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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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beißenden Geruch von Rauch in der Nase.
    Angstvoll wollte sie zurückweichen, aber sie konnte nicht. Man hatte sie gefesselt, sodass sie nicht in der Lage war, sich zu bewegen. Wehrlos lag sie auf dem Boden, und die Vermummten blickten schweigend auf sie herab. Die Augen, die durch die Sehschlitze der Masken starrten, waren kalt und erbarmungslos.
    »Wo bin ich?«, brachte Mary endlich hervor. »Wer seid ihr? Bitte, antwortet mir …«
    Eine Antwort erhielt sie nicht; dafür lichteten sich die Reihen der Maskierten, und ein weiterer Vermummter trat heran, der ihr Oberhaupt und Anführer zu sein schien. Anders als die Übrigen trug er eine Kutte aus blendendem Weiß, und die Maske vor seinem Gesicht bestand nicht aus geschwärztem Holz, sondern aus blitzendem Silber. In seiner Linken hielt er einen Stock, dessen silberner Knauf die Form eines Drachenkopfs besaß.
    »Millencourt«, flüsterte Mary und erbleichte.
    Drohend baute sich der Maskierte vor ihr auf und schaute hochmütig auf sie herab. »Du bist also endlich erwacht, treulose Hure?« Seine Stimme klang gedämpft und seltsam metallisch unter der Maske, aber trotz des Schocks, unter dem sie stand, hatte Mary das Gefühl, sie zu kennen.
    »Wo bin ich?«, fragte sie noch einmal, leise und zaghaft. »Und wer sind Sie?«
    »Willst du wohl schweigen, Weib?«, herrschte er sie an. »Es steht dir nicht zu, deine Stimme gegen das Oberhaupt der Bruderschaft zu erheben!«
    »Der Bruderschaft …?«
    Mary hatte das Gefühl, als wären ihre Träume und Visionen plötzlich lebendig geworden. Die Vermummten und ihr Anführer, die geheimnisvolle Bruderschaft – all das erinnerte sie erschreckend deutlich an Gwynneth Ruthvens Aufzeichnungen.
    Wie war das möglich?
    War es Vorsehung? Bestimmung? Oder nur eine Laune, die sich das Schicksal erlaubte, eine weitere von so vielen, die Mary in letzter Zeit hatte ertragen müssen?
    »Die Bruderschaft der Runen«, erklärte der Maskierte stolz. »Gegründet vor langer Zeit und nur zu dem einen Zweck, das Wissen um die alten Geheimnisse zu wahren. Über Jahrhunderte wurden wir angefeindet und verfolgt, ja, nahezu ausgerottet. Nun aber sind wir zurückgekehrt, und nichts kann uns aufhalten. Wir sind die Herren der neuen Zeit, und wehe denen, die uns schmähen und verlachen, Mary of Egton!«
    Mary zitterte am ganzen Körper. Tränen der Furcht stiegen ihr in die Augen, während sie sich gleichzeitig fragte, woher der Maskierte ihren Namen kannte.
    Der Vermummte deutete ihren Gesichtsausdruck richtig. »Du fragst dich, woher ich dich kenne«, stellte er fest. »Lass dir gesagt sein, Mary of Egton, dass die Bruderschaft alles weiß. Wir wissen, woher du kommst und dass du feige geflohen bist. Dass du dich deiner Verantwortung entzogen und deinen zukünftigen Ehemann Malcolm of Ruthven im Stich gelassen und der Lächerlichkeit preisgegeben hast.«
    Mary rang nach Luft. Das also war der Grund für ihre Gefangennahme. Kurz vor dem Ziel war sie doch noch den Ruthvens in die Arme gelaufen – selbst die Hüter des Gesetzes schienen in ihren Diensten zu stehen. Mit einem Mal gesellte sich blanke Wut zu ihrer Furcht. Diese Männer mochten Angst einflößende Masken tragen und sich für die Nachkommen der alten Druiden halten, aber wenn sie dennoch nicht mehr waren als Malcolm Ruthvens Marionetten, verdienten sie ihre Verachtung.
    »Hat Malcolm euch geschickt?«, fragte sie, und mit jedem Wort gewann ihre Stimme an Festigkeit. »Lässt er vermummte Handlanger erledigen, wozu er selbst nicht Manns genug ist?«
    »Hüte deine Zunge, Weib! Die Worte, die du wählst, bringen dir das Verderben!«
    »Was erwartet ihr von mir? Dass ich vor euch auf den Knien liege? Vor Männern, die nicht einmal den Mut haben, einer Frau ihr Gesicht zu zeigen, die wehrlos und gefesselt vor ihnen auf dem Boden liegt?«
    Die Augen hinter der Silbermaske blitzten. Die Rechte des Vermummten zitterte und ballte sich zur Faust, und einen Augenblick lang schien es, als wollte er damit auf Mary einschlagen. Aber er hielt sich zurück, und ein gepresstes Lachen drang unter seiner Maske hervor.
    »Noch spricht Hochmut aus deinen Worten«, zischte er, »aber schon bald wirst du mich um Gnade anflehen. Dein Stolz wird gebrochen, Mary of Egton, das versichere ich dir bei den Runen unserer Bruderschaft.«
    »Was habt ihr mit mir vor?«, fragte Mary trotzig. Mit dem Mut einer Frau, die nichts mehr zu verlieren hatte, bot sie ihren Peinigern die Stirn. »Wollt ihr mich

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