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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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dachte er über den Mann nach, der am Fenster der Bar gestanden hatte, und über die Reaktion des Käpt’ns.
    An der Wand gegenüber von seiner Sitznische hing ein Spiegel. In ihm war die Straße zu sehen, auf der ein kleines Mädchen in einem zerrissenen blauen Kleid stand, dem Diner den Rücken zukehrte, einen roten Luftballon in der Hand hatte und die vorbeifahrenden Autos und Lastwagen betrachtete. Ein großer Mack-Sattelzug kam auf sie zu, doch sie rührte sich nicht von der Stelle, und der Fahrer, der hoch oben im Führerhaus saß, sah sie offenbar nicht. Herod wandte sich vom Spiegel ab, als der Truck das Mädchen erfasste und überfuhr. Herod hätte beinahe aufgeschrien, und als der Truck weiterfuhr, war das Mädchen verschwunden. Und nichts deutete darauf hin, dass sie jemals da gewesen war.
    Langsam wandte sich Herod wieder dem Spiegel zu, und da war das Mädchen wieder, genau an der gleichen Stelle wie vorher, nur dass es jetzt zum Diner blickte, zu Herod. Sie schien ihm zuzulächeln, selbst als ihre dunklen Augenhöhlen dem Licht spotteten. Allmählich verblasste sie, und in der gespiegelten Welt stieg ihr Ballon zu den grauschwarzen Wolken auf, die von roten und lila Streifen durchzogen waren, als wären Wunden ins Firmament gerissen. Dann klarte der Himmel auf, und der Spiegel war nur mehr ein Abbild dieser öden Welt, nicht mehr als das Fenster zu einer anderen.
    Als Herod so viel gegessen hatte, wie er konnte, verweilte er noch ein bisschen bei seinem Kaffee. Schließlich hatte er viel Zeit. Es dauerte noch eine Weile, bis die Dunkelheit anbrach, und im Dunkeln konnte er am besten arbeiten. Dann würde er Mr Rojas einen Besuch abstatten. Herod hatte nicht vor, bis zum nächsten Tag zu warten, wenn die Verhandlungen beginnen sollten. Herod hatte überhaupt nicht vor zu verhandeln.

19
    Weit weg, in einem Apartment über den Verkaufsräumen der angesehenen Kunst- und Antiquitätenhändler Rochman et Fils in der Rue du Seine in Paris, sollte gerade ein Geschäft zum Abschluss gebracht werden. Emmanuel Rochman, der Letzte einer langen Reihe von Rochmans, die durch den Verkauf seltenster Altertümer ein komfortables Auskommen hatten, wartete darauf, dass der ihm gegenüber sitzende iranische Geschäftsmann keine weiteren Ausflüchte mehr vorbrachte, sondern die Entscheidung bekanntgab, die er, wie beide wussten, bereits getroffen hatte. Schließlich war diese persönliche Zusammenkunft in Gegenwart der uralten Artefakte lediglich der letzte Schritt einer langen Verhandlung, die vor vielen Wochen begonnen hatte, und Stücke, die ebenso selten wie prachtvoll waren wie diejenigen, die jetzt vor ihm lagen, würden dem potentiellen Käufer höchstwahrscheinlich nie wieder angeboten werden: zwei zierliche Elfenbeinfiguren aus den Gräbern der assyrischen Königinnen in Nimrud und zwei auserlesen schöne Rollsiegel aus Lapislazuli, 5500 Jahre alt und daher die ältesten derartigen Stücke, die Rochman jemals zum Verkauf hatte anbieten können.
    Der Iraner seufzte und rutschte auf seinem Platz hin und her. Rochman machte gern Geschäfte mit Iranern. Die Iraner waren besonders eifrig hinter den gestohlenen Stücken aus dem Irakischen Nationalmuseum her, die bislang auf dem Markt aufgetaucht waren, auch wenn sie, wie die Jordanier, letztlich einen Großteil der Beute, die sie sich beschafft hatten, wieder abtreten mussten. Zwar wurden noch immer viele tausend Stücke vermisst, doch die wertvollsten waren weitestgehend gerettet worden. Immer seltener bot sich die Gelegenheit, irakische Schätze zu erwerben, und die Zahl der Sammler, die bereit waren, den geforderten Preis zu zahlen, hatte dementsprechend zugenommen. Obwohl Rochman diesem speziellen Käufer zuvor noch nicht begegnet war, war er mit den besten Empfehlungen von zwei ehemaligen Kunden zu ihm gekommen, die viel Geld bei Monsieur Rochman gelassen hatten, ohne sich über die Maßen Gedanken hinsichtlich der Herkunft und der erforderlichen Papiere zu machen.
    »Wird es noch mehr davon geben?«, fragte der Iraner. Er nannte sich Mr Abbas, »der Löwe«, was eindeutig ein Pseudonym war, doch die Anzahlung über zwei Millionen Dollar war ohne weiteres freigegeben worden, und die Leute, die sich für ihn verbürgten, hatten Rochman versichert, dass diese zwei Millionen kaum die wöchentlichen Einkünfte von Mr Abbas darstellten. Dennoch wurde Rochman dieser speziellen Löwenjagd allmählich überdrüssig. Komm schon, dachte er, ich weiß, dass du sie kaufen

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