommen", sagte sie.
"Ich erwarte nicht, dass du arbeitest. Aber ich erwarte, dass du meinen Männern nicht noch extra Arbeit machst. Der
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