Die Braut des Scheichs
Ende des Strandes erreicht. In wenigen Sekunden würde er außer Sichtweite sein. Xenia schluckte deprimiert und wandte sich ebenfalls ab.
2. KAPITEL
Xenia gab der Versuchung nicht nach, sich noch einmal nach ihm umzusehen, sondern blickte starr aufs Meer hinaus.
Ihr langes, glänzendes dunkelbraunes Haar, die ebenmäßigen, fast aristokratischen Gesichtszüge und ein sanft gebräunter Teint verleiteten viele Leute, sie auf den ersten Blick für eine Spanierin oder Italienerin zu halten. Lediglich die leuchtend grünen Augen und ihr leidenschaftliches Temperament waren Hinweis darauf, dass tatsächlich … über die irischen Vorfahren ihres amerikanischen Vaters … keltisches Blut in ihren Adern floss. Und kaum einer kam auf die Idee, dass sie ihr exotisches Aussehen der Tatsache verdankte, dass ihre Mutter Beduinin gewesen war.
Die kühle Brise vom Meer strich ihr durchs Haar und ließ sie frösteln. Doch im nächsten Moment durchzuckte es sie wie elektrisiert, als sie eine Männerhand im Nacken spürte.
„Fünftausend … und den Grund“, flüsterte ihr jemand ins Ohr, dessen Stimme sie sofort erkannte.
Er war zurückgekommen! Xenia wusste nicht, ob sie sich freuen oder entsetzt sein sollte.
„Das ist mein letztes Wort“, warnte er sie leise. „Fünftausend und der Grund. Oder wir kommen überhaupt nicht ins Geschäft.“
Xenia schluckte. Hatte sie eine Wahl? Außerdem, was war schon Schlimmes dabei, es ihm zu erzählen? „Also gut“, sagte sie, so fest wie möglich.
„Sie zittern“, sagte er, denn seine Hand lag immer noch in ihrem Nacken. „Warum? Haben Sie Angst? Oder sind Sie erregt?“ fügte er bedeutsam hinzu und ließ den Daumen über ihren Hals gleiten.
Entschlossen befreite sich Xenia aus seinem Griff. „Weder noch! Mir ist einfach nur kalt.“
Ein spöttisches Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. „Aber natürlich. Sie möchten also, dass ich Sie öffentlich umwerbe und verführe? Warum? Verraten Sie es mir!“
Sie atmete tief ein. „Es ist eine ziemlich lange und komplizierte Geschichte …“
„Ich bin ganz Ohr.“
Xenia schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. Dann blickte sie auf und begann zu erzählen: „Mein Vater war ein amerikanischer Diplomat. Er lernte meine Mutter kennen und lieben, als er hierher nach Zuran versetzt wurde. Aber ihr Vater war gegen die Verbindung, denn er hatte andere Pläne. Abu Assad hielt es für die Pflicht einer Tochter, sich als Faustpfand für die Erweiterung des Familienimperiums benutzen zu lassen.“ Xenia konnte ihre Verbitterung nicht verhehlen. „Als meine Mutter dann gegen seinen Willen mit meinem Vater durchbrannte, wollte mein Großvater nichts mehr mit ihr zu tun haben. Und er verbot auch ihren Brüdern und deren Ehefrauen jeglichen Kontakt mit ihr. Sie hat mir das alles erzählt … wie grausam ihr Vater ihr gegenüber gewesen ist!“
Ein wehmütiger Ausdruck huschte über Xenias Gesicht. „Meine Eltern wurden sehr glücklich miteinander, aber als ich siebzehn war, kamen sie bei einem Unfall ums Leben. Mein Patenonkel holte mich zu sich nach England. John Feinnes ist ebenfalls Diplomat und war der beste Freund meines Vaters. Die beiden hatten sich damals in Zuran kennen gelernt, als sie in ihren jeweiligen Botschaften hier stationiert waren. Wie auch immer, ich habe in England mein erstes Studium abgeschlossen und bin mit meinem Patenonkel um die Welt gereist. Eine Zeit lang habe ich für eine Hilfsorganisation vor Ort gearbeitet und hatte eigentlich vor, noch ein Studium zum Master anzuschließen, aber dann kam mein Onkel Hassan, einer der Brüder meiner Mutter, unerwartet nach London und setzte sich mit meinem Patenonkel in Verbindung. Er sagte ihm, mein Großvater wolle mich sehen und wünsche, dass ich nach Zuran kommen solle. Ich wollte natürlich nichts mit meinem Großvater zu tun haben, denn ich wusste ja, wie sehr er meine Mutter verletzt hatte. Sie hatte nie aufgehört zu hoffen, dass er ihr verzeihen und ihre Briefe beantworten würde … doch es kam nie eine versöhnliche Geste von ihm. Nicht einmal nach dem tödlichen Unfall. Keiner von der Familie meiner Mutter kam zur Beerdigung. Mein Großvater hat es nicht erlaubt!“
Xenia blinzelte zornig gegen die aufsteigenden Tränen an. „Mein Patenonkel bat mich, noch einmal in Ruhe da rüber nachzudenken. Er meinte, die Versöhnung der Familie entspräche sicher dem Wunsch meiner Eltern. Ich erfuhr, dass mein Großvater einer der Hauptteilhaber dieser
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