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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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versuchte ebenso hineinzuschauen wie zuvor Herod. Er war etwa eins achtundsiebzig groß, und seine Haare wurden an den Schläfen grau. Etwas Bedrohliches ging von ihm aus – es lag an seiner Haltung, die eine Art grimmige Selbstbeherrschung ausstrahlte. Aber er hatte auch etwas »Andersartiges« an sich, und Herod, der vom Käpt’n unterstützt wurde, erkannte jemanden, der so war wie er, einen Mann, der in zwei Welten lebte. Er fragte sich, was den Spalt geöffnet hatte, der es diesem Mann ermöglichte, so zu sehen, wie Herod es tat. Schmerz? Ja, zwangsläufig, aber nicht nur körperlicher Schmerz, nicht bei diesem Mann. Herod erkannte Trauer, Wut und Schuldbewusstsein, denn der Käpt’n wirkte wie ein Sender, der Gefühlsregungen erfasste und übertrug.
    Der Mann drehte sich um, als reagierte er auf Herods Interesse. Er starrte Herod an. Er runzelte die Stirn. Der Käpt’n drückte Herods Arm, und Herod wurde klar, dass er wegwollte. Er ließ den Motor an, fuhr los und kam an den beiden anderen Männern vorbei, als er rechts abbog: Ein Schwarzer, hervorragend gekleidet, und ein kleinerer Weißer, dessen Garderobe aussah, als hätte er sie in aller Eile aus dem Wäschekorb gekramt. Er sah im Rückspiegel, dass sie ihm hinterherschauten, dann waren sie verschwunden und der Käpt’n ebenso.
    »Hast du den Typ in dem Auto gesehen?«, fragte ich Louis.
    »Yeah, den mit der Maske. Konnte ihn nicht genau sehen, aber ich glaube, er hat irgendeine Krankheit.«
    »War er allein?«
    »Allein?«
    »Ja, oder war da noch jemand auf dem Beifahrersitz?«
    Louis wirkte verdutzt. »Nein, in dem Auto war bloß er. Warum?«
    »Ach nichts. Vermutlich hat sich die Sonne im Fenster gespiegelt. Keine Spur von Jimmy Jewel. Ich versuch’s später noch mal. Gehen wir …«
    Herod fuhr nach Waldoboro, denn dort wohnte seine Kontaktperson, die alte Frau, der ein Antiquitätengeschäft gehörte. Er bestellte sich in einem Diner Kaffee und ein Sandwich und rief von einem Münztelefon aus an, während er auf sein Essen wartete. Nur eine Handvoll andere Gäste waren da, und niemand saß in der Nähe, deshalb musste er nicht befürchten, dass jemand mithörte.
    »Wie ist der Stand der Dinge?«, fragte er, als sich die Alte meldete.
    »Er wohnt über einem Lagerhaus in Lewiston. Einer alten Bäckerei.«
    Herod hörte zu, während sie ihm den Standort genau beschrieb.
    »Hat er irgendwelche Gesellschaft?«, fragte er.
    »Ein paar Leute.«
    »Und die Stücke?«
    »Anscheinend sind bereits ein paar Interessenten aufgetaucht, aber er hat sie noch in seinem Besitz.«
    Herod verzog das Gesicht. »Wie haben die anderen Interessenten davon erfahren?«
    »Er ist ein unvorsichtiger Mann. Die Kunde hat sich verbreitet.«
    »Ich bin unterwegs. Setzen Sie sich mit ihm in Verbindung. Sagen Sie ihm, dass ich mit ihm reden möchte.«
    »Ich werde Mr Rojas bestellen, dass ich möglicherweise einen Käufer habe und dass er nichts unternehmen soll, bis wir uns mit ihm treffen. Wie Sie wissen, weiß er um den Wert der Gegenstände. Es könnte ein kostspieliges Geschäft werden.«
    »Ich bin davon überzeugt, dass ich den Käufer zur Vernunft bringen kann, zumal ich kein Interesse an dem habe, was er verkaufen will. Mir geht es lediglich um die Herkunft.«
    »Trotzdem ist er kein vernünftiger Mann.«
    »Wirklich?«, fragte Herod. »Wie schade.«
    »Und er ist auch nicht dumm.«
    »Klug und unvernünftig. Man sollte annehmen, dass diese Eigenschaften nicht miteinander vereinbar sind.«
    »Ich habe ein Foto von ihm. Ich habe es von der Videokassette der Überwachungskamera in meinem Geschäft ausgedruckt.« Herod beschrieb seinen Wagen und erklärte ihr, wo er stand. Er teilte der Frau mit, dass er nicht abgeschlossen sei und sie alles Material, das sie hatte, unter dem Beifahrersitz hinterlegen sollte. Er hatte das Gefühl, dass es besser war, wenn sie sich nicht begegneten. Die Frau bemühte sich nach besten Kräften darum, nicht enttäuscht zu klingen.
    Er legte auf. Sein Essen war gekommen. Er aß langsam und in einer abgelegenen Ecke, weit weg von den anderen Gästen. Er war sich darüber im Klaren, dass sein Aussehen dazu angetan war, den Leuten das Essen zu verderben, aber auch er fand es mehr als unangenehm, wenn er beim Essen ständig angeglotzt wurde. Das Essen fiel ihm ohnehin schon schwer genug – er hatte kaum noch Appetit, doch er musste etwas zu sich nehmen, um bei Kräften zu bleiben. Das war jetzt wichtiger denn je zuvor. Während er aß,

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