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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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weiß noch nicht.»
    «Apart   … Schwerenöter   … Was Sie aber auch für Worte kennen   …» Füchsel schüttelte den Kopf.
    «Was meinen Sie? Was sind das für Worte?»
    «Ich weiß nicht   … jedenfalls ziemlich altmodische.»
    «Ja», sagte Marthaler, «das habe ich mir fast gedacht.»
     
    Die Adresse fand er auf Anhieb. Es war eines jener alten Häuschen aus rotem Backstein, die in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts für die Bediensteten der Eisenbahn gebaut worden waren. Inzwischen waren die Häuser fast alle saniert und an neue Besitzer verkauft worden.
    Marthaler stand auf der Straße und schaute zu dem erleuchteten Fenster im Erdgeschoss. Es war niemand zu sehen. Er beugte sich zu dem eisernen Törchen hinab und klickte sein Feuerzeug an. Auf dem Klingelschild stand der Name Maurer. Ein Name, der ihm nichts sagte; Tereza hatte nie jemanden erwähnt, der so hieß. Was sollte er sagen, wenn ihm gleich die Haustür geöffnet würde? Was würde ihn erwarten? Er hatte noch keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Er kramte in den Manteltaschen und suchte nach seinen Zigaretten. Die Packung war leer. Er beschloss, sich auf die Suche nach einem Automaten zu machen und sich so noch eine kurze Gnadenfrist zu gewähren.
    Zwei Straßenecken weiter sah er das Brauereischild einer Gastwirtschaft. Als er die Tür öffnete, schauten die drei Männer, die am Tisch neben dem Eingang saßen, kurz zu ihm auf. Dann wandten sie sich wieder ihrem Kartenspiel zu. Der Wirt hob den Kopf und nickte ihm zu: «Bierchen?» Bevor Marthaler sich noch entschieden hatte, stand das gefüllte Glas bereits vor ihm auf dem Tresen. Er setzte sich auf einen Barhocker und fragte nach Zigaretten. Außer dem Rauschen des Spülbeckens und dem gelegentlichen Gedudel des Spielautomaten war nichts zu hören. Es machte ihn unruhig, dass niemand sprach.
    «Ist ja ein lustiger Laden hier», sagte er.
    Der Wirt wischte mit einem Lappen über die Zapfanlage und sah ihn aus toten Säuferaugen an. «Die sind taubstumm», sagte er mit Blick auf die drei Kartenspieler. «Soll ich Musik machen?»
    «Für mich nicht», sagte Marthaler. Er hatte sein Bier noch nicht ausgetrunken, als bereits ein neues auf seinem Deckel stand. Er ließ es stehen, fragte, was er schuldig sei, stand auf und ging, ohne auf das Wechselgeld zu warten.
    Als er wieder vor dem Eisenbahnerhäuschen angelangt war, klingelte er, ohne zu zögern. Er legte sein Ohr an die Haustür und lauschte. Es dauerte eine Weile, bis sich im Innern etwas regte. Dann hörte er eine Männerstimme.
    Als sich Schritte näherten, trat er einen Meter zurück. Die Tür wurde geöffnet. Vor ihm stand ein blonder Enddreißiger, der sich gerade das Hemd zuknöpfte. Marthaler wusste nicht, was er sagen sollte. Der Mann hob die Augenbrauen. «Womit kann ich dienen?»
    «Ich möchte zu Tereza.»
    Der Blonde zögerte. «Darf ich fragen, wer Sie sind?»
    Statt zu antworten zog Marthaler seinen Dienstausweis aus der Tasche und hielt ihn dem anderen vors Gesicht.
    «Moment, bitte», sagte der Mann und ging in den Flur. Als er wenige Sekunden später zurückkam, hatte er eine Brille auf. Er nahm den Ausweis und studierte ihn.
    Marthalers Ungeduld wuchs: «Hören Sie, ich möchte einfach mit Tereza sprechen.»
    Der Mann lächelte. Oder grinste.
    «Ja», sagte er, «aber ich glaube nicht, dass Tereza mit Ihnen sprechen möchte.» Das Grinsen blieb.
    Marthaler hatte das Gefühl, ihm werde vor Wut gleich schwarz vor Augen. Ihn schwindelte. Dann ballte er seine Linke zur Faust und schlug sie dem Mann ins Gesicht. Der Blonde taumelte gegen den Türrahmen und sah ihn erstaunt an. Seine Nase blutete. Die Brille war zu Boden gefallen.
    Marthaler ließ die Arme sinken und blieb auf dem Treppenabsatz stehen. Aus dem Innern des Hauses war eine Frauenstimme zu hören. Es war die von Tereza. Dann kam sie inden Flur. Sie schien die Situation mit einem Blick zu erfassen. Sie sah ihn an und schüttelte stumm den Kopf. Sie ging zu dem Blonden und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    «Komm», sagte sie, «wir machen das kalt.»
    Die beiden verschwanden im Badezimmer und ließen Marthaler in der offenen Haustür stehen. Tereza hatte sich nicht einmal mehr zu ihm umgedreht. Er hörte Wasserrauschen und Terezas Stimme, die beruhigend auf den anderen einredete.

ZEHN
    Er drehte sich um und ging zurück auf die Straße. Die Haustür hatte er offen gelassen. Er lief durch die Dunkelheit, ohne zu überlegen, wohin er eigentlich

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