Die Braut fuer eine Nacht
rufen, er kann Sie zurückfahren", meinte Dimitri.
Während er dem Kellner ein Zeichen machte, ihm das Telefon an den Tisch zu bringen, beobachtete Kelly ihn genauer. Mit Dimitri hätte sie sich nicht anlege n mögen.
Er war ein mächtiger und störrischer Mann, der es gewöhnt war, zu bekommen, was er wollte. Eins ist sicher, dachte sie: Dimitri Alexandras wäre ein gefährlicher Feind. Oder ein Freund fürs Leben.
„Es war nett, Sie kennengelernt zu haben, Miss Archer"; verabschiedete Dimitri sich von ihr, als Marco kam, um sie abzuholen. „Sie müssen unbedingt mein Land besuchen
- dafür werde ich sorgen."
„Gern."
Steve war auch aufgestanden. Kelly war überrascht, als er sie plötzlich in seine Arme zog und küsste.
Wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken. Ihr Körper hatte keine Ahnung von dem verrückten Abkommen, das sie mit Steve geschlossen hatte, und als Steve sie küsste, war es ihr klar, dass sich zwischen ihnen ein starkes Gefühl entwickelte.
Und das war nur natürlich, wenn man bedachte, dass es sich um Steve Delany, alias Nick Derringer, handelte. Um den Mann, für den der größte Teil der weiblichen Bevölkerung Amerikas schwärmte.
„Bleib nicht zu lange, Schatz", flüsterte sie und streichelte seine Wange, bevor sie sich von ihm löste.
„Wart auf mich", antwortete er, und seine Augen blitzten.
Kelly lächelte ihn strahlend an. Steve Delany hatte es geschafft, die ersehnte Rolle zu bekommen! Sie freute sich für ihn.
Was für ein Geschäft...
In ihrem Zimmer machte Kelly sich daran, ihre Sachen zu packen. Es war schon beinahe Morgen, als sie fertig war. Sie trat auf den Balkon und blickte zum Strand hinunter. Selbst hier oben hörte man noch das Rauschen des Meeres. Der Wind strich über ihre Haut, er trug den Duft von tropischen Blumen zu ihr.
Sie wünschte, sie könnte noch mehr von dieser Insel sehen. Schon immer hatte sie nach Hawaii kommen wollen. Dass sie diese Reise einmal aus Verzweiflung machen würde, hatte sie allerdings nicht geahnt.
Ihre elfjährige Schwester Colleen brauchte dringend eine Herzoperation, aber der Familie fehlten die dazu erforderlichen Geldmittel. Aus dieser Not heraus hatte Kelly ihren Plan geschmiedet.
Als Kellys und Colleens Mutter gestorben war, hatte Bette, deren Schwester, die beiden Mädchen bei sich aufgenommen. Insgeheim hatte Kelly sich geschworen, ihrer Tante, die sie anbetete, nie zur Last zu fallen. Bette hatte den Ruf, das schwarze Schaf der Familie zu sein, weil sie auffallende Kleidung bevorzugte, dunkle Zigaretten rauchte und, wie die Großmutter sich ausdrückte, zu viele Herrenbekanntschaften gehabt hatte.
Kelly hatte sie bewundert, und das tat sie noch immer.
Was ihnen an Geld fehlte, hatten sie mit Liebe und Lachen wettgemacht. In ihrem alten Strandhaus in Florida hatten die drei jeden Tag so genommen, wie er kam. Bette unterstützte die Träume ihrer Nichte, nahm sie so ernst wie alles, was Kelly anging.
Und Kelly hatte große Träume.
Schon immer hatte sie viel gelesen, hatte all ihr Geld für Büc her ausgegeben. Bücher waren für sie das Mittel, ihren Durst nach Abenteuern zu stillen. In einem Buch konnte sie alles sein, was sie wollte, es gab keine Grenzen.
Und dann hatte eines Morgens beim Frühstück Colleen vorgeschlagen, sie solle selbst ein Buch schreiben.
Jetzt, in ihrem Bett, dachte Kelly an ihre kleine Schwester und musste lächeln. Was Colleen an körperlicher Kraft fehlte, ersetzte sie durch einen wachen Geist. Von dem Augenblick an, als Kelly ihre Schwester im Krankenhaus zum ersten Mal in den Armen gehalten hatte, hatte sie gewusst, dass Colleen etwas ganz Besonderes war.
Colleen gab jedem das Gefühl, geliebt zu werden.
Bette war vielleicht die Träumerin, Kelly die Kämpferin, aber Colleen war das Herz der kleinen Familie.
„Ich soll ein Buch schreiben?" hatte Kelly gefragt.
„Worüber?"
„Dir wird schon etwas einfallen", hatte Colleen gemeint. Das Erstaunliche war, dass sie damals erst sechs Jahre alt war.
Als Bette vorschlug, nach Los Angeles zu ziehen, war Colleen vor Aufregung auf und ab gehüpft. In Hollywood gab es doch viele Schriftsteller, nicht wahr? Eine wunderbare Gelegenheit für Kelly! Dort konnte sie alles lernen, was sie wissen musste, konnte die nötigen Verbindungen knüpfen...
Kelly hatte sich in diese Stadt mit dem besonderen Flair verliebt, in die grünen Hügel, die hellen Neonlichter und die vielen verschiedenartigen Menschen auf den Straßen.
Hier war alles
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