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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Wimper.
    »Sie scheinen ziemlich überzeugt davon zu sein, dass es etwas zu verstecken gibt .«
    »Einen Tag nachdem ich mir Joel Tobias vorgenommen hatte, wurde ich auf ziemlich professionelle Art und Weise durch die Mangel gedreht: keine gebrochenen Knochen, keine sichtbaren Spuren.«
    »Möglicherweise hatte es nichts mit Tobias zu tun«, warf sie ein.
    »Hören Sie, ich bin mir darüber im Klaren, dass es Leute geben mag, die mich nicht leiden können, aber die meisten von ihnen sind nicht allzu schlau, und wenn einer dafür sorgt, dass ich verprügelt werde, soll sich das auch ein bisschen rumsprechen. Das sind keine anonymen Spender. Diese Typen haben Wasser und einen Sack benutzt. Man hat mir klargemacht, dass ich mich aus Joel Tobias’ Angelegenheiten und darüber hinaus auch aus ihren raushalten sollte.«
    »Soweit ich gehört habe, sind die meisten Leute, die ernsthafte Schwierigkeiten mit Ihnen gehabt haben könnten, nicht mehr in der Lage, dafür zu sorgen, dass Sie verprügelt werden, es sei denn, sie können den Auftrag dazu aus dem Grab erteilen.«
    Ich schaute weg. »Sie würden sich wundern«, sagte ich, aber sie schien es nicht zu hören. Sie war in ihren eigenen Gedanken verloren.
    »Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, habe ich mich nur deshalb geweigert, Ihnen zu helfen, weil ich nicht geglaubt habe, dass Sie das Gleiche wollten wie ich. Meine Aufgabe besteht darin, diesen Männern beizustehen, wo immer ich kann. Einige von ihnen, zum Beispiel Harold Proctor und Joel Tobias, wollen meine Hilfe nicht. Sie brauchen sie möglicherweise, aber sie halten es für ein Zeichen von Schwäche, wenn sie einer Psychologin ihre Ängste eingestehen, selbst wenn es sich um eine ehemalige Militärpsychologin handelt, die in der gleichen Staubhölle gewesen ist wie sie. In den Zeitungen wird viel über die Selbstmordraten unter Militärbediensteten geschrieben, dass es sich um physisch und psychisch geschädigte Männer und Frauen handelt, die von ihrer Regierung im Stich gelassen werden, dass sie möglicherweise sogar eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen. Sie haben in einem unpopulären Krieg gekämpft, und okay, es ist nicht ganz so schlimm wie Vietnam, auch was die Opferzahlen oder die Anfeindungen angeht, die ihnen daheim entgegenschlägt, aber man darf es dem Militär nicht verübeln, wenn es sich abwehrend verhält. Als Sie daherkamen, dachte ich, Sie wären möglicherweise bloß ein weiterer Blödmann, der etwas beweisen will.«
    »Und jetzt?«
    »Ich halte Sie nach wie vor für einen Blödmann, und der Detective draußen bei Proctors Motel stimmt mir offenbar zu, aber vielleicht sind unsere Ziele letztlich gar nicht so verschieden voneinander. Wir beide wollen herausfinden, warum diese Männer von eigener Hand sterben.«
    Sie trank einen weiteren Schluck Wein. Er hinterließ einen roten Fleck auf ihren Zähnen, wie bei einem Tier, das unlängst rohes Fleisch gefressen hat. »Schauen Sie, ich nehme diese Sache ernst. Deswegen bin ich mit diesen Forschungsarbeiten befasst. Meine Studie ist Teil einer gemeinsamen Initiative mit dem National Institute of Mental Health, durch die wir versuchen wollen, ein paar Antworten und Lösungen zu finden. Wir untersuchen zum Beispiel, welche Rolle der Kampfeinsatz und wiederholte Auslandseinsätze im Zusammenhang mit Selbstmord spielen. Wir wissen, dass zwei Drittel der Selbstmorde während oder nach einem Auslandseinsatz stattfinden – das sind jeweils fünfzehn Monate in einem Kriegsgebiet, nach denen die erschöpften Männer und Frauen kaum Zeit haben, Druck abzulassen, bevor sie wieder ins Feld geschickt werden.
    Es ist offenkundig, dass unsere Soldaten Hilfe benötigen, aber sie haben Angst, darum zu bitten, für den Fall, dass dies aktenkundig werden und sie verfolgen könnte. Aber das Militär muss seine Haltung gegenüber den Truppen ändern – die psychische Betreuung ist schlecht, und die Kommandeure lassen Militärbedienstete nur ungern zu zivilen Therapeuten gehen. Man engagiert mehr Allgemeinmediziner, was zumindest ein Anfang ist, und auch mehr Psychologen, aber das Hauptaugenmerk gilt den Truppen im Kampfeinsatz. Was geschieht, wenn sie heimkommen? Neununddreißig von sechzig Soldaten, die zwischen Januar und August 2008 Selbstmord begingen, haben sich nach ihrer Rückkehr in dieses Land umgebracht. Wir lassen diese Männer und Frauen im Stich. Sie sind verwundet, aber in einigen Fällen sind diese Wunden nicht zu erkennen, bis

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