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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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ich es gehört habe«, sagte Geagan. »Er war nicht der Typ dafür.«
    Die Formulierung kam allmählich ein bisschen zu oft vor. Bennett Patchett hatte sie in Zusammenhang mit seinem Sohn gebraucht, und Carrie Saunders hatte sich in Bezug auf Damien Patchett und Brett Harlan in etwa genauso ausgedrückt. Wenn sie recht hatten, gab es eine Menge Toter, die eigentlich nicht tot sein dürften.
    »Warum sagen Sie das?«
    »Er war hart im Nehmen. Er hat nichts bereut, was er da drüben gemacht hat, und er hat ein paar heftige Sachen gemacht, jedenfalls hat er das gesagt. Na ja, ich fand es jedenfalls heftig, aber andererseits habe ich noch nie jemanden umgebracht. Und werde es hoffentlich auch nie tun.«
    »Sind Sie mit ihm klargekommen?«
    »Ich habe mit ihm im Laufe des Winters zwei- oder dreimal was getrunken, und er hat mir geholfen, als mein Generator den Geist aufgegeben hat. Wir waren Nachbarn, standen uns aber nicht allzu nahe. So läuft das hier oben. Dann wurde Harold irgendwie anders. Ich habe mit Stunds drüber geredet, und er hat das Gleiche gesagt. Harold wurde noch verschlossener als vorher, und ein Schwätzer war er nie. Ich habe gehört, wie er zu den seltsamsten Zeiten mit seinem Pick-up weggefahren ist: nach Einbruch der Dunkelheit, manchmal weit nach Mitternacht. Dann kam dieser Sattelzug. Ein riesiger Truck – rot, glaube ich – mit Aufleger.«
    Ein roter Truck, genau wie der von Joel Tobias.
    »Haben Sie die Autonummer gesehen.«
    Geagan zitierte sie aus dem Gedächtnis. Na klar, es war die von Tobias’ Truck. »Ich habe ein fotografisches Gedächtnis«, sagte er. »Hilft mir bei der Arbeit.«
    »Wann war das?«
    »Soweit ich mich entsinne, war er vier-, fünfmal da: letzten Monat zweimal, diesen Monat einmal und gestern zum letzten Mal.«
    Ich beugte mich vor. »Der Truck ist gestern hier gewesen?«
    Geagan wirkte nervös, als hätte er Angst, einen Fehler zu machen. Ich sah, wie er die Tage durchzählte. »Jo, gestern Morgen. Ich habe ihn rausfahren sehen, als ich aus der Stadt zurückgekommen bin, deshalb weiß ich nicht, wann er reingefahren ist.«
    Ich wusste aufgrund der wenigen Auskünfte, die Walsh mir gegeben hatte, dass Proctor vermutlich seit zwei, drei Tagen tot war. In Anbetracht der Hitze, die in dem Zimmer herrschte, und des fortgeschrittenen Verwesungszustands ließ sich das nur schwer feststellen. Jetzt hatte es den Anschein, als wäre Tobias nach Proctors Tod beim Motel gewesen, hatte sich aber nicht die Mühe gemacht, nach ihm Ausschau zu halten. Entweder das, oder er wusste, dass Proctor tot war, hatte es aber für sich behalten, was mir unwahrscheinlich vorkam. Denn auf wen Proctor auch immer geschossen haben mochte, Joel Tobias war es jedenfalls nicht gewesen.
    »Und es war eindeutig der gleiche Truck wie vorher?«
    »Yeah, wie ich schon gesagt habe: Ich habe ihn ein paarmal gesehen. Harold und der andere Typ, der Fahrer – nein, Moment, einmal waren sie meiner Meinung nach zu dritt –, haben Zeug aus dem Anhänger ausgeladen, dann ist der Truck wieder weggefahren.«
    »Haben Sie Harold jemals darauf angesprochen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Es hat mich nicht gestört, und außerdem war ich der Meinung, dass Harold sich nicht gern ausfragen ließ. Ihm muss klar gewesen sein, dass ich sie gehört oder gesehen haben könnte, aber hier oben fragt man andere Leute nicht, was sie so treiben.«
    »Haben Sie sich nicht gefragt, was er da macht?«
    Geagan wirkte unsicher. »Ich dachte, er will vielleicht das Motel wiedereröffnen. Er hat manchmal davon gesprochen, hatte aber nicht das nötige Geld, um es zu renovieren.«
    Geagan wich meinem Blick aus.
    »Und?«, fragte ich.
    »Harold hat gern ein bisschen Gras geraucht. Ich ebenfalls. Er wusste, wo er welches kriegt, und ich habe ihm Geld dafür gegeben. Nicht viel, bloß genug, damit ich durch die langen Wintermonate komme.«
    »Hat Harold gedealt?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Er hatte bloß einen Lieferanten.«
    »Aber Sie dachten, er könnte womöglich Drogen in dem Motel eingelagert haben, stimmt’s?«
    »Es wäre nachvollziehbar, zumal er immer versucht hat, an Geld zu kommen, damit er den Laden wiedereröffnen kann.«
    Geagan wirkte, als wäre ihm nicht ganz wohl zumute. »Ich war vielleicht ein-, zweimal drüben, als Harold nicht da war.«
    »Was haben Sie da gesehen?«
    »Sämtliche Zimmer waren verrammelt, aber ich hatte den Eindruck, dass die Türen unlängst geöffnet worden waren. Holzsplitter lagen auf

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