Die Braut des Ritters
an sie zu pressen und mit dem Arm über ihre Brüste zu streichen. Da Avelyn die Zügel führte, hatte Paen kaum etwas zu tun und viel Zeit zum Fantasieren. In seinen Tagträumen waren seine Hände längst geheilt und überaus beschäftigt - damit, Avelyn das Kleid aufzuschnüren und es ihr über die Schultern zu ziehen, sodass ihre nackten Brüste ihm in die Hände fielen; damit, ihre weichen Rundungen zu liebkosen und zu kneten und sie sanft in die Brustwarzen zu zwicken. In seinen Gedanken küsste er ihr den Hals und knabberte daran, während er zugleich ihre Brüste streichelte - und ihr leises, leidenschaftliches Raunen und ihr keuchender Atem waren Musik in seinen Ohren. Er stellte sich vor, wie er mit der Hand über ihren sanft gewölbten Bauch glitt und von dort zwischen ihre Beine tauchte, um ein solch heißes Feuer in ihr zu entfachen, dass sie sich im Sattel umdrehte, ihm die Hosen öffnete, sich - mit seiner Hilfe - auf seine Lanze setzte und ihn ritt, wie sie beide das Pferd ritten.
In der Wirklichkeit diesseits seiner Träume würde sein Pferd ein solches Gebaren vermutlich nicht dulden, würde steigen und sie beide unsanft in den Dreck befördern. Aber in der Wirklichkeit waren seine Hände ja nichts weiter als zwei nichtsnutzige bandagierte Stum-pen, mit denen er keine seiner Fantastereien in die Tat umsetzen konnte ... was ihm zutiefst missfiel.
Das Feuer hatte ihm nicht nur die Hände verbrannt und die Kleider ruiniert, sondern ihn auch noch seiner Hochzeitsnacht beraubt - und aller nachfolgenden Nächte. Paen war überzeugt, dass er seiner Frau bei jeder sich bietenden Gelegenheit beigewohnt hätte, wäre er nicht verletzt gewesen. Jedenfalls erwachte seine untere Körperhälfte jedes Mal zum Leben, wenn er in Avelyns Nähe war. Es schien nicht mehr zu helfen, dass er sie nachts mied und lieber bei den Männern am Feuer schlief, statt im Zelt neben seiner nackten, so verführerisch nahen Frau zu liegen, die dank des Zustands seiner Hände doch so unerreichbar wie eine Nonne war.
Gern hätte Paen sie ihr eigenes Pferd reiten lassen, aber es war seine Pflicht, sie in Bereichen zu unterweisen, in denen sie unkundig war. Obwohl sie ein Naturtalent sein musste, was das Reiten anging, behauptete sie, noch nicht genügend Vertrauen im Sattel zu besitzen, um allein zu reiten. Und er sah es als seine Aufgabe an, sie vor sich auf dem Pferd zu halten, bis sie genügend Selbstvertrauen gewonnen hatte. Da er auf unschöne Weise gelernt hatte, dass sie Unfälle geradezu magisch anzog, wollte er kein unnötiges Risiko eingehen.
„Was soll ich Euch denn erzählen?“, fragte Avelyn und riss Paen damit aus seinen Gedanken.
„Ganz gleich. Hauptsache, Ihr redet“, erwiderte er. „Erzählt mir von Eurer Kindheit auf Straughton Castle. “ Paen wollte wissen, was ihre Erziehung beinhaltet hatte. Die meisten Damen lernten reiten, und er hielt es für wichtig zu erfahren, woran er war und was er ihr noch würde beibringen müssen.
„ Oh, na gut “, erwiderte Avelyn und stürzte sich in einen weitschweifigen Bericht. Rasch erkannte Paen, dass er genauer hätte sein und sie einfach fragen sollen, was man sie gelehrt hatte, denn seine Frau schien Gefallen am Reden zu haben. Auch gestern, während des letzten Reisetags nach Hargrove, hatte sie ununterbrochen geplappert, obgleich sie müde war. Und heute, noch zwei Tage von ihrem Reiseziel entfernt, schwatzte sie weiter. Nicht, dass ihn das störte, denn so hatte er viel über seine Gemahlin erfahren. Allmählich bekam er einen umfassenden Eindruck von ihr selbst, ihrer Familie und ihrer Kindheit.
Umfassender vermutlich, als ihr bewusst ist, dachte Paen. Avelyn äußerte nicht ein böses Wort über ihre Cousins und ihre Cousine. Sie erwähnte nicht, dass diese sie gequält und gedemütigt hatten oder dass die Ankunft der drei auf Straughton Avelyns bis dahin ungetrübte Kindheit vergiftet hatte, die von liebevollen Eltern, einem warmherzigen Bruder und einem sicheren Heim geprägt gewesen war. Nicht ein einziges Mal sagte Avelyn etwas gegen die drei Ungeheuer, und doch erkannte Paen, wie es um diese stand. Er hatte ihre Vettern und ihre Cousine schnell als missgünstig und grausam durchschaut - und brachte wenig Verständnis für die drei auf. Ihren Groll darüber, Vater, Heimstatt und Erbe verloren zu haben, konnte er nachvollziehen - nicht aber, dass sie Avelyn dafür büßen ließen.
Paen nahm an, dass sie von Neid und der natürlichen Veranlagung getrieben
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