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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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einer der Folianten fehlte. Und dass dieser vermummte Unbekannte ausgerechnet in dem Augenblick auftauchte, als du diese Entdeckung gemacht hattest. So viele Zufälle auf einmal, mein lieber Junge, sind doch sehr unwahrscheinlich. Würde ich so etwas in einem meiner Romane schreiben, würden die Leute mir niemals glauben.«
    »Dann habe ich also tatsächlich etwas Wichtiges entdeckt?«
    »Das werden wir herausfinden«, sagte Sir Walter und klopfte ihm ermunternd auf die Schulter, ehe er sich erneut in Bewegung setzte, diesmal in Richtung Bibliothek. »Immerhin wissen wir nun, dass es sich bei deinem Zeichen um eine alte Rune handelt, sodass es möglich sein sollte herauszufinden, was sie bedeutet.«
    Quentin steckte die Kerze in den Leuchter zurück und folgte seinem Onkel in die Bibliothek, die im Ostflügel des Gebäudes lag und an das Arbeitszimmer grenzte. Über 9.000 Bände lagerten hier, viele davon Originale, die Scott aus alten Beständen erworben hatte. Unter einer mächtigen, mit prunkvollen Schnitzereien verzierten Decke standen ein quadratisches Lesepult und mehrere Sessel, die zum Lesen einluden. Die schweren Eichenholzregale ringsum waren mit lederbeschlagenen Bänden gefüllt.
    Von den Klassikern der Antike über die Schriften der Philosophen bis hin zu historischen und geografischen Abhandlungen umfasste die Bibliothek von Abbotsford alle Gebiete, in denen ein Gentleman nach Scotts Meinung bewandert sein sollte. Darüber hinaus lagerten hier auch Bücher ausländischer Schriftsteller wie die der Deutschen Goethe und Bürger, die Scott in jungen Jahren in seine Sprache übersetzt hatte, sowie Sammlungen schottischer Märchen und Balladen, die er von überall zusammengetragen hatte.
    Mit dem immensen Wissensschatz, der in Kelso lagerte, ließ sich die Bibliothek von Abbotsford nicht vergleichen; aber während die Bestände von Dryburgh nur ein Archiv gewesen waren, in dem das Wissen vergangener Jahrhunderte ungenutzt geschlummert hatte, war Sir Walters Bibliothek ein Ort des geistigen Austauschs und der Inspiration, und nicht wenige der gebundenen Bände waren abgegriffen vom häufigen Lesen.
    Während Quentin es in all den Monaten, die er nun schon bei seinem Onkel weilte, noch nicht gelungen war, das System zu durchschauen, nach dem die vielen Tausend Bücher geordnet waren, hatte Sir Walter keine Mühe, sich zurechtzufinden. Zielstrebig trat er auf eines der Regale zu, griff nach kurzem Suchen nach einem Band mit goldenen Lettern, zog ihn hervor und trug ihn zum Lesepult in der Mitte des Raums.
    »Licht, mein Junge, mehr Licht«, forderte er Quentin auf, der eilig damit beschäftigt war, die Leuchter zu entzünden. Das Kaminfeuer reichte längst nicht aus, den großen Raum zu erhellen.
    Die Ungeduld war Scott anzumerken, während er wartete, bis sein Neffe die Kerzen angezündet hatte und es mit jeder Flamme ein wenig heller wurde.
    Endlich reichte das Licht der Kerzen aus, um in ihrem Schein lesen zu können. Sir Walter schlug das Buch auf und winkte Quentin zu sich heran, der staunend feststellte, dass es sich um eine Abhandlung über Runenkunde handelte.
    »In diesem Band sind viele der alten Zeichen zusammengefasst«, erklärte Sir Walter. »Du musst wissen, mein Junge, dass es keine einheitliche Runenschrift gab. Ihre Bedeutung war von Region zu Region verschieden. Einige Zeichen hatten eine Bedeutung, die nur wenigen Eingeweihten bekannt war, und wieder andere …«
    »Sieh, Onkel!«
    Quentin schrie so laut, dass Scott zusammenfuhr. Wütend war er dennoch nicht, denn sie hatten bereits gefunden, wonach sie suchten.
    Auf einer Seite des Buchs war die Rune abgebildet, die Quentin in der Bibliothek gesehen hatte – jene halbrunde Markierung, die von einem senkrechten Strich durchkreuzt wurde.
    »Tatsächlich«, murmelte Sir Walter und las laut die Erläuterung der Abbildung vor. »›Neben den gängigen Runenzeichen, die bei fast allen Clans gefunden werden und auf piktische Wurzeln zurückgehen, existiert auch eine Reihe weiterer Zeichen, die in späterer Zeit hinzukamen. Ein Beispiel dafür ist die hier abgebildete Schwertrune, die erstmals für das frühe Mittelalter bezeugt wurde …‹«
    »Eine Schwertrune?«, fragte Quentin mit hochgezogenen Brauen.
    »Ja, mein Junge.« Sir Walter nickte, während er den Text noch einmal knapp überflog. »Dieses Zeichen bedeutet ›Schwert‹.«
    »Ich verstehe, Onkel.« Quentin machte ein einfältiges Gesicht. »Und was soll das heißen?«
    »Das

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