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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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und er nicht zulassen durfte, dass die Damen in die Gewalt der Banditen gerieten.
    Abermals schwang er die Peitsche. Die Hufe der Pferde donnerten über die unebene Straße und zerrten die Kutsche hinter sich her, deren Räder über Steine und Schlaglöcher sprangen und dabei bedenklich ächzten. Winston konnte nur hoffen, dass sie der Beanspruchung standhalten würden. Wenn ein Rad oder eine Achse brach, war alles verloren. Eine wirkliche Chance, ihren Häschern zu entwischen, hatten sie nur, wenn sie die Brücke erreichten, die ein Stück vor ihnen lag – auf den ebenen Holzbohlen würde die Kutsche ungleich schneller vorankommen, und dann gelänge es ihnen vielleicht zu entkommen.
    Erneut fiel ein Schuss. Instinktiv zog Winston den Kopf zwischen die Schultern, wohl wissend, dass er auf dem Kutschbock ein leichtes Ziel bot. Das Stück Blei, das der Bandit auf ihn gefeuert hatte, verfehlte ihn. Der Kutscher gönnte sich ein erleichtertes Aufatmen, das ihm jedoch im Hals stecken blieb, als er erneut zurückblickte. Die Verfolger hatten aufgeholt, waren jetzt nur noch zehn, fünfzehn Yards von der Kutsche entfernt.
    Er musste das Letzte aus den Pferden herausholen, wenn er die Brücke erreichen wollte, bevor sie ihn einholten. Eben wollte er die Peitsche schwingen – als er sah, wie sich das Gebüsch zu beiden Seiten der Straße teilte und mehrere Maskierte daraus hervorsprangen, mit Pistolen und Säbeln bewaffnet.
    In einer ersten, instinktiven Reaktion wollte Winston an den Zügeln reißen, um den Männern auszuweichen, die ihm den Weg versperrten. Im nächsten Augenblick wurde ihm klar, dass damit jede Möglichkeit zu entkommen endgültig vertan wäre. Nur einen Weg gab es: auf der Straße bleiben, sich nicht aufhalten lassen und den Kordon der Räuber durchbrechen.
    Winston Sellers war weder ein besonders mutiger noch ein sehr entschlossener Mann, doch die Situation machte ihn dazu. Halb richtete er sich auf dem Kutschbock auf, als er die Peitsche schwang und die Pferde zusätzlich mit lauten Rufen anstachelte.
    Die Räuber auf der Straße schrien, und Winston sah, wie einer von ihnen seine Pistole hob. Einen Lidschlag später schnappte das Steinschloss zu, und die Waffe gab Feuer. Der Kutscher spürte einen heißen, stechenden Schmerz in seiner rechten Schulter. Der Aufprall war so stark, dass er ihn zurück auf den Kutschbock warf, aber er ließ weder die Zügel los, noch hörte er auf, die Peitsche zu schwingen.
    Die Pistole des Banditen krachte noch einmal, und aus dem zweiten Lauf der Waffe jagte eine weitere Kugel, die ihr Ziel jedoch verfehlte. Dann hatte die Kutsche die Männer erreicht. Vier von ihnen warfen sich laut schreiend zur Seite, aber der Schütze war nicht schnell genug. Die Hufe der Pferde erfassten ihn und rissen ihn zu Boden, ehe sich die schweren Räder der Kutsche über ihn hinwegwälzten.
    Einen Herzschlag später hatte die Droschke die Brücke erreicht, schoss hinaus auf die vom Regen glatt gespülten Bohlen. Trotz der Schmerzen, die ihn quälten, und des Blutes, das aus der Wunde quoll, machte Winston Sellers seiner Erleichterung in einem heiseren Aufschrei Luft – eine Erleichterung, die jedoch nur einen Augenblick lang währte.
    Dann spürte er, wie die Bohlen der Brücke unter dem Gewicht der Kutsche nachgaben, hörte das Ächzen der Konstruktion – und die vermeintliche Rettung erwies sich als tödliche Falle.
    Es ging so schnell, dass selbst Sir Walters rasche Auffassungsgabe kaum ausreichte, um die Vorgänge zu verfolgen.
    Soeben hatte die Droschke, deren Kutscher ein Mann von außergewöhnlicher Geistesgegenwart sein musste, die Phalanx der Räuber durchbrochen, die sich ihm unerwartet in den Weg gestellt hatte, und schoss mit ungebremster Geschwindigkeit hinaus auf die Brücke.
    Fast gleichzeitig stellten die Banditen ihren wütenden Angriff ein und stoben auseinander wie eine Schar Hühner vor dem Fuchs. Die Berittenen ließen ihre Kameraden zu Fuß rasch aufspringen; nur den, der von der Kutsche überrollt worden war, ließen sie liegen. Dann gaben sie ihren Pferden die Sporen und jagten über die Hügel davon – als das markerschütternde Ächzen erklang.
    Sir Walter blickte zur Brücke und wurde Zeuge eines unfassbaren Vorgangs.
    Kaum war die Kutsche den Räubern entronnen, sahen sich ihre Insassen einer neuen, tödlichen Gefahr ausgesetzt. Denn als das Gefährt die Mitte der Brücke erreichte, fiel deren Konstruktion in sich zusammen.
    Von seiner Position aus

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