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Die Braut des Wuestenprinzen

Die Braut des Wuestenprinzen

Titel: Die Braut des Wuestenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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dann mit der zweiten Münze? Bekam sie die Bedeutung der ersten Münze, oder hatte sie immer noch die Bedeutung von zwei Münzen?
    Plötzlich bekam Elenor furchtbare Angst um ihr Baby. Ihre Schwangerschaft verlief ungewöhnlich schwierig. Gab es einen Zusammenhang mit den Münzen?
    Auch in dieser Frage war Elenor ganz auf Puran angewiesen. Diese kannte sich mit Schwangerschaft ebenso gut aus wie mit den Gebräuchen bei Hof. Als Elenor die Furcht vor der möglichen Bedeutung der Münzen nicht mehr ertrug, fragte sie Puran um Rat.
    „Also, du hast zwei Münzen verloren“, wiederholte Puran langsam, „und das Kind hat nur eine davon aufgehoben.“
    Elenors Mut sank. Sie hatte gehofft, eine starke, vernünftige Frau wie Puran, die obendrein jeglichen Umgang mit der alten Religion mied, hätte kein Verständnis für den antiquierten Aberglauben. Doch die alte Frau war entsetzt, auch wenn sie es zu verbergen suchte.
    „Aber du hast keine von den Münzen berührt, oder?“, fragte sie.
    „Nein – ich bin nur mit dem Fuß auf eine der Münzen getreten.“
    Purans Blick verschloss sich. „Oh … ah, gut.“ Dann zuckte sie mit den Schultern und lächelte wieder. „Das ist alles nur Aberglaube, am besten machst du dir keine Gedanken mehr darüber. Wir sind ohnehin schon vomTod umgeben. Der Krieg wird von Tag zu Tag schlimmer.“
    Doch in ihren Augen lag ein mitleidiger Glanz, und als sie sich verneigte und ein kurzes Gebet murmelte, hielt Elenor es nicht mehr aus. „Sag es mir, bitte sag es mir!“, flehte sie.
    Da seufzte Puran und schüttelte traurig den Kopf. „Mein Kind, wenn eine Frau zwei Münzen findet … Bitte vergib mir! Ich hätte dich warnen müssen.“
    Mit Panik im Blick sah Elenor sie an.
    „Eine Braut, die zwei Münzen im Zimmer findet, sollte es vermeiden, in dem Jahr nach der Hochzeit schwanger zu werden.“
    Der Schreck fuhr Elenor in die Glieder. Immer wieder versuchte sie, sich einzureden, dass es nichts als ein dummer Aberglaube war. Doch ihre Angst war stärker als ihre Vernunft.
    Bis in die Hauptstadt brauchten sie mehrere Stunden. Auf dem Weg dorthin sah Elenor, wie sehr das Land im Krieg zerstört worden war.
    Schließlich erreichten sie die Hauptstadt. Shahr-i Bozorg lag in Schutt und Asche. Alles war zerstört und entvölkert. Ein ehemals moderner Wohnbezirk sah nun aus wie die Kulisse für einen Kriegsfilm. Abgemagerte Kinder liefen herum, und zwischen den Ruinen stieg Rauch von den Feuern auf, die die zerstörten Küchen ersetzten.
    Nur die glänzende Kuppel der Hauptmoschee war unversehrt.
    Ihr letztes Treffen mit Karim war furchtbar gewesen – warum, das wusste sie nicht mehr. Elenor hatte geschrien und gedroht, ihn zu verlassen. Und dann hatte er es gesagt: „Elenor! Ich verstoße dich, ich verstoße dich!“ Und bevor sie etwas erwidern konnte, hatte er auf dem Absatz kehrtgemacht und war gegangen.
    Die Wehen kamen zwei Monate zu früh. Elenors Arzt hatte gerade alle Hände voll zu tun und versprach, so bald wie möglich zu kommen. Die Hebamme antwortete nicht auf die Nachricht, die man ihr geschickt hatte.
    Also waren nur Puran, Dallia sowie eine fremde Hebamme, die Puran gefunden hatte, bei ihr. Elenor litt Schmerzen, von denen sie es vorher nicht für möglich gehalten hätte, dass ein Mensch sie ertragen kann. Und außer einem Gebräu aus Kräutern gab es keine Schmerzmittel.
    Vor allem aber hatte sie Angst. Monatelang hatte Elenor Puran vertraut, doch nun misstraute sie ihr plötzlich und unerwartet. Seit ihrem 16. Lebensjahr lebte sie wohlbehütet hier im Palast. Wie konnte sie etwas über Geburtshilfe wissen?
    Abwechselnd besinnungslos vor Schmerzen und rasend vor Angst, schrie sie nach Karim, aber er kam nicht. Sicher war er im Kampf gefallen, denn wenn er am Leben gewesen wäre, wäre er zu ihr gekommen.
    „Er ist tot! Mein Mann ist tot! Wo ist er? Wo ist mein Mann? Ich brauche ihn! Warum ist er nicht hier? Er hat mich verstoßen. Hat er das wirklich so gemeint? Warum kommt er nicht?“
    „Pressen, Elenor!“
    „Sie müssen pressen, Herrin! Denken Sie an Ihr Baby!“
    „Kavi, Kavi! Er ist tot, nicht wahr? Oh, mein Baby, mein Baby!“
    „Pressen! Pressen!“
    „Wo ist er? Sagt mir doch die Wahrheit! Ist er tot?“
    Endlich kam das Baby. Als Puran sich über Elenor beugte und flüsterte: „Gott hat es so gewollt. Er ist tot“, wusste sie, dass Puran nicht von Karim sprach, sondern von ihrem neugeborenen Sohn.
    Und sie verlor das Bewusstsein.
    Als sie das Tor

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