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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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traf zu: Sie warteten. Als sich Karles Ankunft in der Region herumsprach, kamen Männer aus allen Himmelsrichtungen, und das Langhaus wurde zum Mittelpunkt einer kleinen Stadt aus angehenden Kriegern. Karle nahm seinen natürlichen Platz als ihr Anführer ein, als Roides-Jacques, wie Navarra so schlau vorhergesagt hatte. Und er, der einst nichts als Zahlen gekannt hatte, tat das, als sei er dafür geboren. Seine Fähigkeiten, einen Krieg zu organisieren und die versammelten Unzufriedenen zur Mitwirkung anzufeuern, schienen grenzenlos.
    Zimmerleute wurden angewiesen, vorerst Bogen anzufertigen; denjenigen, die sonst nichts zu tun hatten, brachte man bei, die Rinde von einem langen, geraden Ast zu schälen und die Stellen zu glätten, wo man kleinere Äste abgeschnitten hatte, dann einen geschärften Stein auf die Spitze zu stecken und das andere Ende mit Federn zu versehen, um den Pfeil auszubalancieren. Abgerissene Zweige mit Blättern wurden für die Dächer der Hütten verwendet, die an den Wiesenrändern entstanden. Auf Alejandros Beharren wurden Latrinen gegraben und ein gewisses Maß an Sauberkeit aufrechterhalten.
    Wenn man Vögel gefangen hatte, die als Nahrung dienten, nützten ihre Federn der Pfeilherstellung. Man sah alle Arten von Därmen kleiner Waldtiere zum Trocknen aufgehängt, die dann zu Sehnen für die Bogen verarbeitet wurden. Man schabte die Felle, trocknete sie zu schützenden Schulterpolstern für diejenigen, die zu Bogenschützen ausgebildet wurden. Holzfäller trugen ihre Äxte tief in die Wälder und kamen mit Ladungen langer, gerader Schößlinge zurück, jungen Bäumen, deren biegsame Stämme man in Speere verwandelte.
    Schmiede schärften die Steine, die als Pfeilspitzen benötigt wurden, und wenn Metall verfügbar war, so verarbeiteten sie es im Schweiße ihres Angesichts auf geschickte Weise zu scharfen Speerspitzen. Schließlich mußte Alejandro seine Pferde aus dem Stall des Langhauses nehmen, um Raum für das wachsende Lager grober, aber brauchbarer Waffen zu schaffen, die vor dem Wetter geschütz t w erden mußten – bis die Schlacht begann. Er band jedem Pferd einen Streifen Tuch um eine Fessel, um es als sein Eigentum zu kennzeichnen, und schickte alle auf die Weide zu den anderen mageren Gäulen, die einige der angehenden Krieger mitgebracht hatten. Dort konnten sie grasen und wurden von geübten Stallknechten, die nicht länger dem Adel dienen wollten, gepflegt und vorbereitet.
    An der Decke des Langhauses hingen Kräuter und Gewürze sowie Blätter mit heilender Wirkung. Tag und Nacht kochten Töpfe mit Tränken, die zur Behandlung von Verwundeten gebraucht würden. Einige der Freiwilligen brachten ihre Frauen und Kinder mit, und die, die man nicht nach Hause schicken konnte, erhielten Anweisung, Fasern zu sammeln und zu spinnen, so daß Fäden entstanden; daraus sollten sie, wenn Zeit war, Verbände weben. Baumwolle war freilich nicht zu bekommen, also mußte wilder Flachs herhalten; die Bandagen, die man daraus machte, waren steif und kratzig, doch man konnte sie mit Wasser oder Öl geschmeidig machen.
    In einem verschlossenen Behälter am Herd, nie so nahe, daß er hätte Feuer fangen können, aber immer nahe genug, um warm zu bleiben, lag die Hand des Pestkindes, die Kate und Karle ausgegraben hatten, bevor sie nach Paris kamen. Kate prüfte sie gelegentlich, wenn niemand zusah, und beobachtete mit schaudernder Faszination, wie sie immer mehr austrocknete. Das Fleisch schrumpfte zusammen und trocknete zuerst zu Leder, dann zu etwas wie Lehm und schließlich zu gräulichem, fettigem Pulver. Jedesmal, wenn sie den Behälter öffnete, bekreuzigte sich Kate gegen irgendeinen unbekannten Dämon, der sich vielleicht zornig daraus erheben könnte. Und jedesmal sollte Alejandro hineinschauen, um zu beurteilen, wann der Inhalt reif war. Er nickte dann grimmig und schüttelte das Ganze, um zu sehen, wieviel mehr Fleisch von Tag zu Tag verfiel. Endlich, als nur noch Pulver und sehnige Knochen übrig waren, nahm Alejandro die Knochen heraus, trug sie in den Wald, hob ein Loch aus und begrub sie unter einem Steinhaufen.
    Als endlich alle Waffen fertig, die Pferde etwas kräftiger und gepflegter und alle verfügbaren Vorräte gesammelt waren, begann die Ausbildung. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ritt Karle Tag für Tag auf seinem Pferd über das Gelände und sah zu, wie sein e L eutnants, nach Geschicklichkeit und Tapferkeit ausgewählt, die ungeschliffenen Rekruten in den

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