Die Braut des Scheichs
möchte Ihnen ein Angebot machen.“
Er schwieg einen Moment, was ihr die Gelegenheit gab, ihn genauer zu betrachten. Am Nachmittag hatte sie aus der Ferne ausgiebig seinen athletischen Körper bewundern können, nun aber stellte sie fest, dass auch seine markanten Gesichtszüge der Marmorstatue eines griechischen Gottes würdig gewesen wären. Lediglich die Farbe seiner Augen konnte sie im Zwielicht nicht genau erkennen. Doch sie vermutete, dass er braune Augen hatte, und atmete insgeheim erleichtert auf. Denn braunäugige Männer hatten sie noch nie besonders reizen können … aus irgendeinem Grund hatte sie sich schon als Teenager immer ausgemalt, dass der Held ihrer Träume einmal klare silbergraue Augen haben würde.
„Ein Angebot?“ wiederholte ihr Gegenüber nun so desinteressiert, dass es sie fast kränkte. „Wissen Sie, ich habe es nicht nötig, mit Frauen ins Bett zu gehen, die mir eindeutige Angebote machen. Als Mann ziehe ich es vor, meine Beute selber zu jagen. Wenn Sie es aber sehr nötig haben, könnte ich Ihnen vielleicht eine Empfehlung geben, wo Sie mehr Glück haben werden.“
Xenia kribbelte es in den Fingern, ihm für diese Beleidigung eine Ohrfeige zu versetzen. Aber obwohl ihr dies vermutlich eine gewisse Genugtuung verschafft hätte, wäre es für ihre konkreten Pläne bestimmt nicht zuträglich gewesen. Und seine aggressiv männliche Haltung bestätigte nur, dass er für ihre Zwecke genau der Richtige war. Ein Schürzenjäger, den kein zukünftiger Ehemann gern in der Gesellschaft seiner zukünftigen Ehefrau sehen würde.
„Es handelt sich nicht um diese Art von Angebot“, sagte sie deshalb standhaft.
„Ach nein? Um was für eine Art von Angebot denn?“ fragte er herausfordernd.
„Die Art, die gut bezahlt wird und trotzdem nicht illegal ist“, antwortete Xenia prompt und hoffte, damit sein Interesse zu wecken.
Er bewegte sich ein wenig zur Seite, so dass das Licht der Marinabeleuchtung nun mehr auf ihr Gesicht fiel. Anscheinend wollte er nun seinerseits sie genauer in Augenschein nehmen. Xenia war nicht besonders eitel, aber sie wusste, dass sie gemeinhin als attraktiv galt. Wenn dieser Mann allerdings auch der Ansicht war, dann verriet seine Miene nichts davon. Völlig unbewegt begutachtete er sie derart intensiv, dass sie sich zusammennehmen musste, um nicht zurückzuweichen, und sich unwillkürlich die Arme schützend um die Taille legte.
„Klingt faszinierend“, sagte er dann spöttisch. „Und was müsste ich tun?“
Xenia entspannte sich etwas. „Sie müssten mich umwerben und verführen … und das in aller Öffentlichkeit.“
Nicht ohne Genugtuung bemerkte Xenia das kurze Aufblitzen in seinen Augen. Es war ihr tatsächlich gelungen, ihn zu überraschen. Doch er hatte sich schnell wieder im Griff. „Verführen?“ wiederholte er scharf und mit einem unüberhörbar eisigen Unterton.
„Nicht wirklich“, erklärte sie rasch. „Genau genommen möchte ich, dass Sie so tun, als würden Sie mich verführen.“
„So tun, als ob? Warum?“ fragte er sofort und lächelte verächtlich. „Haben Sie einen Liebhaber, den Sie eifersüchtig machen wollen?“
„Nein, keineswegs!“ wehrte Xenia mühsam beherrscht ab. „Ich möchte einfach dafür bezahlen, dass Sie dafür sorgen, dass ich … meinen guten Ruf verliere.“
Ihr Gegenüber schien zu erstarren, und ein seltsamer, nachdenklicher Ausdruck huschte über sein Gesicht, den sie nicht deuten konnte. „Darf ich fragen, warum Sie Ihren Ruf verlieren wollen?“ erkundigte er sich dann.
„Sie dürfen fragen“, antwortete Xenia unverblümt, „aber ich werde es Ihnen nicht verraten.“
„Nicht? Nun, in dem Fall werde ich Ihnen nicht helfen.“ Er wandte sich bereits ab.
Xenia geriet in Panik. „Ich bin bereit, Ihnen fünftausend Pfund zu zahlen“, rief sie ihm nach.
Er blieb stehen und drehte sich langsam wieder um. „Zehntausend, und wir kommen vielleicht … und nur vielleicht … ins Geschäft“, erwiderte er gelassen.
Zehntausend Pfund! Xenia schluckte. Ihre Eltern hatten ihr zwar einen durchaus beachtlichen Treuhandfonds hinterlassen, aber bis sie fünfundzwanzig war, kam sie an eine derart große Summe ohne die Zustimmung der Treuhänder nicht heran, von denen einer ihr Patenonkel war. Und der war nicht zuletzt mit schuld, dass sie überhaupt zu diesen Mitteln greifen musste! Geschlagen ließ sie den Kopf sinken.
Der Surflehrer hatte sich wieder abgewandt und ging davon. Er hatte schon fast das
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