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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ihn, aber er hätte ihr nie das Wasser reichen können.«
    »Schwester Immaculata?«
    »Ist jetzt wieder Beatrice Casagrande. Ich glaube nicht, dass sie glücklich ist, aber sie wäre auch im Kloster nicht mehr glücklich geworden. Sie muss erst wieder Vertrauen darin fassen, dass alle Menschen Gottes Abbild sind. Ich weiß nicht, ob es ihr gelingen wird.«
    »Beatrice Casagrande …«, sagte Lorenzo. Er lächelte leicht. »Wie hieß Schwester Radegundis in der sündigen Welt?«
    »Isabella Datini.«
    »Mhm.«
    »Was ist aus Clarice geworden, nachdem sie in Florenz angekommen ist?«, fragte Magdalena, als Lorenzo keine weitere Frage stellte.
    »Sie hat Domenico Bianchi junior geheiratet, was sonst? Glaubst du, jemand hätte von dieser Verbindung Abstand genommen nach dem ganzen Aufwand, der dafür nötig war? Ich nehme an, sie streitet den ganzen Tag mit Monna Bianchi über jede Kleinigkeit und wartet darauf, schwanger zu werden – wenn sie’s nicht schon ist. Jedenfalls bin ich sicher, dass Domenico nie gemerkt hat, dass seine Braut nicht mehr unberührt war. Monna Bianchi hingegen wusste es vom ersten Augenblick, aber sie konnte es nie beweisen.« Lorenzo sah Magdalena von der Seite an, als wolle er sagen: ›Es sind etliche Liebesgeschichten in diesem Lied, in dem auch wir beide vorkommen, aber keine hat ein gutes Ende.‹
    »Antonio Bandini ist wieder in Mailand. Er war beleidigt, als ich sein Angebot ausschlug, in seine Fußstapfen zu treten. Niccolò hat eine Weile die Truppe im Haus Bianchi geführt, aber dann hatte Ser Bianchi senior ein Einsehen. Er ist jetzt wieder Stellvertreter. Luigi Testanera hat einen seiner Schützlinge empfohlen, der jetzt bei Ser Bianchi die Rolle des capitano hat. Die Männer mochten ihn vom ersten Tag an.«
    »Weißt du, was aus diesem anderen Gefangenen geworden ist – Francesco Giallo?«
    »Er ist vom Regen in die Traufe geraten, als er sein Schicksal Georg Vogler anvertraute. Aber im ganzen Kampfgetümmel ist es ihm irgendwie gelungen zu entkommen. Er ist jetzt wieder in Bologna und kümmert sich um die Geschäfte seines Herrn.« Lorenzo drehte sich um und blickte ihr zum ersten Mal offen in die Augen. »Kannst du dir vorstellen, dass ich ihn erst vor zwei Wochen hier mit meiner Fähre übergesetzt habe? Er hat mich nicht erkannt. Er hatte zweimal so viele Leibwächter dabei wie Tragtiere.«
    Magdalena lächelte. Dann schwieg Lorenzo, und sie wusste ebenso wenig wie er, was sie sagen sollte. Das von Vogelsang unterbrochene, vom Glucksen des Flusses untermalte und vom Summen der Insekten erfüllte Schweigen wurde schwerer. Lorenzo wandte den Blick ab. Magdalena fühlte Panik aufsteigen. Dann wandte er sich wieder ihr zu und öffnete den Mund. Magdalena sprudelte im gleichen Augenblick wie er los: »Wie ist es dir ergangen?«
    Sie starrten sich an.
    »Du zuerst«, sagte er.
    »Nein, du zuerst.«
    Er atmete tief ein und wieder aus. »Ich bin Fährmann geworden«, sagte er schließlich.
    »Bist du glücklich?«
    »Wenn ich auf dem Fluss bin, bin ich glücklich. Wie hast du vorhin gesagt? Nicht hüben und nicht drüben. So fühle ich mich. Mitten auf dem Fluss scheint das ein ganz natürlicher Zustand zu sein.«
    »Warum hast du damals, in jenem Gebüsch, nicht mit mir geschlafen?«
    Er hätte so tun können, als sei ihm ihr heimlicher Wunsch damals nicht bewusst gewesen, aber er entschied sich für die Ehrlichkeit. »Die Verantwortung war mir zu groß«, sagte er. »Ich hatte Angst davor, der Erste zu sein. Ich wusste nicht, welches Gewicht du dieser Tatsache beimessen würdest, und ich fürchtete, es könnte mir zu schwer sein.« Er grinste plötzlich. »Und diese Gedanken spielten eine viel größere Rolle als die kleine Nebensächlichkeit, dass wir um unser Leben rannten.«
    »Jemand anderer hat dir die Verantwortung abgenommen«, sagte sie.
    »Für immer?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. Auf einmal war sie den Tränen nahe. »Nein«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Nur für dieses eine Mal. Ich stellte mir vor, du wärst es.«
    »Es tut mir leid«, sagte er.
    Sie warf den Kopf zurück. »Ich wollte es wissen. Zuerst war es nicht schön, später wurde es schön. Ich habe ihm unrecht getan, ihn zu verlassen, aber ich konnte nicht anders.«
    »Mhm.«
    Sie kämpfte jetzt vergeblich gegen die Tränen. Sie wandte ihr Gesicht ab, damit er sie nicht sah, doch ihr war klar, dass er um sie wusste. Er starrte den Fluss hinunter. Magdalena schloss die Augen. Ihre Kehle

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