Die Braut des Piraten
eine so fügsame, ehrbare Frau. Wie hat sie
dich
in die Welt setzen können?«
Olivia lächelte unsicher. »Ich kannte sie nie. Aber vielleicht kommt es von deiner Seite der Familie. Denk an Portia. Ihr Vater war dein Bruder.«
»Darauf wäre ich nicht gekommen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber Portia und Phoebe waren schon für Überraschungen gut. Ich hätte auch auf deine gefasst sein müssen.«
»Ich
war nicht darauf gefasst«, gluckste Olivia. »Es k- kam aus heiterem Himmel.«
Cato wusste, was Liebe aus heiterem Himmel bedeutete. »Es gibt Dinge, die ich besprechen müsste … mit deinem … deinem …«
»Mit meinem Piraten«, soufflierte sie ihm. »Anthony ist aber an Mitgift und Ähnlichem nicht interessiert.«
»Dann ist er zu empfehlen«, sagte Cato trocken. »Ein seltener Mensch, der solche Dinge nicht bedenkt.«
»Er ist ein seltener Mensch und sehr wohl im Stande, für mich zu sorgen.«
»Dank seiner durch dunkle Kanäle erworbenen Gewinne.« Wieder färbte Entrüstung seinen Ton. »Um Himmels willen, Olivia, es muss doch einen Weg geben, ihn zu einem anständigen, gesetzestreuen Leben zu bewegen.«
»Er ist nicht wie andere«, sagte sie leise. »Wenn er es wäre, würde ich ihn nicht lieben. Und wenn ich versuchte, ihn zu ändern, würde er mich nicht lieben können.«
Cato seufzte enttäuscht. Schweigend und mit gefurchter Stirn hielt er sie noch immer umfangen. »Ich möchte nicht, dass meine Tochter von den Launen eines Mannes oder den Wechselfällen des Schicksals abhängt«, sagte er schließlich. »Ich werde einen Treuhandfonds für dich einrichten.«
»Das ist nicht nötig, dennoch danke ich dir«, sagte sie.
»Der König soll bald nach London geschafft werden. Ich werde dir eine Adresse in London geben, an die du mir Nachrichten schicken kannst.«
Er ließ sie los und wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu. »Ich möchte oft Nachricht von dir bekommen«, sagte er und schrieb hastig etwas auf ein Stück Pergament.
»Ich schreibe dir, wann immer es sich einrichten lässt.«
»Und falls dein Pirat dich für ein paar Tage entbehren könnte …?« Er zog eine Braue hoch, als er ihr das Blatt reichte.
»Piraterie ist ein unsicheres Leben«, sagte sie und nahm das Papier.
»Ja, das lässt sich denken.« Wieder seufzte er. »Gibt es denn keine Möglichkeit, wie du …«
»Nein«, lautete ihre schlichte Antwort.
»Und ihr gedenkt euren Bund nicht zu legalisieren?« Er blickte viel sagend auf ihre ringlose Hand.
Olivia schüttelte den Kopf.
»Du lieber Gott!«, murmelte er. »Na, wenigstens hast du eigenes Geld, wenn es zum Äußersten kommt.«
»Das wird es nicht«, sagte sie mit überzeugender Festigkeit. »Du musst Anthony vertrauen. Wie ich.«
»Ich bin nicht verliebt in ihn«, konterte er trocken. »Und du bist meine Tochter.«
Darauf wusste Olivia keine Antwort, und er sagte: »Geh jetzt zu Phoebe. Und lass uns nicht zu lange auf Nachrichten warten.« Er zog sie an sich und küsste sie auf die Stirn. »Was ist mit deinen Büchern? Wohin sollen sie geschickt werden?«
In Olivias Augen leuchtete es auf. »Darf ich sie haben?«
»Sie gehören dir. In diesem Haus hat kein Mensch für Plato, Livius, Ovid und wie sie alle heißen Verwendung.«
»Dann werde ich Mike bitten, sie morgen mit dem K- Karren zu holen.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich habe dich lieb.«
»Ich dich auch. Du hast diesen Mann gewählt. Liebe ihn und sei glücklich.«
Beiden standen die Tränen in den Augen, als sie seine Hand fest hielt, dann gab er sie frei, drehte sich um und fuhr sich erschüttert über die Augen. Ungehemmt schluchzend ging nun Olivia und suchte Phoebe auf.
Warum musste man immer eine Entscheidung treffen, wenn es um das Glück ging? Warum konnte man nicht alle Menschen, die man liebte, ständig um sich haben?, dachte sie traurig und öffnete die Tür zum Salon.
Phoebe hätte mit ihrem Freudenschrei Tote zum Leben erwecken können.
Eine Stunde später lief Olivia auf leisen Sohlen über den Sand zu Anthony, der noch immer auf seinem Felsblock saß und mit dem Rücken zur Klippenwand zeichnete. Er war völlig vertieft, und um ihn herum flatterten weggeworfene Blätter im Wind. Er musste gezeichnet haben, seitdem sie ihn allein gelassen hatte.
Sie hielt auf dem Sand inne und sah ihn an, ergötzte sich an ihm, fast das Gefühl habend, etwas Unerlaubtes zu tun, indem sie ihn unbemerkt beobachtete. Würde die Tiefe ihrer Liebe je
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