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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sehen?«
    »Ich dachte, Sie würden es sofort bemerken«, sagte die Kuratorin etwas unglücklich.
    »Es tut mir leid, ich muß eine komplette Idiotin sein. Vermutlich liegt es einfach daran, daß ich müde bin; ich hatte einen anstrengenden Tag, aber ich weiß nicht, was … «
    » Die Handschrift. Die Handschrift ist in beiden Büchern gleich. «
    Wie vom Donner gerührt starrte Janie auf das andere Manuskript. Obwohl die Handschrift aufgrund des Alters nur noch schwer zu erkennen war, sah sie es schließlich. » Alejandro? « flüsterte sie.
    » Das glauben wir. «
    Janie spürte, wie ihre Knie weich wurden. » Jetzt schlägt ’ s dreizehn «, sagte sie.
     
    E inige Minuten später saß sie auf einem Hocker und trank ein Glas Wasser, während Myra Ross darlegte, was sie bislang in Erfahrung gebracht hatte.
    » Ich habe es erst bemerkt, als die neuere Handschrift unter einem Mikroskop lag. Da habe ich dauernd gedacht: Woher kenne ich diese Schrift bloß? Wir haben also genaue digitale Abbildungen beider Kalligraphien angefertigt und dann einen ziemlich komplizierten Verdeutlichungsprozeß durchgeführt, der für solche Dinge entwickelt worden ist. Bei alten Schriften sind die Unterschiede in den Materialien so groß, daß es schwierig ist, die Buchstaben selbst zu identifizieren. Aber es gibt eine Reihe von Wörtern, die in beiden Büchern vorkommen; die haben wir stark vergrößert und dann im Computer übereinandergelegt. Sie sind nahezu identisch. Höchstwahrscheinlich hat dieser Canches in beide Bücher geschrieben. « Sie seufzte träumerisch und schaute dann zu den beiden Folianten hinüber. Danach blickte sie erneut Janie in die Augen und sagte: » Ich kann Ihnen versichern, es war ein faszinierender Moment, als ich das herausfand. «
    » Das ist in der Tat spannend, Sie haben völlig recht «, stimmte Janie ihr zu. » Vielleicht hätte ich auch gejubelt › unglaublich, umwerfend, nicht zu fassen ‹. «
    » Lauter angemessene Bezeichnungen! Aber das ist nicht alles, es kommt noch mehr. Diese beiden Bücher stammen aus verschiedenen Epochen. Wir wissen, daß Ihres um 1300 entstanden ist, doch für das andere haben wir kein genaues Datum herausgefunden. Es ist aber erheblich älter, vielleicht sogar Generationen. Wieviel genau, können wir einfach nicht sagen. Wir haben die ganze Sache mehrmals überprüft, aber nirgendwo im Originaltext steht eine Jahreszahl. Die Datierungsmethoden, über die wir verfügen, geben uns einen zeitlichen Rahmen vor – zugegebenermaßen einen ziemlich großen. «
    » Wie kann es sich dann um die gleiche Handschrift handeln? «
    » Alejandros Schrift in dem älteren Buch ist nicht der Originaltext. Sie wurde lange nach der ursprünglichen Herstellung des Buches hinzugefügt. Wir sind zu der Schlußfolgerung gelangt, daß Ihr Dr.  Canches einer der Übersetzer der älteren Handschrift war. «
    » Es gab mehr als einen Übersetzer? «
    » Eindeutig. Wir haben Abrahams Manuskript von einem Analytiker mittelalterlicher Schriften untersuchen lassen, als wir es bekamen. Und es ging auch aus der in der Übersetzung benutzten Sprache hervor – Canches ’ Französisch war höfisches Französisch, eine archaische Version dessen, was heute gesprochen wird – ungefähr so wie Altenglisch. Deswegen konnten Sie bei der Übersetzung Ihres Journals Hilfe finden. Er könnte es in einer akademischen Umgebung oder einem Adelshaus erlernt haben. Ab einer gewissen Seite tauchte eine andere Handschrift auf, und das Französisch verändert sich auch. Es wird zu Provençalisch, das eigentlich dem Spanischen näher ist als dem Französischen. Die Leute, die es benutzten, gehörten den unteren Klassen an, zumindest damals – über den heutigen Gebrauch weiß ich kaum etwas –, oder sie kamen aus kleineren Orten im Süden Frankreichs. Wir glauben, daß Canches der erste von mehreren war, die allesamt in das Buch geschrieben haben. Er hat anscheinend seinen Wert erkannt und einige Zeit darauf verwendet. «
    » Ich weiß, daß er das Lernen liebte, einfach um seiner selbst willen – aber ich frage mich, was dieses Buch für ihn so wertvoll machte. «
    » Das genau zu sagen ist nicht leicht. Aber wenn ich ein Jude in jener Zeit gewesen wäre, hätte ich alles zu schätzen gewußt, was mir den Weg ein wenig erleichterte. Und dieses Buch ist im wesentlichen ein sehr langer Brief mit Anweisungen des Autors, eines Mannes namens Abraham, an die Juden, die in Europa lebten. «
    Myras Augen funkelten vor

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