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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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wertvollste Besitz, den er auf Erden hatte.
    Von den Bewaffneten, die im Hintergrund gewartet hatten, blieben einige an Ort und Stelle, um den Rückzug ihres Anführers zu decken. Der Rest begleitete den Grafen, umgab ihn wie ein schützender Kordon, um ihn notfalls unter Einsatz des Lebens zu verteidigen.
    Über eine steile Treppe ging es in ein fensterloses Gewölbe, das von Fackeln beleuchtet wurde und in dem der Kanonendonner nur mehr gedämpft zu hören war. Die Männer öffneten die hölzerne Falltür, die in den Boden eingelassen war. Dann nahmen sie die Fackeln von den Wänden und stiegen nacheinander hinab.
    Noch immer waren dumpfe Einschläge zu vernehmen, bald weit entfernt, dann wieder bedrohlich nahe. Die Jakobiten waren dabei, den Kampf um die Burg zu verlieren. Nicht mehr lange, und es würde in der Stadt von Regierungstruppen wimmeln. Dann war auch dieser Gang von Entdeckung bedroht, der in alter Zeit angelegt worden war und durch den Fels des Burghügels ins Freie führte.
    Galen of Ruthven blieb bei dem Alten, der sich mit einem Arm auf ihn stützte und mit dem anderen das Paket umklammert hielt. Gerade wollten sie den niederen Gang hinabsteigen, der sich vor ihnen durch den Fels bohrte, als es plötzlich einen weiteren Einschlag gab.
    Er war ganz nah und unmittelbar über ihnen, so laut und mächtig, dass die Männer lauthals schrien. Instinktiv blickte Galen of Ruthven nach oben und sah zu seinem Entsetzen einen Riss, der sich in der Stollendecke gebildet hatte. Im nächsten Moment stürzte der Gang ein.
    Mit ohrenbetäubendem Getöse fielen Felsbrocken und loses Gestein herab und erschlugen die Männer, die unmittelbar unter der Einsturzstelle standen. Staub stieg auf und raubte die Sicht, und Galen of Ruthven konnte nicht verhindern, dass der Alte von seiner Seite gerissen wurde. Instinktiv machte er einen Satz nach vorn, um dem tödlichen Steinschlag zu entgehen, als unmittelbar hinter ihm ein weiterer Teil der Decke einbrach und mit vernichtender Wucht auf die Flüchtlinge niederprasselte.
    Schließlich kehrte Stille ein. Hier und dort rieselten noch kleine Steine nach. Dann war es vorbei.
    Galen of Ruthven fand sich auf dem Boden liegend. Er blutete aus einer Kopfwunde, seine Glieder jedoch waren wie durch ein Wunder heil geblieben. Im dichten Staub, der ringsum in der Luft lag, konnte er nichts sehen, nur die Schreie der Verwundeten waren zu hören.
    Mühsam raffte er sich auf die Beine und griff nach der Fackel, die herrenlos neben ihm auf dem Boden lag und wie durch ein Wunder noch immer brannte. In ihrem gelben Schein beobachtete er, wie der Staub sich lichtete und das Ausmaß der Zerstörung sichtbar werden ließ.
    Das Gewölbe war eingestürzt, der Einstieg zum Stollen verschüttet. Hier und dort ragten menschliche Gliedmaßen aus dem Schutt – und zu seinem Entsetzen erblickte Galen of Ruthven darunter auch eine bleiche, knochige Hand. Hustend stürzte er darauf zu und versuchte, das Geröll mit den Händen abzutragen. Aber von oben rieselte neuer Schutt nach.
    Rings um ihn regten sich die Überlebenden des Einsturzes. Sie rappelten sich stöhnend auf und sahen sich orientierungslos um.
    »Hierher!«, rief Galen of Ruthven ihnen zu. »Kommt her, ihr müsst mir helfen! Der Graf wurde verschüttet!«
    Sofort waren zwei Männer bei ihm, die ihm zur Hand gingen. Aber auch die vereinten Bemühungen brachten keinen Erfolg – immer noch mehr Trümmer rutschten nach, sodass der Körper des Grafen schließlich ganz verschüttet wurde.
    »Er ist tot!«, rief einer der Männer. »Es hat keinen Sinn mehr. Lasst uns fliehen.«
    »Wir können nicht fliehen«, schärfte Galen of Ruthven ihm zähneknirschend ein. »Der Graf hatte das Schwert. Wir müssen es mitnehmen.«
    Stampfende Schritte waren plötzlich im Stollen zu hören, dazu lautes Geschrei.
    »Regierungstruppen! Sie haben den Stollen entdeckt! Wir müssen fliehen …«
    Galen of Ruthven wusste, dass sein Gefolgsmann Recht hatte. Zurück konnten sie nicht, der Weg war versperrt. Also blieb ihnen nur die Flucht nach vorn. Widerstrebend musste Galen of Ruthven eingestehen, dass ihre Sache verloren war – vorerst.
    Die Überlebenden des Einsturzes zogen grimmig die Waffen, dann stürzten sie hinter Galen her, dem einfallenden Feind entgegen. Sie passierten die Stelle, wo die Erbauer des Stollens die tödliche Falle eingerichtet hatten – und unvermittelt stießen sie auf den Feind, der in beträchtlicher Anzahl den Gang gestürmt

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