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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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dem Boden rum, und die Erde war aufgewühlt. Tiefe Spurrillen waren zu sehen, als ob sie was Schweres reingekarrt hätten.«
    »Aber Sie haben nie gesehen, was sie dort hingeschafft haben, auch nicht, als Sie aus dem Fenster geschaut haben?«
    »Die Schnauze von dem Truck war immer zu mir gerichtet. Wenn sie irgendwas ausgeladen haben, war es leichter für sie, wenn der Anhänger beim Motel stand. Ich konnte nie richtig sehen, was sie transportiert haben.«
    Nie ›richtig‹ sehen. »Aber Sie glauben, dass Sie möglicherweise etwas bemerkt haben, stimmt’s?«
    »Das wird sich vermutlich ziemlich seltsam anhören.«
    »Mir ist schon allerhand Seltsames untergekommen, glauben Sie mir.«
    »Na ja, es war eine Statue, glaube ich. Wie eine dieser griechischen, wissen Sie, weiß, als ob sie aus einem Museum stammt. Ich habe zuerst gedacht, es wäre ’ne Leiche, aber sie hatte keine Arme. Wie die Venus von Milo, aber männlich.«
    »Verdammt«, sagte ich leise. Keine Drogen – Altertümer. Joel Tobias überraschte einen stets aufs Neue. »Haben Sie schon mit der Polizei gesprochen?«
    »Nein, ich glaube, die wissen nicht mal, dass es mich da oben gibt.«
    »Reden Sie morgen früh mit ihnen, aber lassen Sie sich Zeit. Erzählen Sie ihnen alles, was Sie mir erzählt haben. Und noch etwas: Die Polizei glaubt, dass sich Harold vor etwa drei Tagen umgebracht hat. Haben Sie zu der Zeit Schüsse gehört?«
    »Nein, ich war bis vorgestern in Boston unten und habe meine Leute besucht. Ich glaube, Harold hat sich umgebracht, als ich weg war. Er hat sich doch umgebracht, nicht wahr?«
    »Meiner Meinung nach ja«, sagte ich.
    »Warum hat er sich dann vorher in dem Zimmer eingesperrt? Und worauf hat er geschossen, bevor er gestorben ist?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ich winkte dem Barkeeper zu, dass er mir die Rechnung bringen sollte. Ich hörte, wie hinter mir die Tür aufging, drehte mich aber nicht um. Stunden und Geagan blickten auf und strahlten plötzlich.
    »Sieht so aus, als ob heute vielleicht doch noch jemand Glück hat«, sagte Geagan und fuhr sich durchs Haar. »Und ich will doch hoffen, dass ich derjenige bin.«
    Ich versuchte so beiläufig wie möglich nach hinten zu blicken, aber die Frau stand bereits rechts neben mir.
    »Darf ich Ihnen einen Drink spendieren, Mr Parker?«, fragte Carrie Saunders.

28
    Geagan und Stunden standen auf und schickten sich an zu gehen.
    »Scheiße, sieht so aus, als ob ich schon wieder kein Glück habe«, sagte Geagan. »Bitte um Entschuldigung, Miss«, fügte er hinzu.
    »Nicht nötig«, sagte Saunders. »Und das hier ist rein beruflich, nicht persönlich.«
    »Heißt das, dass ich noch eine Chance habe?«, fragte Geagan.
    »Nein.«
    Geagan seufzte theatralisch. Stunden klopfte ihm auf den Rücken.
    »Komm schon, lassen wir sie allein. Ich hab daheim bestimmt noch irgendwo eine Flasche, die dir bei deinem Kummer hilft.«
    »Whiskey?«, wollte Geagan wissen.
    »Nein«, erwiderte Stunden. »Äthylalkohol. Man muss ihn womöglich mit irgendwas verschneiden, aber …«
    Sie entschuldigten sich und gingen, aber erst nachdem Geagan noch einen letzten langen Blick auf Saunders geworfen hatte. Der Typ war eindeutig zu lange in den Wäldern gewesen. Wenn er nicht bald irgendwo zum Zuge kam, könnte er selbst einem Elch gefährlich werden.
    »Ihr Fanclub?«, fragte Saunders, sobald die Bedienung ihr ein Michelob Ultra gebracht hatte.
    »Zum Teil.«
    »Er ist größer, als ich erwartet hatte.«
    »Meiner Ansicht nach ist er klein, aber zuverlässig, im Gegensatz zu Ihrem Patientenstamm, der Tag für Tag zu schrumpfen scheint. Vielleicht sollten Sie sich überlegen, ob Sie nicht einen anderen Beruf ergreifen wollen oder einen Deal mit dem Leichenschauhaus abschließen.«
    Sie zog eine finstere Miene. Eins zu null für den Typ mit dem Komplex.
    »Harold Proctor war kein Patient von mir. Allem Anschein nach hat ihm ein hiesiger Arzt seine Medikamente verschrieben. Ich habe mich mit ihm in Verbindung gesetzt und ihm angeboten, sich an meiner Studie zu beteiligen, aber er wollte nicht kooperieren und bat auch nicht um professionelle Hilfe meinerseits. Außerdem habe ich keinerlei Verständnis für Ihre flapsige Haltung in Bezug auf meine Arbeit beziehungsweise gegenüber den ehemaligen Soldaten, die gestorben sind.«
    »Halten Sie hier keine Volksreden, Dr. Saunders. Sie hatten es ganz und gar nicht eilig, mir Ihre Hilfe anzubieten, als wir uns das letzte Mal getroffen haben und ich irrtümlich den

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