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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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weiß ich noch nicht, mein Junge. Aber wir werden alles daransetzen, es herauszufinden. Ich werde einem oder zwei Freunden in Edinburgh schreiben. Möglicherweise kennen sie jemanden, der uns mehr darüber verraten kann. Und wir werden Inspector Dellard über unsere Entdeckung in Kenntnis setzen.«
    »Was? Bist du sicher, Onkel?«, fragte Quentin, um gleich ein wenig vorsichtiger hinzuzufügen: »Ich meine, hältst du das wirklich für notwendig?«
    »Ich weiß, dass du ihm misstraust, mein Junge, und wenn ich ehrlich sein soll, so weiß auch ich noch nicht recht, was ich von ihm halten soll. Dennoch ist er nun einmal der für diesen Fall zuständige Beamte, und wenn wir wollen, dass er rasche Fortschritte macht und Jonathans Mörder so bald wie möglich findet, müssen wir mit ihm kooperieren.«
    »Natürlich. Du hast Recht.«
    »Ich werde augenblicklich anschirren lassen. Wir fahren nach Kelso, um Inspector Dellard zu informieren. Ich bin gespannt, was er zu unserer Entdeckung zu sagen hat.«
    Obwohl er seinen Lebensunterhalt damit verdiente, sich Geschichten auszudenken, die den Leser in andere Zeiten und an andere Orte entführten, war Sir Walter kein Träumer. Nicht nur seine Fähigkeit, die unbestimmte Sehnsucht nach vergangenen Epochen in Worte zu fassen, hatte ihm großen Erfolg beschert, sondern auch sein ausgeprägter Realitätssinn.
    Er hatte weder erwartet, dass sich Charles Dellard vor Freude über den neuen Hinweis überschlagen noch dass er sich dafür bedanken würde. Die Reaktion des Inspectors fiel sogar um einiges zurückhaltender aus, als Scott es angenommen hatte.
    Gemeinsam saßen sie in Sheriff Slocombes Büro in Kelso, das Dellard kurzerhand zu seinem Arbeitszimmer bestimmt hatte; der Inspector thronte hinter dem breiten Schreibtisch aus Eichenholz und schüttelte den Kopf, während er auf das Runenbuch blickte, das er aufgeschlagen vor sich liegen hatte.
    »Und das ist ganz bestimmt das Zeichen, das Sie gesehen haben?«, wandte er sich an Quentin, der sich wie immer in der Gegenwart des Engländers unwohl fühlte.
    »J-ja, Sir«, versicherte er stammelnd. »Ich denke schon.«
    »Sie denken es?« Dellards Blick hatte etwas von einem Raubvogel. »Oder sind Sie sich sicher?«
    »Ich bin mir sicher«, sagte Quentin, jetzt mit festerer Stimme. »Das ist das Zeichen, das ich in der Bibliothek gesehen habe.«
    »Bei unserem letzten Treffen konnten Sie sich nicht daran erinnern. Woher dieser Gesinnungswandel?«
    »Nun«, sprang Sir Walter seinem Neffen bei, »es ist allgemein bekannt, dass Erinnerungen nach einem schockierenden Erlebnis erst ganz allmählich wieder zurückkehren. Als Quentin mich darauf aufmerksam machte, haben wir sofort zu recherchieren begonnen. Und das Ergebnis unserer Recherche, Inspector, teilen wir Ihnen hiermit mit.«
    »Was ich sehr zu schätzen weiß, meine Herren«, versicherte Dellard, wobei die verkrampfte Miene seine Worte Lügen strafte. »Ich fürchte nur, dass ich mit Ihrem Hinweis nicht sehr viel anfangen kann.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil …«, begann Dellard, und in seinen stahlblauen Augen blitzte es rätselhaft. Er unterbrach sich und schien sich kurz zu besinnen. »Weil ich bereits eine Spur habe, die ich verfolge«, erklärte er dann.
    »Aha«, meinte Sir Walter und beugte sich wissbegierig vor. »Und um was für eine Spur handelt es sich, wenn es erlaubt ist zu fragen?«
    »Ich bedauere, Sir, aber ich bin nicht befugt, Ihnen oder irgendjemandem sonst darüber Auskunft zu geben. Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass Master Quentins Entdeckung und das Zeichen in diesem Buch nichts damit zu tun haben.«
    »Was macht Sie so sicher, Inspector? Haben Sie dieses Zeichen schon zuvor gesehen? Sind Sie dieser Spur etwa bereits nachgegangen?«
    »Nein, ich …« Erneut unterbrach sich Dellard, und es entging Sir Walters geschultem Auge nicht, dass der Inspector nervös wurde. Man hätte leicht annehmen können, Dellard verheimliche ihnen etwas. Sollte Quentin mit seiner Vermutung also Recht gehabt haben?
    Dellards Blicke flogen zwischen den beiden Besuchern hin und her. Ihm schien zu dämmern, dass er an Glaubwürdigkeit verlor. »Ich weiß«, fügte er deshalb rasch hinzu, »dass das in Ihren Ohren seltsam klingen muss. Aber ich bitte Sie, Gentlemen, mir zu vertrauen. Mir liegt nichts mehr am Herzen als das Wohlergehen der Bürger dieses Landes.«
    »Das will ich Ihnen gern glauben, und ich bin überzeugt davon, dass Ihre Beweggründe ehrenwert sind,

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