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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Sicherheit, Güte und weißes Licht zu konzentrieren, lauter Dinge, die der Vision entgegengesetzt waren. » Ich glaube schon «, brachte sie heraus. » Dieses Gebäude – ist auf einmal verstörend. «
    » Falls nötig, können wir es auch auf V. M. machen «, schlug Kristina vor. » Das braucht seine Zeit, aber … «
    Fröstelnd schüttelte Janie den Kopf, um die unerwünschten Bilder loszuwerden. » Nein «, sagte sie. » Ich glaube, so eine Verzögerung können wir uns nicht leisten. «
    Plötzlich kam ein Techniker aus einer Seitentür und eilte an ihnen vorbei, ohne sie zur Kenntnis zu nehmen oder zu grüßen. Er trug eine Ganzgesichtsmaske aus Plastik und lange Latexhandschuhe, der Blick seiner Augen war starr und konzentriert. Nachdem er um eine Biegung des Ganges verschwunden war, sah Kristina Janie an und sagte: » Da haben Sie wohl recht. «
    Das Labor, das sie am Ende des Ganges betraten, war nicht von Schimären heimgesucht wie ihr Weg dorthin. Als Janie die Tür hinter sich geschlossen hatte, fühlte sie sich ruhiger. Sie räumte ihre Ängste energisch beiseite und schob die Diskette mit Alejandros Genom in das Laufwerk einer der Workstations. Nach ein paar zögernden Befehlen setzte sie die Suche nach dem DNS-Segment in Gang, das sie brauchten. Kristina saß neben ihr, und in nervösem Schweigen warteten sie, während der riesige Auswertungscomputer sein Werk verrichtete.
    Hin und wieder wurde eine verlockende Ähnlichkeit geortet, und der Bildschirm zeigte für Bruchteile von Sekunden, die es dauerte, sie genauer zu analysieren, zwei verschattete vertikale Stränge DNS. Janie wußte, je länger die Abbildung auf dem Schirm blieb, desto größer war die Ähnlichkeit. Nach ein paar Minuten schneller Wechsel erschienen zwei Stränge, die blieben und blieben und blieben.
    Janie richtete sich auf und faßte Kristina am Arm. » Schauen Sie sich das an «, keuchte sie.
    Basenpaar für Basenpaar wurde die Nukleotide der beiden ähnlichen Stränge verglichen. Entgegen al ler Wahrscheinlichkeit, ja aller Logik blieben die Bilder, wo sie waren. In großen weißen Buchstaben erschien auf dem Bildschirm das Wort ENTSPRECHUNG .
    Ein paar Sekunden später, als Janie und Kr istina sich vor Freude über ihren Erfolg in den Armen lagen und den Beitrag eines mittelalterlichen, längst verstorbenen Wanderers zum Leben junger Menschen feierten, die viele hundert Jahre nach ihm geboren waren, überlegte Chet Mailin, wie er auf das Piepsen reagieren sollte, das aus seinem Computer drang. Er berührte den Bildschirm und las die Botschaft, die da stand. Noch einmal berührte er ihn und schaute, wo genau im Gebäude Janie sich aufhielt und was sie da machte.
     
    J anie entfernte die Datei mit Alejandros Genom wieder aus dem System, in dem sie während der Auswertung vorübergehend gespeichert gewesen war.
    » Also, ich weiß, was ich heute nachmittag machen werde «, sagte Kristina, als sie Janie den Umschlag aus der Hand nahm. » Ich koche eine ganze Menge Alejandro-Suppe. Wir werden viel davon brauchen. «
    Im stillen fragte sich Janie, wo Kristina das anstellten wollte.
    » Haben Sie denn entsprechende Einrichtungen? « fragte sie.
    » Ja. Ich habe ein komplettes Labor. «
    » Aber – wo? « Janie wollte es brennend gern wissen.
    » Eigentlich würde ich es Ihnen gern sagen «, antwortete Kristina mit einem wehmütigen, aber etwas schuldbewußten Seitenblick in Janies Richtung. » Aber ich kann nicht. «
    Endlich riß Janie der Geduldsfaden. » Warum nicht, verdammt noch mal? Ich weiß über alles andere Bescheid und habe schließlich dieses Gen gefunden. Immerhin war ich diejenige, die … «
    » Bitte «, flehte Kristina. » Das stimmt ja alles, und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wieviel Respekt mir das einflößt, was Sie geleistet haben. Und ich möchte Ihnen zeigen, wo ich wohne und wo ich arbeite, mehr, als ich sagen kann, aber das würde uns – und Sie – in Gefahr bringen. Wenn Ihnen jemand folgt, wäre das … «
    » Aber ich werde nicht verfolgt. «
    » Oh, Sie sind bereits verfolgt worden. Mehr als einmal. «
    Verblüfft über diese Enthüllung starrte Janie die junge Frau an.
    » Wann? «
    » Zum Book Depository. «
    Janie schluckte hart und sagte dann: » Während er mir dorthin gefolgt ist, kann er unmöglich etwas über meine Tätigkeit herausgefunden haben. «
    » Und zum Haus der Gesundheitsbeamtin in Berkshire. «
    Also hatte ich recht. » Wer? «
    Kristinas Gesicht verriet Unentschlossenheit.

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