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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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war, steckte in der breiten weißseide nen Schärpe, mit der er sich gegürtet hatte. Das verschnörkelte Griffstück des Krummsäbels reichte ihm bis fast unter das Kinn, über dem ein markantes Gesicht mit klaren, wachen Augen lag. In seiner schlichten und zugleich doch vornehmen Kleidung machte er auf seinem feurigen schwarzen Araberhengst eine beeindruckende Figur. Die Stiefel aus feinstem, weichem Leder steckten in silbernen Steigbügeln mit gezacktem Sporenkranz. Der Sultan vermittelte schon beim ersten Anblick den Eindruck eines Heerführers, der sich seiner Macht bewusst war und keiner prunkvollen Gewänder bedurfte, um sie zu demonstrieren. Auch der Emir trug seiner Stellung entsprechend ein weißes Gewand und einen weißen Turban, doch ohne den goldenen Saum-schmuck. El-Ashraf Khalil und seine Begleiter zügelten ihre Pferde gut zweihundert Schritte unterhalb der Hügelgruppe und erwarteten dort die Gesandtschaft. Augenblicke später hatten die vier Männer sie erreicht. Die Tempelritter brachten Seite an Seite ihre Pferde vor dem Sultan, dem Emir und ihren grimmig dreinblickenden Bewachern zum Stehen. Und Wilhelm von Villiers, der als Wortführer bestimmt wor den war, hob die Hand zum Gruß. »Sala’am, der Friede sei mit Euch, Sultan el-Ashraf Khalil!«, be grüßte er ihn mit der gebotenen Ehrerbietung. »Unser König lässt Euch durch seinen gehorsamen Diener vom Tempel Wilhelm von Villiers und seine Begleiter seinen Gruß entbieten.« »Sala’am!«, erwiderte der Sultan knapp, um dann sofort mit bei ßendem Spott zu fragen: »Sprecht Ihr von jenem törichten Mann, der sich noch immer König von Jerusalem nennt, obwohl unsere heilige Stadt schon seit mehr als hundert Jahren von allen ungläubigen Christenhunden gesäubert ist?«
    »Ich spreche von König Heinrich II.«, gab der adlige Kreuzritter diplomatisch zur Antwort. »Er schickt uns zu Euch . . .« »Ich hoffe für Euch, dass er Euch geschickt hat, um mir die Schlüssel der Stadt zu übergeben, weil er endlich die Sinnlosigkeit seines Widerstands eingesehen hat!«, fiel der Sultan ihm schroff ins Wort. Kein guter Anfang für Verhandlungen!, schoss es Gerolt durch den Kopf und er mied den stechenden Blick der Leibwache. »Nein, die Schüssel von Akkon bringe ich Euch nicht. Mein Auftrag lautet, Euch im Namen unseres Königs Verhandlungen über eine Tributzahlung anzubieten«, entgegnete Wilhelm von Villiers mit ruhiger Stimme. »Die Bewohner der Stadt sind bereit, für das Unrecht, das Euren Landsleuten im letzten Sommer widerfahren ist und das der König und die Stadtbarone streng verurteilen, eine gerechte Entschädigung in Höhe von dreißigtausend venezianischen Zechinen zu leisten.« »Tribut wollt Ihr leisten? Jetzt, wo Akkon reif zum Pflücken ist?«, rief der Emir höhnisch. Auch der Sultan reagierte abfällig, indem er eine herrische Handbewegung machte, als wollte er das Angebot wie eine lästige Schmeißfliege wegwischen. »Ich will keinen Tribut, ich will Akkon! Und bei Allahs himmlischem Thron, die Stadt wird fallen!« Der Emir nickte. »Eure Tage sind gezählt, Ritter des Kreuzes! Es ist Allahs Wille und Lob sei dem Herrn der Welten, der uns diesen Sieg über die Ungläubigen schenkt!« Der Gesandte des Königs, ganz der stolze Edelmann, bewahrte Haltung und zuckte nicht einmal mit der Wimper. Die Siegesgewissheit des Emirs ignorierte er. »Ihr seid ein umsichtiger Herrscher und großer Heerführer, der seinem ruhmreichen Vater schon im ersten Jahr seines Sultanats alle Ehre macht und dessen Tapferkeit und eigene Verdienste in den Chroniken der Geschichtsschreiber einmal nicht weniger Platz einnehmen werden«, sagte er mit einer Mischung aus Schmeichelei und Warnung. »Aber unterschätzt nicht den Mut und die Kampfkraft unserer Streitmacht. Schon so manch gewonnen geglaubter Kriegszug hat eine überraschende Wendung genommen!« »Ihr Tempelritter könnt Euch zu Recht überragenden Mutes und großer Tapferkeit rühmen und beides habt Ihr oft genug im Kampf bewiesen«, erwiderte der Sultan das Kompliment kühl. »Nur wird diesmal auch das Akkon nicht vor der Eroberung bewahren. Das Schicksal der Einwohner kümmert mich zwar so wenig wie das Kläffen eines räudigen Hundes. Aber so töricht Euer König auch ist, so kann ich ihm doch nicht meine Hochachtung versagen, dass er trotz seiner Jugend und seiner Krankheit hergekommen ist, um zu kämpfen. Deshalb bin ich bereit, zur Ehre Al lahs unverdient große Gnade und Milde walten zu

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