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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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wirst. Sag einfach ja, dann haben wir es hinter uns.
    »Keine wie diese«, sagte Rochman, dann dachte er nach. Wer weiß, wie viele weitere Einkünfte mir ein bisschen Geduld einbringen könnte? »Solche Elfenbeinfiguren beziehungsweise andere, die allenfalls halb so schön sind wie diese, werden aller Wahrscheinlichkeit nie wiederauftauchen. Wenn Sie sie nicht erstehen wollen, werden sie vom Markt verschwinden. Die Siegel –« Er wedelte mit der rechten Hand hin und her, als sei alles möglich, aber er könnte sich auch irren. »Aber wenn Sie mit diesem speziellen Kauf zufrieden sind, könnten auch Artefakte von ähnlicher Qualität für Sie erhältlich sein.«
    »Und die Herkunft?«
    »Das Haus Rochman steht zu allem, was es verkauft«, sagte Rochman. »Sollten sich natürlich rechtliche Einwände ergeben, würde es der Käufer zuallererst erfahren, aber ich bin davon überzeugt, dass es in diesem speziellen Fall zu keinen derartigen Schwierigkeiten kommen sollte.«
    Es war die übliche Formulierung bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen Rochman tatsächlich die Grenzen der Legalität überschritt. Oh, es gab häufig Grauzonen, wenn es um uralte Schätze ging, aber nicht in diesem Fall. Sowohl er als auch Abbas wussten, woher die Elfenbeinfiguren und die Siegel stammten. Man musste das nicht laut aussprechen, und bei diesem speziellen Kauf würden weder eine Rechnung noch eine Quittung ausgestellt werden.
    Abbas nickte und begnügte sich offenbar mit dieser Auskunft. »Nun, ich bin durchaus zufrieden«, sagte er. »Fahren wir fort.«
    Er griff in seine Jackentasche und zückte einen goldenen Kugelschreiber.
    »Sie brauchen keinen Stift, Monsieur Abbas«, setzte Rochman gerade an, als die Tür aufflog und bewaffnete Polizisten auftauchten, worauf Abbas ihn anlächelte und sagte: »Mein Name ist Al-Daini, Monsieur Rochman. Meine Kollegen und ich haben ein paar Fragen an Sie …«

20
    Angel und Louis hatten bei mir zu Hause übernachtet, und ich vermutete, dass sie in dieser Nacht abwechselnd Wache gehalten hatten, da ihnen bewusst war, dass man jederzeit gegen uns losschlagen könnte. Am nächsten Morgen ging ich eine Stunde lang mit ihnen alles durch, was ich über Joel Tobias wusste. Er war das wichtigste Bindeglied, und außerdem war es eine nützliche Übung. Dass er beim Militär gewesen war, kam uns entgegen, denn das bedeutete, dass über einen Großteil seines Lebens offizielle Papiere vorlagen. Das Ganze wirkte ziemlich geradlinig. Er hatte sich 1990 unmittelbar nach der Highschool in Bangor freiwillig gemeldet und war zum Lastwagenfahrer ausgebildet worden. Im Jahr 2007 schied er als Invalide aus dem Militärdienst aus, nachdem ein Sprengsatz neben seinem Fahrzeug explodiert war, als er medizinische Güter in die Grüne Zone in Bagdad eskortierte, und ihm einen Teil der linken Wade und zwei Finger der linken Hand abriss. Als er in diesem Jahr nach Maine zurückkehrte, beantragte er einen gewerblichen Führerschein, nachdem er die schriftliche Prüfung, den Sehtest und die praktische Prüfung bestanden hatte. Außerdem erteilte man ihm die Erlaubnis zum Transport von Gefahrgut, nachdem seine Fingerabdrücke in die Akten aufgenommen worden waren und er die erforderliche Hintergrundüberprüfung durch die Transportation Safety Administration bestanden hatte. Soweit war mit seinem Führerschein alles in Ordnung.
    In der Bangor Daily News vom 19. Juli 1998 fand ich einen Nachruf auf seine Mutter und einen weiteren, aus dem Jahr 2007, auf seinen Vater, der in Vietnam gedient hatte. Darin wurde erwähnt, dass sich sein Sohn Joel, der ebenfalls beim Militär sei, gerade von den Verletzungen erholte, die er in Ausübung seines Dienstes erlitten habe. Es gab sogar ein Bild von Joel am Grab. Er war in voller Ausgehuniform und stützte sich auf Krücken. Joel Tobias hatte keine Geschwister. Er war ein Einzelkind.
    Einen Moment lang hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich kein Opfer für mein Land gebracht hatte, mich aber mit jemandem beschäftigte, der dies getan hatte. Allem Anschein nach hatte Tobias ehrenhaft gedient und dafür gelitten. Ich hatte nicht einen Gedanken daran verschwendet, zum Militär zu gehen, respektierte aber diejenigen, die es getan hatten. Ich fragte mich, weshalb sich Tobias gemeldet hatte. Lag es an der Familiengeschichte, glaubte er, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte? Andererseits war der Vater kein Berufssoldat gewesen. In dem Nachruf stand, dass er

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