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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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und allein war. So zu sterben, meine ich, das ist einfach nicht richtig.«
    Die Bedienung kam mit meinem Burger, und ich bestellte mir noch einen Wein, obwohl ich das Glas vor mir kaum angerührt hatte. Ich deutete auf Stundens Glas.
    »Bushmills«, sagte er. »Ohne Wasser. Danke.«
    Ich wartete, bis die Drinks kamen und die Bedienung wieder weg war. Stunden nahm einen kräftigen Schluck, während ich aß.
    »Und ich glaube, ich mache mir Vorwürfe«, sagte er. »Ist das denn zu fassen? Ich habe das Gefühl, wenn ich mehr Kontakt mit ihm gepflegt, ihn aus seiner Schale rausgeholt und ihn nach seinen Problemen gefragt hätte, dann wäre das Ganze vielleicht nicht passiert.«
    Ich hätte ihm etwas vorlügen können. Ich hätte sagen können, dass Proctors Tod nichts mit ihm zu tun hatte, dass Proctor auf einen anderen Weg geraten war, einen Weg, der letzten Endes zu einem einsamen entsetzlichen Tod in einem verbarrikadierten Zimmer geführt hatte, aber ich ließ es sein. Ich hätte den Mann vor mir dadurch nur herabgesetzt, einen Mann, der anständig und ehrenhaft war.
    »Ich kann nicht sagen, ob das stimmt oder nicht«, erklärte ich ihm. »Aber Harold hat sich auf etwas Seltsames eingelassen, und das war nicht Ihre Schuld. Letzten Endes hat ihn das wahrscheinlich umgebracht.«
    »Etwas Seltsames?«, fragte er. »Was meinen Sie damit?«
    »Haben Sie jemals Trucks bei Harolds Motel vorfahren sehen?«, fragte ich. »Große Sattelzüge, möglicherweise auf der Rückfahrt von Kanada.«
    »Jesses, davon weiß ich nichts. Wenn der Truck aus Portland oder Augusta gekommen wäre, dann vielleicht, aber wenn er durch Coburn Gore kam, dann wäre er bei Harold, bevor er nach Langdon kommt.«
    »Gibt es jemand, der das wissen könnte?«
    »Ich kann mich erkundigen.«
    »Ich habe nicht so viel Zeit, Mr Stunden. Schauen Sie, ich bin nicht von der Polizei, und Sie sind nicht dazu verpflichtet, mir Informationen zu liefern, aber können Sie sich noch daran erinnern, was ich Ihnen heute Nachmittag erzählt habe?«
    Stunden nickte. »Von dem Jungen, der sich umgebracht hat.«
    »Ganz recht. Und jetzt ist Harold Proctor tot, und es sieht nach einem weiteren Selbstmord aus.«
    Ich hätte ihm von Kramer in Quebec und von Brett Harlan und seiner Frau berichten können, um den Deal perfekt zu machen, aber wenn ich es zu diesem Zeitpunkt machen würde, wäre es Teil eines Bargesprächs, und davon könnten wiederum irgendwann die Cops erfahren. Es gab eine ganze Reihe von Gründen, weshalb ich das nicht wollte. Ich hatte gerade meine Lizenz zurückbekommen, und trotz vager Versicherungen, dass sie nicht wieder in Gefahr war, wollte ich der Staatspolizei keinerlei Vorwand liefern, mich ins Visier zu nehmen. Zumindest würde ich mir Walshs Unmut einhandeln, und ich mochte ihn irgendwie, auch wenn ich nicht die Zelle mit ihm teilen wollte, falls wir jemals gemeinsam eingesperrt werden sollten.
    Vor allem aber erkannte ich die alte Gier wieder. Ich wollte erkunden, was vor sich ging, die tieferen Zusammenhänge zwischen dem Tod von Harold Proctor, Damien Patchett und den anderen herausfinden. Mir war jetzt klar, dass ich nur dem Namen nach ein Privatdetektiv war, dass das ganze banale Zeug, die falschen Versicherungsansprüche, die betrügerischen Partner, die diebischen Angestellten, zwar genügten, damit ich meine Rechnungen bezahlen konnte, aber mehr war es auch nicht. Ich hatte begriffen, dass mein Wunsch, zur Polizei zu gehen, und meine kurze und alles andere als ruhmreiche Laufbahn beim NYPD nicht nur dazu dienten, die Fehler meines Vaters wiedergutzumachen. Er hatte zwei junge Menschen umgebracht, bevor er sich selbst erschossen hatte, und sein Verhalten hatte der Erinnerung an ihn geschadet und mich gezeichnet. Ich war ein schlechter Cop – nicht korrupt, nicht brutal, nicht unfähig, aber dennoch schlecht –, denn mir fehlten die Disziplin und die Geduld und vielleicht auch die Selbstverleugnung, die der Job erforderte. Eine Lizenz als Privatdetektiv war mir wie ein Kompromiss vorgekommen, mit dem ich leben konnte, als eine Möglichkeit, einen gewissen Daseinszweck zu erfüllen, indem ich mir die Insignien der Legalität zulegte. Ich wusste, dass ich nie wieder Polizist werden konnte, aber ich hatte noch immer die nötigen Instinkte, die Zielstrebigkeit und das Gefühl, dazu berufen zu sein, das diejenigen auszeichnete, die diesen Job nicht nur wegen der Vergünstigungen, der Kameradschaft und der Möglichkeit ausübten, sich nach

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