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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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verschiedenen Leuten im Schnee. Und von einem Hund.»
    Schilling war aufgestanden und einen Schritt von der Leiche zurückgetreten. Er zeigte auf den Boden.
    «Hier», sagte er, «siehst du die Abdrücke des Hundes. Und hier die von seinem Herrchen. Sie sind noch ziemlich frisch. Sie enden ein deutliches Stück vor der Leiche. Dann haben wir Tollers Fußspuren. Sie sind vom Neuschnee schon fast vollständig verweht, trotzdem kann man sie noch erkennen. Sie führen nur in Richtung der Klippen, aber verständlicherweise nicht mehr von ihnen weg. Aber es gibt noch ein weiteres Paar Schuhe, das seine Abdrücke im Schnee hinterlassen hat. Diese Schuhe gehörten einem Menschen, der mit Toller hergekommen, aber alleine wieder weggegangen ist. Du siehst, manchmal braucht man gar keine komplizierte Technik, um eine Situation zu deuten. Manchmal genügt das wache Auge eines indianischen Fährtenlesers.»
    «Trotzdem ergibt das für mich keinen Sinn. Toller kommt mit jemandem her. Mit einem Mann oder mit einer Frau? Kannst du dazu etwas sagen?»
    «Es sind Männerschuhe.»
    «Also ein Mann.»
    «Ich weiß es nicht», sagte Schilling, «wir sollten uns auf das konzentrieren, was wir sehen. Vielleicht kommen wir dann weiter.»
    «Also nochmal», sagte Marthaler, «Toller kommt mit einem anderen Mann hier zu den Klippen. Toller zieht sich die Schuhe aus, nimmt vielleicht Schlaftabletten, setzt sichin den Schnee und betrinkt sich. Er schläft ein. Der andere Mann geht weg. Toller erfriert. So in etwa muss es abgelaufen sein. Gibst du mir Recht?»
    «Ja, aber ich kann es mir nur so erklären, dass Toller gezwungen wurde, das zu tun, was er getan hat.»
    «Wie kann man jemanden zwingen, sich zu töten?», fragte Marthaler.
    Schilling trat wieder an den Toten heran und beugte sich über ihn. Er fasste die Leiche bei den Schultern und zog den Oberkörper ein Stück von der Felswand ab. «Scheiße! Nun schau dir das an! So eine Sauerei. Da hast du die Antwort auf deine Frage.»
    Marthaler kam näher. Dann sah er, was Schilling meinte. Tollers rechtes Handgelenk war mit Handschellen an einen Haken gefesselt, der an der Felswand befestigt war.
    «Er hatte keine Chance. Er konnte gar nicht weglaufen.»
    «Herrgott», stieß Marthaler hervor.
    «Der Haken ist nagelneu», sagte Schilling. «Er wurde erst kürzlich hier angebracht. Wer auch immer das getan hat, er hat es geplant.»
    Marthaler wandte sich wieder von der Leiche ab. Er versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. «Dann wissen wir also, was hier passiert ist», sagte er. «Aber verstehen tue ich gar nichts. Nichts davon passt mit unseren bisherigen Erkenntnissen zusammen. Toller bringt drei Frauen um, zwei gezielt, eine andere irrtümlich, weil er glaubt, dass sie eine Zeugin sein könnte. Dann wollen wir den Täter in eine Falle locken. Weil er aber unsere Pläne kennt, sind wir es, die von ihm in eine Falle gelockt werden. Toller entführt Kerstin Henschel. Und dann? Was ist dann passiert?»
    Schilling schwieg. Er schaute Marthaler an. Seine Augen sahen müde aus. «Welche Schuhgröße hat Kerstin?», fragte er.
    Marthaler lachte. «Keine Ahnung. Jedenfalls hat sie ziemlich große Füße. Wir haben uns schon öfter darüber lustig gemacht.»
    Plötzlich verstummte er. «Walter, nein! Das ist nicht dein Ernst. Du meinst nicht wirklich, was du denkst.»
    Schilling hob die Arme und ließ sie wieder fallen. «Ich weiß es nicht, Robert. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Aber stell dir vor, sie ist in den Händen dieses Irren. Du weißt nicht, was er mit ihr angestellt hat. Stell dir vor, es gelingt ihr, ihn zu überwältigen   …»
    «Und dann? Was dann?»
    Schilling antwortete nicht. Trotzdem merkte Marthaler, wie sich auch in seinem Kopf der unausgesprochene Gedanke des Kollegen festsetzte.
     
    Sie mussten zweimal den Block umrunden, bis sie endlich einen freien Parkplatz gefunden hatten. Walter Schilling fuhr ein paar Meter weiter, um rückwärts in die Lücke zu stoßen, als sich ein silbergrauer Peugeot von hinten näherte und einparkte.
    «Das gibt’s doch nicht», sagte Schilling. «Hast du das gesehen?»
    «Nicht schon wieder», sagte Marthaler. «Dasselbe ist mir erst vor ein paar Tagen passiert.»
    Er zwang sich, ruhig zu bleiben. Er stieg aus und ging auf den Peugeot zu. Durch die Windschutzscheibe erkannte er ein dickes Gesicht, das ihm entgegengrinste. Die Fahrertür wurde geöffnet.
    «Frechheit siegt», sagte Konrad Morell. «Außerdem erinnere ich mich,

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