Die Braut fuer eine Nacht
eine bekannte Frauenzeitschrift ihren Leserinnen die Frage stellte: „Mit wem würden Sie am liebsten auf einer einsamen Insel stranden?" hatten diese mit überwältigender Mehrheit Steve Delany als ihren Traumgefährten genannt.
Steves Bett war zerwühlt, teure Kleidung - Hemden, Schlipse, Hosen - lag darauf und auf dem Stuhl daneben. Auf dem Couchtisch entdeckte Kelly ein Buch. Interessiert warf sie einen Blick darauf.
Eugene O'Neill.
Sie war fasziniert. Ein Mann, den die meisten Menschen eher für einen hirnlosen Playboy hielten, las O'Neill? Aber warum auch nicht? Ein bisschen Verstand musste er ja schließlich haben, sonst wäre er nicht so weit gekommen.
Kelly fuhr zusammen, sie hatte ein Geräusch aus der Dusche gehört. Wo sollte sie das Script am besten hinlegen? Auf sein Bett? Sollte sie es im Umschlag lassen oder herausnehmen? Sie war nicht sicher. Aufs Kopfkissen? Nein, das war nicht gut.
Auf den Nachttisch - ja, das war das richtige.
Wenn Steve heute Abend das Licht ausknipste, würde er eine neue Lektüre entdecken.
Obwohl ich natürlich für einen O'Neill keine Konkurrenz bin, dachte Kelly. Aber na ja ...
Sie wollte gerade das Script aus ihrer Jacke ziehen, als sie bemerkte, dass schon eines auf dem Nachttisch lag. Neugierig nahm sie es in die Hand und blätterte darin, entschlossen, wenigstens die ersten Seiten zu lesen, um herauszufinden, was daran Steves Interesse geweckt hatte.
Sie war gerade auf Seite 8 angekommen, als eine ärgerliche Männerstimme sie in die Wirklichkeit zurückholte.
„Wer zum Teufel sind Sie?"
Kelly blickte auf und ließ das Script zu Boden fallen. Dann starrte sie nur noch.
Steve Delany. Nur mit einem Handtuch bekleidet. Sein muskulöser Körper, noch feucht von der Dusche, glänzte, das nasse dunkle Haar hing ihm ins Gesicht. Seine dunkelbraunen Augen musterten sie eindringlich.
In einem Bruchteil von Sekunden nahm Kelly all das in sich auf. Am meisten jedoch beeindruckte sie Steves Gesichtsausdruck. Er ist stinksauer, dachte sie. Sie wandte sich um und wollte den Rückzug antreten - auf demselben Weg, auf dem sie gekommen war. Jetzt machte ihr der Balkon plötzlich gar keine Angst mehr - nur noch dieser Mann.
„Bleiben Sie stehen!" herrschte Steve sie an.
Kelly ging weiter.
„Stehen bleiben, habe ich gesagt!"
Er verstellte ihr den Weg, und im nächsten Augenblick landeten beide auf dem Fußboden. Kelly wand und drehte sich und bemühte sich verzweifelt, seinem stahlharten Griff zu entkommen.
„Christian hat Sie geschickt, nicht wahr?" forschte Steve, während er versuchte, ihr die Arme auf den Rücken zu drehen.
„Nein, nein. Ich kenne gar keinen Christian, das schwöre ich!"
Da verlor Steve das Handtuch. Der Knoten hatte sich gelöst, und es fiel zu Boden.
Kelly schloss die Augen, sie war schrecklich verlegen. Da stand sie, in einem Hotelzimmer mit dem Fernsehstar Steve Delany, und er war so nackt wie am Tag seiner Geburt!
Steve musste ihre Verwirrung bemerkt haben, denn er lockerte seinen Griff ein wenig.
„Lady, Sie kommen hier nicht weg, bevor ich Ihnen ein paar Fragen gestellt habe. Ist das klar?"
„Ja", flüsterte Kelly entsetzt. Sie hatte versagt, und dieses Bewusstsein machte, ihr das Herz schwer. Was jetzt? Nach allem, was vorgefallen war, würde Steve Delany ihr Script niemals annehmen. Gott sei Dank hatte sie es noch immer in ihrer Jacke.
„Bleiben Sie ruhig sitzen. Ich binde das Handtuch wieder um, und danach können wir
... miteinander reden." Es klang beinahe so, als hätte er die Absicht, sie vom Balkon zu werfen.
Nun, springen kann ich allein, dachte Kelly und machte einen Satz auf die Balkontür zu, in dem Augenblick, wo Steve sie losließ.
Er packte sie von neuem. Sie wehrte sich, und einen Augenblick später lagen beide zum zweiten Mal auf dem Fußboden. Während sie sich in einem Durcheinander von Armen und Beinen auf dem Teppich wälzten, läutete das Telefon.
Kellys Finger schlossen sich um eine Schnur, sie zog daran.
Das Telefon fiel zu Boden, aus dem Hörer ertönte eine ärgerliche Frauenstimme.
„Steve? Steve? Bist du da?"
Steve blickte erschrocken auf, dann legte er Kelly schnell eine Hand auf den Mund. Doch unglücklicherweise stieß er sie im gleichen Augenblick mit dem Ellbogen in den Magen.
„Auuuuu! Gehen Sie von mir runter!" jammerte sie und versuchte ihn beiseite zu schieben.
„Steve? Steve? Was ist denn da los?" rief die Stimme aus dem Hörer.
„Nichts, mein Schatz. Ich ... werden Sie wohl
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