Die Braut des irischen Kriegers (German Edition)
wahr?“, fragte sie, während sie den Umhang enger um sich zog.
„Ich habe mich entschieden, an seiner Seite zu kämpfen, ja. Aber ich bin keiner seiner Vasallen.“ Bewusst offenbarte er nichts über seinen wahren Rang und Stand. Auf dieser Reise wusste nur König Richard selbst, dass er ein irischer Prinz war. Er wollte das Leben als gewöhnlicher Mann erleben, als Soldat. Es hatte bedeutet, das luxuriöse Leben, an das er sich gewöhnt hatte, hinter sich zu lassen. Im Gegenzug lernte er aber jene Seiten des Lebens kennen, vor denen seine Familie ihn immer bewahrt hatte.
„Spricht König Richard von der Prinzessin?“, fragte Adriana. „Meine Lady Berengaria ist bekümmert, weil er seit ihrer Verlobung so distanziert ist.“
Liam zuckte mit den Schultern. „Die Gedanken seiner Majestät sind ganz von der Reise zum Heiligen Land eingenommen. Er ist versessen darauf, endlich für Jerusalem zu kämpfen.“
„Was ist mit Prinzessin Alys? Er hat die Verlobung mit ihr erst vor wenigen Monaten gelöst. Wünscht er vielleicht, sich zu versöhnen …?“
„In Anbetracht der Tatsache, dass sein Vater Alys zur Mätresse genommen hat und sie ihm inzwischen eine Tochter gebar, drängt es König Richard nicht gerade, sie zur Frau zu nehmen.“ Liam warf ihr einen Seitenblick zu. „Prinzessin Berengaria hat Euch nichts davon gesagt?“
Adriana schüttelte den Kopf. „Sie wusste nichts davon. Königin Eleanor hat nie erzählt, weshalb die Verlobung gelöst wurde, allerdings wurde auf ihre Veranlassung hin Lady Berengaria hergebracht, damit sie des Königs Braut werde.“
„Was ist mit Euch?“, fragte Liam. „Werdet ihr die Königin begleiten, wo immer sie hinmöchte? Selbst ins Heilige Land?“
Sie nickte. „Sie hat keine Wahl, genau wie ich.“ Die junge Frau verschränkte fest ihre Hände ineinander.
„Ihr könntet heiraten oder zu Eurer Familie zurückkehren“, schlug er vor. „Jerusalem ist gefährlich für eine Frau.“
„Nicht für mich.“
Er starrte sie an, aber sie lächelte nur zuversichtlich. „Ich habe vier Brüder. Ich weiß mich zu wehren.“
„Wie?“ Er rückte näher, bis sein Knie ihr seidenes Kleid streifte.
Plötzlich spürte er eine Messerspitze an der Kehle. „So zum Beispiel.“ Adrianas dunkelbraune Augen funkelten belustigt. „Nun würdet Ihr mir vermutlich nichts antun, nicht wahr?“ Sie nahm das Messer fort und reichte es ihm zurück.
Beim Sohn des Belenus, es war seine eigene Klinge! Ohne dass er es bemerkt hatte, hatte sie sie ihm aus dem Gürtel gezogen.
„Wie habt Ihr das gemacht?“
Ein gewitztes Lächeln spielte um ihren Mund. „Ihr solltet wissen, dass man Fremde nicht unterschätzen darf. Ich bin eine der Leibwachen der Prinzessin. Wie Ihr den König schützt, beschütze ich sie.“
Frauen überraschten ihn nur selten, aber Adriana faszinierte ihn. Ihre vollen Lippen zogen seinen Blick an, und ihr Duft erinnerte ihn an aromatische Gewürze, wie an schweren, mit Kräutern versetzten Wein.
„Männer lassen sich von einer Frau leicht ablenken“, sagte sie. „Wie Ihr gerade.“
„Ihr seid wahrhaftig eine Ablenkung“, stimmte er zu. Wieder sah er den Argwohn in ihren Augen. Sie wollte nichts von ihm, soviel stand fest.
„Was, wenn Euch ein Feind überwältigt?“, fragte er, während er etwas zurücktrat. „Eure Kraft wäre der eines Angreifers möglicherweise nicht gewachsen.“
„Ich verlasse mich ganz auf mich selbst. Und ich verteidige die Prinzessin, wann immer meine Klinge gebraucht wird.“ Sie straffte die Schultern und nahm den Umhang ab. „Nehmt den zurück. Ihr werdet frieren.“
„In meiner Heimat ist es viel kälter. Ich bin daran gewöhnt.“ Er nickte in Richtung der Kabinen. „Soll ich Euch zurück zur Prinzessin begleiten?“
„Noch nicht.“ Lady Adriana atmete tief durch. „Sie hat mir für die nächste Stunde gestattet zu tun, was ich möchte. Ich werde noch früh genug wieder unter Deck sein.“ Sie legte den Umhang wieder um. Der Wind zerrte an den Segeln, und der Himmel hatte sich mittlerweile bedrohlich schwarz gefärbt. Wenige Minuten später begann es zu regnen. Der Wetterumschwung reichte aus, um den Count von seinem Posten zu vertreiben. Die Lady hob ihr Gesicht den Tropfen entgegen und lächelte schief. „Ist es nicht ein übler Zufall, dass es genau dann anfängt zu regnen, wenn ich einen Moment der Freiheit habe?“
Liam beachtete den Regen nicht, sondern betrachtete die Wellen. Der graue Himmel spiegelte sich
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