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Die Braut des Wuestenprinzen

Die Braut des Wuestenprinzen

Titel: Die Braut des Wuestenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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wusste sie nichts zu sagen.
    In Erwartung ihres Einwands hob er die Brauen, doch sie fragte nur: „Warum hast du ihn dann gehen lassen?“
    „Ich habe ihn nicht gehen lassen. Er ist mir entkommen. Er hat den Wächter mit bloßen Händen …“
    Da lächelte Elenor zufrieden. „Gabriel hat den schwarzen Gurt. Den siebten Dan.“
    In Karims Augen glitzerte es bedrohlich. „Hör auf, die Vorzüge anderer Männer zu preisen!“
    Wütend, weil sie nichts zu entgegnen wusste, wandte Elenor sich ab.
    Nach der Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft hatte Elenor den König noch einmal aufgesucht. Er lächelte und sagte ihr, wie erfreut er sei. Unmittelbar darauf verschlechterte sich sein Zustand, und sie durfte ihn nicht mehr besuchen.
    Oft fühlte sie sich unerträglich einsam. Der Winter begann, und es fiel mehr Schnee, als sie je in ihrem Leben gesehen hatte. Karim kam selten in den Palast, und wenn, dann hatte er kaum mehr als ein oder zwei Stunden Zeit für sie. Ihr Waffenstillstand blieb nicht von Dauer, sie stritten wieder oft miteinander. Jedes Mal endete es damit, dass er sie fragte, was sie wollte. „Was willst du denn, Nuri? Was willst du von mir?“
    Glauben, dass er sie liebte – das war alles, was sie wollte.
    „Ich liebe dich! Natürlich liebe ich dich! Was soll ich denn tun? Was soll ich denn sagen? So glaube mir doch!“
    Aber sie konnte ihm nicht glauben, und darum ging es immer wieder von vorn los.
    „Wie geht es deinem Vater?“ Der Gesundheitszustand des Königs fand in den westlichen Medien keine Erwähnung. Inzwischen ritten sie bereits eine Stunde schweigend nebeneinander her.
    „Er ist im Krankenhaus“, erwiderte Karim.
    „Das tut mir leid. Werde ich ihn besuchen können?“
    „Das könntest du, wenn er hier wäre. Aber er ist in Deutschland. In unseren Krankenhäusern gibt es zu wenig Personal für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Außerdem stehen uns die Medikamente, die er braucht, hier nicht zur Verfügung.“
    Sie wusste, wie sehr er seinen Vater liebte und verehrte. „Das tut mir leid“, wiederholte sie. „Seit wann ist er dort?“
    „Seit ein paar Monaten. Er hat es bis zum Kriegsende ausgehalten, dann ist er zusammengebrochen.“
    „Also hat er sich nach dem zweiten Anfall ein wenig er holt?“, fragte sie weiter.
    Welcher zweite Anfall?“
    „Als ich schwanger war. Ich habe ihn jeden Tag besucht, und dann, kurz nachdem … Da hatte er doch … Ich hatte angenommen, dass es ein zweiter Herzanfall wäre. Jedenfalls durfte ich nicht mehr zu ihm.“
    Überrascht sah Karim sie an. „Da verwechselst du etwas. Es war nicht seinetwegen, sondern deinetwegen. Du warst diejenige, die zu krank war.“
    „Nein, Karim, ich bin sicher, dass … Ich war damals zwar müde, aber nicht so müde. Ich bin ganz sicher, dass …“Sie hielt inne. „Puran hat gesagt, dass er zu krank ist, um mich zu sehen, ganz sicher!“
    Als Karim daraufhin nur mit den Schultern zuckte, verlor sie die Lust, ihm weitere Fragen zu stellen.
    Am Ende waren die einzigen Personen, die Elenor noch regelmäßig sah, Puran, Nargis und Dallia. Wegen Elenors begrenzter Parvanischkenntnisse beschränkten sich die Unterhaltungen mit Dallia auf Dinge des täglichen Lebens. Nargis hatte sich in den Kopf gesetzt, ihr Englisch durch viel Übung aufzubessern, was Elenor momentan zu anstrengend fand. Nur Puran verstand, was Elenor durchmachte, und tröstete sie mit der Versicherung, dass alles gut würde. Nur sie kannte Elenors Ängste und Befürchtungen und den Schmerz darüber, benutzt worden zu sein. Sie sagte, Karim hätte Elenor fortschicken sollen, damit sie in Ruhe ihr Kind bekommen könnte.
    Aber jetzt konnte sie nicht mehr weg. So ungerecht es war – Elenor musste bleiben und das Kind hier zur Welt bringen. Hätte Puran vor Wintereinbruch gewusst, welch schreckliches Heimweh Elenor befallen würde, hätte sie versucht, ihr zu helfen. Wenn Elenor ihr doch nur die Schwangerschaft früher anvertraut hatte! Doch nun war es zu spät.
    „Herrin!“, hatte Dallia ihr einmal zugeflüstert und sich dabei argwöhnisch umgesehen. „Vergesst die Münze nicht! Denkt an die Münze!“
    Es dauerte eine Weile, bis Elenor begriff, wovon das Mädchen sprach. Es ging um die Münze, die in das Hochzeitsgemach gelangt war und deren Anwesenheit einen Feind vorhersagte. Elenor dachte eine Weile über Dallias Bemerkung nach, bis ihr die zweite Münze einfiel. Von der Dallia nichts wusste.
    Wenn der Fluch der ersten Münze aufgehoben war, was war

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