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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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wurden, sich am schwächsten Mitglied einer Gruppe zu vergehen. Unmöglich konnten sie Tante und Onkel auf diese Weise angreifen, und Warin hätte sie ohne viel Federlesens gründlich versohlt, hätten sie ihm zugesetzt. Zweifellos hätte auch Paen sie verdroschen, wenn er sie dabei erwischt hätte, wie sie Avelyn ärgerten. Doch er war sicher, dass die drei sie nie vor Zeugen drangsaliert hatten. Und Avelyn hatte sie nie verpetzt. Das ehrte sie, bedeutete aber auch, dass sie sich der Wortattacken gegen ihre Selbstachtung nicht hatte erwehren können.
    Als Avelyn ihr Bad sicher beendet hatte und sich ankleidete, war Paen zu dem Schluss gelangt, dass er seiner Frau vor allem Selbstwert vermitteln musste. Ebenso gewiss war er, dass sie gar nicht so unbeholfen war, wie er zunächst geglaubt hatte. Eltern, die so liebevoll und fürsorglich wie die ihren waren, würden ihre Tochter niemals in die Welt entlassen, ohne ihr die Fertigkeiten mitzugeben, die sie brauchte, um im Leben zu bestehen.
    Paen mutmaßte, dass Avelyns Ungeschick und ihre vermeintliche Unzulänglichkeit in Wahrheit nur darauf zurückzuführen waren, dass sie sich in seiner Gegenwart verzagt und unbehaglich fühlte ... Genau wie David, der ja auch dazu neigte, über seine eigenen Füße zu stolpern, weil er unsicher war und um jeden Preis gefallen wollte.
    „Ich bin so weit, Gemahl.“
    Paen schaute sie an und lächelte unwillkürlich. Avelyn trug ein weiteres reizloses übergroßes, dunkles Gewand und hatte sich das nasse Haar streng aus dem Gesicht gebunden. Dennoch sah er, wie schön sie war. Sie hatte große Augen, die Herzlichkeit und Güte ausstrahlten, und der Anflug eines Lächelns umspielte ihren sinnlichen Mund.
    Seine Eltern hatten weise gewählt, entschied Paen. Er war höchst zufrieden mit der Braut, die sie ihm ausgesucht hatten. Eines Tages, da war er zuversichtlich, mochte er gar Zuneigung für sie entwickeln. Fürs Erste genügte es, dass sie ihm gefiel. Es war gut, eine Frau zu haben, die einem gefiel. Das machte es leichter, das ganze Leben an ihrer Seite zu verbringen.
    Als ihm aufging, dass er sie wie ein Tölpel angrinste, riss er sich zusammen und forderte Avelyn mit einer Geste auf, ihm voran den Pfad zurück zum Lager einzuschlagen. Während sie so dahingingen, überlegte er, wie er ihre Selbstachtung stärken konnte. Wäre sie ein Pferd, würde er ihr dann und wann einen Apfel zustecken und ihr die Kruppe tätscheln. Wäre sie ein Knappe, würde er ihr kräftig auf die Schulter hauen und sie mit einem „Gut gemacht“ belohnen. Was aber eine Gemahlin anging, war Paen ratlos.
    „Oh, nay!,  Was ...?“
    Avelyns erschrockener Ausruf riss Paen aus seinen Grübeleien. Er wollte fragen, was sie so entsetzt habe, doch sie war bereits in Richtung Zelt davongestürmt. Paen setzte ihr nach und sah, dass das Zelt qualmte und sich eine Menschenmenge darum drängte.
    Fluchend folgte er Avelyn, die sich durch das Getümmel kämpfte.
    „Frau!“ Er griff nach ihrem Arm, um sie aufzuhalten, als sie gerade durch die Zeltklappe tauchen wollte. Erst als seine Hand nutzlos abglitt, fiel ihm der Verband wieder ein.
    Abermals fluchte er und glitt hinter Avelyn ins Zelt.
    „Schon gut, keine Angst.“ Seine Mutter, die den Schaden begutachtet hatte, wandte sich um. „Niemand ist verletzt, und das ist ja das Wichtigste.“
    „ Aye", stimmte sein Vater zu und trat an Paens Seite.
    Nach dem gequälten Laut zu urteilen, den Avelyn beim Anblick der verkohlten Fellreste ausstieß, war sie wohl anderer Meinung.
    „Was ist passiert?“, fragte Paen grimmig.
    „Es sieht so aus, als seien die Felle durch eine Kerze in Brand geraten“, erklärte sein Vater widerstrebend.
    Paen funkelte seine Frau an. „Ich habe Euch gesagt, die Kerze stehe zu dicht bei den Fellen“, knurrte er. „Und ich habe Euch aufgetragen, sie zu löschen, ehe Ihr mir folgt.“
    „Das habe ich doch!“, rief sie. „Ich habe sie ausgepustet!“
    „Offenbar nicht“, erwiderte er scharf. „Zweifellos hattet Ihr es eilig und habt nicht darauf geachtet, ob sie tatsächlich aus war, bevor Ihr mir nachgekommen seid.“
    Avelyn ließ geknickt die Schultern hängen. „Ihr habt recht, Gemahl, so muss es gewesen sein. Es ist alles meine Schuld.“
    Paen runzelte die Stirn ob dieser Wende. Avelyn klang untröstlich, und nun kullerten ihr auch noch dicke Tränen über die Wangen. Es war verdammt schwer, ihr eine ordentliche Abreibung wegen dieser neuerlichen Katastrophe zu verpassen,

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