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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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können, dass sie nur deshalb tagsüber so schläfrig gewesen war, weil sie des Nachts an seinen Kleidern gewerkelt hatte. Hinzu kam, dass sie wirklich hart gearbeitet hatte und all ihre Mühen durch einen einzigen unachtsamen Moment buchstäblich in Rauch aufgegangen waren. Avelyn war der Überzeugung, die Kerze gelöscht zu haben, und meinte sich gar an das dünne Rauchfähnchen zu erinnern, das vom Docht aufgestiegen war. Doch da musste sie sich getäuscht haben.
    Lady Gerville wiegte sie in den Armen. „Avelyn, Liebes.“ Man hörte, wie sehr sie mitlitt. „Hier geht es nicht um die Felle, oder? Die sind schließlich ersetzbar.“
    Avelyn schüttelte den Kopf an der Brust ihrer Schwiegermutter. Der Tränenstrom versiegte allmählich, aber ihr war noch nicht nach Sprechen.
    „Was ist es dann, mein Kind? Fürchtet Ihr etwa, Paen könnte dies als weiteren Beweis für Euer Ungeschick nehmen?“
    Kurz verharrte Avelyn, ehe sie erneut in lautes Schluchzen ausbrach.
    Lady Gerville gab ihren Zuspruch auf und wiegte Avelyn wie ein Kind. Schließlich ging das Weinen in Schniefen und Schluckauf über, und Avelyn löste sich aus der Umarmung und richtete sich auf. Lady Gerville nahm ihre Hand und drückte sie sanft, während sie darauf wartete, dass Avelyn das Wort ergriff.
    „Meint Ihr nicht, Ihr könnt mir nun den eigentlichen Grund nennen?“, fragte sie nach einer Weile.
    Erschöpft nickte Avelyn, starrte aber weiterhin nur bedrückt auf die schwelenden Überreste des Lagers.
    „Möchtet Ihr erst etwas trinken?“, versuchte Lady Gerville es. „Ich könnte Runilda etwas Met bringen lassen.“
    Avelyn schüttelte den Kopf.
    Ein weiterer Augenblick verstrich in Stille. Als Lady Gerville gerade ansetzte, etwas zu sagen, kam Avelyn ihr zuvor. „Ich war dabei, Paen neue Hosen und eine neue Tunika zu nähen“, platzte sie heraus.
    Lady Gerville entspannte sich und drückte ihr abermals die Hand. „Aye, ich weiß, Liebes. Ich hatte mir Sorgen gemacht, weil Ihr immerzu müde wart, und Sely hat dies Eurer Kammerfrau gegenüber erwähnt. Runilda hat mir über Sely ausrichten lassen, ich müsse mich nicht sorgen, Ihr würdet bis tief in die Nacht neue Kleider für Paen nähen.“ Weiterhin hielt sie Avelyns Hand. „Runilda sagte vorhin, dass sie beinahe fertig seien.“
    „Aye, das waren sie.“ Zu Avelyns Verdruss begannen die Tränen aufs Neue zu fließen.
    „Waren?“, fragte Lady Gerville. Eine böse Ahnung schwang in ihrer Stimme mit.
    Avelyn nickte. „Ich habe gerade daran gearbeitet, als Paen kam, um mich mit zum Fluss zu nehmen. Ich habe die Kleider auf den Fellen liegen lassen, die Kerze ausgeblasen und bin ihm nach.“ Wieder schüttelte sie bekümmert den Kopf. „Ich war überzeugt, die Kerze sei gelöscht. Allerdings habe ich nicht gewartet, um mich zu vergewissern. Ich habe einfach angenommen, dass ... “
    „Ihr wollt sagen, die Kleider seien mit den Fellen verbrannt?“, fragte Lady Gerville entsetzt.
    Abermals nickte Avelyn.
    „Ach, mein armes Kind!“ Wieder zog Lady Gerville sie in die Arme. Avelyn schien jedoch keine Tränen mehr zu haben. Die Quelle war versiegt. Sie hatte sich leer geweint.
    Eine Weile lang saßen sie einfach schweigend da. Lady Gerville schien nicht recht zu wissen, was sie sagen sollte, um Avelyn aufzuheitern. „Armes Kind“, murmelte sie immerzu. Avelyn glaubte auch nicht, dass irgendetwas sie hätte aufheitern können. Sie war todmüde, entmutigt und niedergeschlagen. Alles, was sie wollte, war schlafen.
    Plötzlich tauchte Sely auf, einen Stapel Felle auf dem Arm.
    „Lord Gerville hat mich geschickt, das hier zu bringen“ , erklärte sie, warf einen Blick über die Schulter und trat beiseite, damit auch Runilda hereinkommen konnte. Vier Männer folgten Avelyns Kammerfrau auf dem Fuße.
    „Lord Gerville hat die Männer geschickt“, sagte Runilda. „Sie sollen die verbrannten Felle beseitigen.“
    Während Sely sich mit „Lord Gerville“ auf Paens Vater bezog, meinte Runilda Paen selbst. Avelyn war das sofort klar. Dass es zwei Männer dieses Titels gab, ließ sie aus unerfindlichen Gründen kichern, und es klang einigermaßen hysterisch.
    Lady Gerville betrachtete sie besorgt. „Kind, lasst uns Platz machen, damit die Männer sich ans Werk machen können.“
    Avelyn ließ sich von ihrer Schwiegermutter aufhelfen und in einen Winkel des Zelts führen, während die Männer die ruinierten Felle wegtrugen. Runilda hatte einen belaubten Zweig mitgebracht und fegte damit

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