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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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Hand aus und berührte den bemalten Stab. Dann zuckte sie noch einmal und lag still.

6. Kapitel
     
    An die Tage, die sie im Dämmerzustand verbrachte, sollte Clarissa sich später nur bruchstückhaft erinnern. Da war der von Schmerzen überlagerte Eindruck, von kraftvollen Armen hochgehoben und zu einem Ort voll warmer Dunkelheit getragen zu werden. Die Erinnerung an weiche Lederdecken, die ihren zerschlagenen Körper einhüllten, und an den scharfen Geruch der Salben, die sich kühlend auf ihre Haut legten. Und dann das überwältigende Gefühl, sterbenswund zu sein – die geschundenen Glieder und das geschwollene, schorfbedeckte Gesicht.
    Und noch ein Bild würde sie im Gedächtnis behalten: Augen, die besorgt auf sie herabblickten. Ein Paar schwarze scharfe Augen, eingebettet in ein dichtes braunes Netzwerk von Runzeln, und ein anderes Paar von einem klaren, durchdringenden Blau.
    Diese blauen Augen waren es auch, die sie ansahen, als Clarissa an einem Frühlingsmorgen wieder zu klarem Bewusstsein kam. Sie schaute auf in Wolf Hearts sorgenvolles Gesicht und sah die Erleichterung, die sich darin abzeichnete. Sie bemerkte das Lächeln, das um seine Lippen spielte, und die Wärme, die seinen eben noch strengen Blick weich machte, als er sich über sie beugte.
    Und dann erinnerte sie sich an all das, was er ihr angetan hatte.
    "Du!" stieß sie mit rauer, krächzender Stimme hervor. "Ich hätte dich getötet, wenn ich es bis zu dir geschafft hätte – den Knüppel genommen und dein arrogantes Gesicht zu Brei geschlagen!"
    Sein Blick wurde hart, und sein Lächeln bekam einen ironischen Zug. "Ehrlich gesagt, gibt es genug Gesichter, in die du geschlagen hast. Noch nie hatte ein Spießrutenlauf für die Beteiligten so üble Folgen."
    "Aber sie haben mich am Leben gelassen …" Ihre Worte erstarben, als ein schrecklicher Gedanke ihr durch den Kopf schoss. Hatte sie nur überlebt, damit sie auf eine noch grausamere Weise sterben konnte? Würde man sie foltern oder verbrennen?
    "Ja, du wirst am Leben bleiben." Seine Worte beantworteten ihre unausgesprochene Frage. "Deine Prüfung ist vorbei."
    "Und ich habe bestanden?" fragte sie spöttisch.
    "Ja. Du kannst nun eine von uns werden."
    "Eine Shawnee werden?" Sie schwieg einen Augenblick und fuhr dann in dem Bestreben, ihm wehzutun, hitzig fort: "Nein, besten Dank! Lieber möchte ich ein Hund sein."
    "Wie du willst. Niemand wird dich zwingen." Seine Stimme war jetzt kalt und sein Gesicht wie eine steinerne Maske. Voll Unbehagen wandte Clarissa sich ab. Ihr Blick glitt über das runde Dach der Hütte und verweilte auf den Kräuterbündeln, die von den Querstangen herabhingen.
    "Und was wird dann aus mir?" fragte sie kleinlaut. Sie fürchtete plötzlich, zu weit gegangen zu sein.
    Sein Blick streifte kurz die grauhaarige alte Indianerin, die gerade mit einem Arm voll Weidenruten hereinschlurfte. Clarissa erkannte in ihr die Frau, die ihr in der Gefangenenhütte Essen gebracht hatte.
    "Du gehörst jetzt Swan Feather", sagte Wolf Heart mit gedämpfter Stimme. "Ihre eigene Tochter starb am Husten des weißen Mannes. Sie ist alt und braucht eine starke junge Hilfe, die ihr zur Seite steht."
    "Du meinst, ich soll ihre Sklavin sein?" Clarissa wollte sich aufrichten, doch der stechende Schmerz in ihren Rippen hielt sie zurück. Ächzend ließ sie sich wieder auf die weiche Unterlage aus Büffelleder sinken, die ihr als Kopfkissen diente.
    "Sklavin oder Tochter", erwiderte Wolf Heart mit ernstem Blick. "Du hast die Wahl."
    "Ich verstehe." Niedergeschlagen schloss sie die Augen und überdachte ihre Situation. Man würde sie also nicht freilassen, niemals. Wenn es ihr nicht gelang, diesen Wilden zu entkommen, würde sie weder ihre Familie noch ihre Heimat wiedersehen.
    Sie hob die Hand an den Kopf. Mit ihren Fingerspitzen strich sie über die geschwollene Wange, hielt einen Moment erschrocken inne und tastete dann mit hastigen Bewegungen ihr ganzes Gesicht ab: die gebrochene Nase, die verquollenen Augen und die noch nicht verheilten Striemen und Schnitte, von denen manche so tief waren, dass sie die Narben mit ins Grab nehmen würde.
    Voller Entsetzen riss sie die Augen auf, als erwachte sie gerade aus einem Albtraum. "Oh nein", flüsterte sie tonlos. Wo war ihre makellose Schönheit geblieben? " Nein!"
    "Was ist denn jetzt schon wieder?" fragte Wolf Heart stirnrunzelnd.
    "Mein … Gesicht!" würgte sie hervor und starrte ihn durch die gespreizten Finger an. "Verstehst du denn nicht?

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