Die Braut des Wuestenprinzen
der älteren Frau zusammen, aber momentan fühlte sie sich so einsam, dass sie sich sogar über Purans Besuche freute.
„Als mein Schwager sich wünschte, dass Karim heiratet, ging es ihm nicht ausschließlich um Geld. Es tut mir leid, wenn du meinetwegen dachtest, dass es so wäre.“
„Oh“, erwiderte Elenor nur. Sie hörte, dass Puran log, und fragte sich, wer Puran aufgetragen hatte, ihren Fehler von neulich wiedergutzumachen. Karim oder sein Vater?
„Und das Baby, jetzt, natürlich … KeineWeisheit kann es mit der Weisheit einer Frau aufnehmen. So sagt man hier.“
Momentan bekam Elenor nicht viel mehr von der Welt mit, als dass ein Baby in ihr heranwuchs. Sie wünschte, ihre eigene Mutter wäre anstelle der Frau mit den harten Gesichtszügen bei ihr. „Ich fühle mich nicht besonders weise“, erwiderte sie.
„Mein Schwager hat immer befürchtet, dass ein Krieg das Ende seiner Blutlinie bedeuten könnte. Nur Karim kann sie weiterführen. Wir hatten geplant, dass Karim Nargis heiratet, sobald sie siebzehn wird. Sie haben sich immer geliebt. Du weißt ja, wie sie an ihm hängt. Aber dann erkannten wir, dass der Krieg nicht mehr zu verhindern war. Und Nargis ist noch so jung – sie wächst noch. Es wäre nicht richtig, wenn sie in ihrem Alter schon ein Kind bekommen würde. Als Kavad erfuhr, dass Karim die Tochter eines reichen Amerikaners heiraten würde, drängte er Karim, so schnell wie möglich nach Parvan zu kommen und den Erhalt der Blutlinie sicherzustellen. Damals dachte ich, dass er einen Fehler macht. Ich fand, es könnte nicht schaden, noch ein Jahr auf Nargis zu warten. Aber der König sagte, dass der Krieg früher beginnen würde, und er behielt recht.“
„Was hat der Krieg denn damit zu tun?“, fragte Elenor, halb abwesend. Erst Sekunden später begann die Bedeutung dessen, was Puran gesagt hatte, zu ihr durchzudringen.
„Wenn Karim stirbt, würden Unruhen unter den Nomadenstämmen ausbrechen. Aber wenn er einen Sohn hat, werden die Nomaden ruhig bleiben. Solange du die Zukunft des Königreichs unter dem Herzen trägst, wird er dich nicht fortjagen. Es war sehr klug von dir, Karim zu erzählen, dass es ein Junge wird.“
„Aber ich fühle, dass es ein Junge ist“, beharrte Elenor, der Purans Verhalten nicht geheuer war.
„Natürlich“, lächelte Puran. „Viele Frauen fühlen am Anfang, dass es ein Junge wird. Schließlich wollen sie, dass ihre Ehemänner zufrieden sind!“
Ein langer Zug von Pferden, Maultieren und Männern erklomm den Hang in Richtung des nördlichen Passes. Karim ritt neben Elenor, obwohl eine Flucht hier ohnehin undenkbar war. In der Mitte der Prozession ritt ein Mann, dessen Augen verbunden und dessen Hände auf dem Rücken gefesselt waren.
Elenor betrachtete den Gefangenen. „Habt ihr Gabriel auch so behandelt?“, fragte sie mit tadelnder Stimme.
„Dein Verlobter ist ein Mann, und ich habe ihn wie einen Mann behandelt“, antwortete Karim.
„Hast du ihn tatsächlich entführt?“, wollte sie ungläubig wissen.
„Ich wollte dir eine peinliche Situation in der Kirche ersparen“, lautete Karims Antwort.
„Du wolltest mir überhaupt nichts ersparen“, wandte sie ein, schwieg aber, als sie seinen strengen Blick sah. „Entschuldige bitte“, murmelte sie.
Mit einem arroganten Nicken nahm er die Entschuldigung an. Dann fuhr er fort, als wäre nichts gewesen: „Ich habe ihn darüber aufgeklärt, wie die Dinge zwischen uns stehen und dass du ihn nicht heiraten kannst. Danach habe ich ihn gebeten, dich aufzugeben, und ihm dafür Leben und Freiheit versprochen. Er hat abgelehnt.“
„Tatsächlich?“
„Er sagte, du hättest ihm versichert, dass unsere Ehe nie gültig gewesen wäre und ich dich außerdem verstoßen hatte.“ Er sah sie an. „Hast du ihm das tatsächlich erzählt?“
„Natürlich habe ich es ihm erzählt. Und was habt ihr dann mit ihm gemacht?“
„Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn gefangen halten würde, um die Hochzeit zu verhindern.“
„Aber dann hast du es dir anders überlegt. Weil dir eingefallen ist, dass du kein Anrecht auf mich hast.“
„Wie westlich du doch bist! Rituale, die in deinem Kulturkreis nicht üblich sind, erkennst du einfach nicht an. Aber ich kann dir versichern, dass die parvanische Hochzeit in jeder Hinsicht bindend ist. Und sie ist weltweit anerkannt.“
Sie starrte ihn an. Das klang, als sei er überzeugt von dem, was er gerade gesagt hatte. „Aber …“ Vor Bestürzung und Verwirrung
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