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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Wendung zu nehmen, die ihr nicht gefiel. Sie musste zugeben, dass Malcolm sie überrascht und einige Dinge gesagt hatte, die sie aus seinem Mund nicht für möglich gehalten hätte. Aber das bedeutete nicht, dass sie sogleich alle Vorbehalte vergaß und in flammender Liebe zu ihm entbrannte.
    »Ich begehre Sie, Mary«, eröffnete Malcolm rundheraus, und in seinen Augen loderte ein unheimliches Feuer. »Diese Verbindung, die ohne unser Wissen und unsere Zustimmung arrangiert wurde, ist für keinen von uns einfach. Aber wir könnten alle Beschränkungen vergessen, die unser Stand uns auferlegt, und unserer Lust freien Lauf lassen. Vielleicht werden unsere Gefühle dann folgen.«
    »Ich denke nicht, dass das die richtige Reihenfolge wäre«, erwiderte Mary, während sie weiter vor ihm zurückwich. »Liebe, mein werter Malcolm, muss aus gegenseitiger Achtung hervorgehen. Schon deswegen werden wir sie wohl nie füreinander empfinden. Sie können mich nicht leiden, das haben Sie selbst gesagt.«
    »Die Dinge ändern sich«, behauptete der Laird mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Wir leben in einer Zeit, in der alles in Bewegung ist, Mary. Eine Zeit der Revolutionen und Umstürze. Die Mächtigen mögen sagen, was sie wollen, aber ihre Zeit geht zu Ende. Wer das nicht mitbekommt, ist ein Narr. Ich für meinen Teil fühle es deutlich in dieser Nacht. Alles ändert sich, Mary. Die Schranken werden fallen. Veränderungen werden eintreten.«
    Seine Stimme hatte einen unheimlichen, fast beschwörenden Tonfall angenommen, der Mary ängstigte und sie zum ersten Mal daran zweifeln ließ, ob Malcolm of Ruthven überhaupt Herr seines Verstandes war.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte sie und gab sich Mühe, ihre Stimme fest und bestimmt klingen zu lassen. »Aber was Sie begehren, Malcolm of Ruthven, werden Sie nicht bekommen. Nicht in dieser Nacht und auch in keiner anderen, solange Sie nicht mehr für mich sind als ein Fremder, dessen Gesellschaft mir befohlen wurde.«
    »Ein Fremder? Ich bin Ihr Bräutigam, Mary! Sie müssen mich achten und ehren!«
    »Dann sollten Sie sich meine Achtung und meinen Respekt verdienen, werter Malcolm«, erwiderte sie. »Im Augenblick sind Sie dabei, sowohl das eine als auch das andere zu verspielen.«
    »Sie achten mich nicht!«, schnaubte er, und sein vom Alkohol gerötetes Gesicht färbte sich noch dunkler. »Sie schauen auf mich herab, nicht wahr? Sie halten mich für einen Dummkopf, für einen Ignoranten, dem alles in den Schoß gefallen ist und der für seinen Besitz niemals etwas leisten musste. Der seiner Mutter ohne Widerspruch gehorcht und sich den Zwängen seines Standes willenlos unterordnet. Ist es nicht so, werte Mary? Ist es nicht so?«
    Mary hütete sich, etwas darauf zu erwidern. Seine Stimme war lauter geworden, und er war dabei, sich in Rage zu steigern. Zu was er fähig wäre, wenn seine Wut übermächtig würde, mochte sie sich lieber nicht ausmalen.
    »Sie wissen nichts über mich!«, herrschte der Laird sie an. »Sie wissen nicht das Geringste, und dennoch urteilen Sie! Würden Sie die Wahrheit kennen und wüssten Sie, wie lange die Tradition und die Ehre des Hauses Ruthven zurückreichen, so würden Sie mich sehr wohl achten, Mary of Egton, und Sie würden mir nicht verweigern, was mir aufgrund unserer Übereinkunft zusteht.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, behauptete sie ausweichend. »Noch sind wir nicht verheiratet, Malcolm, und Sie haben keinen Anspruch auf mich. Ich bin nicht Ihr Besitz und werde es niemals sein.« Plötzlich stieß sie mit dem Rücken gegen hartes Holz. Die geschlossene Tür versperrte ihrem Rückzug den Weg.
    »Rechtlich gesprochen mag das stimmen, Mary«, räumte Malcolm ein, dessen Zorn verflogen zu sein schien. »Aber hätten Sie sich ein wenig eingehender mit der Geschichte meines Hauses befasst, so wüssten Sie, dass die Lairds of Ruthven noch immer bekommen haben, wonach sie verlangten. Und gab man es ihnen nicht freiwillig, so nahmen sie es sich mit Gewalt …«
    In seinen Augen blitzte es, und er stürzte vor, fasste sie an den Armen und vergrub sein kantiges Kinn an ihrem zarten Hals, um ihr frevlerische Küsse aufzunötigen.
    »Nein«, stieß Mary hervor, »tun Sie das nicht!« Aber gegen die rohe Gewalt, mit der sie gegen die Tür gepresst wurde, vermochte sie nichts auszurichten.
    Malcolm keuchte vor schmutziger Lust. Sie fühlte seine Zunge auf ihrer Haut und schauderte, wand sich vor Ekel in seinem Griff. »Ich

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