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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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war so kalt, dass er nach Luft schnappte. Cat Follower bemerkte es und brach in Gelächter aus.
    "Das Wasser ist jetzt genau das, was du brauchst, um dein heißes passah-tih abzukühlen! Du wirst einen ganzen Mond lang für keine Frau zu gebrauchen sein." Japsend ließ er sich zu Boden sinken. "He, vergiss die Frauen. Das Dorf braucht Fleisch, und ich weiß eine Stelle vier Tagesritte flussaufwärts, wo die Büffel unvorstellbar fett sind. Lass uns auf die Jagd gehen."
    "Da hast du dir ja genau den richtigen Zeitpunkt ausgesucht." Wolf Heart hatte den Baumstamm ans Ufer gezogen und musterte ihn kritisch von allen Seiten. "Er muss sofort weiter bearbeitet werden, solange die Rinde noch weich ist. Das wird den ganzen Tag dauern."
    "Nicht, wenn ich dir helfe." Cat Follower holte sein eigenes Beil hervor und begann, die dicht belaubte Krone der Ulme abzuschlagen. "Komm mit mir auf die Jagd. Es wird deine Gedanken von dem Rotfuchs ablenken. Und wenn sie wie alle anderen Frauen ist, dann bekommt sie in der Zwischenzeit genug Gelegenheit, dich zu vermissen. Komm mit, es wird euch beiden gut tun. Und sag jetzt nicht, dass ich Unrecht habe."
    Mit finsterem Gesicht versuchte Wolf Heart, die Spötteleien seines Freundes zu ignorieren. Aber dann gab er resigniert nach. Es würde Clarissa noch schwer genug fallen, sich an das Leben der Shawnee anzupassen. Vielleicht war es sogar gut für sie, wenn er sich nicht einmischte. Bestimmt würde Swan Feather, die beste Freundin seiner verstorbenen Shawnee-Mutter, eine kluge und sanfte Lehrerin sein. Und wie er Clarissa kannte, würde sie sich nicht unterkriegen lassen. Auch ohne ihn konnte sie sich durchsetzen.
    Und wenn sie auf die Idee kam, zu fliehen?
    Er verdrängte den Gedanken, bevor er richtig darüber nachgedacht hatte. Niemand konnte Clarissa Rogers vor sich selbst schützen. Wenn sie sich eine Dummheit in den Kopf setzte, konnte er sie wohl kaum davon abhalten.
    "Also?"
    Cat Follower wartete, einen fragenden Ausdruck auf seinem pockennarbigen Gesicht.
    "Wie du meinst, Bruder", stimmte Wolf Heart widerwillig zu. "Machen wir uns an die Arbeit. Und dann auf zur Jagd."
     
    Sieben Tage und Nächte waren vergangen, ohne dass Wolf Heart sich in Swan Feathers Hütte hatte blicken lassen. Eine Zeit lang hatte Clarissa bei jedem Geräusch die Ohren gespitzt, ob sie vielleicht diese unverwechselbare Stimme hörte – eine Stimme, die deutlich tiefer war als das melodische Timbre der Männer, die er seine Brüder nannte. Sie hatte auf jeden Schatten geachtet, der an der Türöffnung vorbeiglitt, in der Hoffnung, dass es vielleicht der seine wäre. Doch die Hoffnung erfüllte sich nicht. Er war fort, und da sie die Sprache der Shawnee nicht beherrschte, konnte sie nicht einmal fragen, wo er war.
    Wann immer Clarissa an Wolf Heart dachte, schwankte sie zwischen Zorn und Sehnsucht. Er hatte sie in diese missliche Lage gebracht, und das würde sie ihm nie verzeihen. Doch nun, nachdem er fort war, ging ihr auf, wie allein sie sich ohne ihn fühlte. Der Mann, der einst Seth Johnson geheißen hatte, war ihre einzige Verständigungsmöglichkeit und die letzte Verbindung zu der Welt, aus der sie kam.
    Die Tage mochten zwar einsam sein, waren aber nicht müßig. Nachdem Clarissa wieder klar sehen konnte, hatte Swan Feather sie mit Arbeit versorgt. Sie musste Körbe voller Bohnen putzen und zahllose Bündel Weidenzweige entrinden. Sowie sie wieder knien und ihre Hände benutzen konnte, hatte sie sich endlose Stunden mit dem Schleifstein abgequält, bis sie vor Schmerzen kaum noch aufrecht sitzen konnte und die Haut an ihren Fingern aufplatzte und blutete. Als sie sich darüber beklagte, indem sie ihrer Aufseherin die geschundenen Hände vorwurfsvoll hinhielt, hatte die alte Frau als Antwort nur ihre eigenen abgearbeiteten, schwieligen Handflächen ausgestreckt. Daraufhin hatte Clarissa sich nicht mehr beklagt.
    Swan Feather war eine strenge Lehrmeisterin. Sie sprach wenig und lächelte noch seltener. Ihre Befehle beschränkten sich auf Grunzen, Stupsen, Gestikulieren und gelegentlich einen etwas derberen Stoß. Clarissa zügelte den ihr angeborenen Widerspruchsgeist und fügte sich. Gehorsam fördert Vertrauen, sagte sie sich immer wieder, wenn ihr Temperament mit ihr durchgehen wollte. Nur wenn die Shawnee ihr trauten, würde ihre Wachsamkeit nachlassen und sie bekäme eine Chance zur Flucht.
    Diese Hoffnung war das Einzige, woran sie sich klammern konnte. Während ihre Hände sich plagten, ging

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