Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
lassen und das Leben der Bewohner von Akkon zu verschonen, wenn Ihr Eure doch so offensichtliche Niederlage bekennt und versprecht, dass mir der König noch heute die Stadt übergeben wird!« »Inshallah!«, bekräftigte der Emir. »Allah dem Allmächtigen wird es gefallen!« »Über eine Kapitulation der Stadt zu verhandeln, liegt nicht in un serer Befugnis!«, erklärte Wilhelm von Villiers und zeigte nun doch Anzeichen von Bestürzung. »Man würde uns als Verräter...« Er kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu beenden. Denn in diesem Augenblick löste sich auf dem Wehrgang beim Turm des Pilgers der Sicherungshaken vom Spannseil des venezianischen Katapultes und ein ochsenkopfgroßer Stein flog auf das Mameluckenlager zu. Er schlug nur wenige Pferdelängen von ihnen entfernt auf und ließ eine Fontäne aus Sand und Erde hochspritzen.
    Den nahen Einschlag empfand der Sultan als unerhörte Provoka tion. »Beim Haupt des Propheten, dafür werdet Ihr mit Eurem Le ben büßen!«, schrie er und riss wutentbrannt seinen Scimitar aus der Scheide. Und augenblicklich griffen auch die Krieger der Leib wache zu ihren Krummsäbeln. Gerolt schloss in diesem Moment mit seinem Leben ab und seine Hand legte sich auf den Griff seines Schwertes. Wenn dies die Stunde ihres Todes sein sollte, so sollte der Feind teuer dafür be zahlen! Und das Einzige, was ihn mit Bedauern erfüllte, war, dass er nun keine Gelegenheit mehr bekommen würde, den heiligen Kelch wenigstens einmal in seinen Händen zu halten. »Bei meiner Ehre, das hat nicht Euch gegolten!«, beteuerte Wil helm von Villiers. »Es muss sich um ein unglückliches Missge schick handeln!« Überraschenderweise war es der Emir Shudashai, der seinen Sul tan davon abzuhalten versuchte, die Botschafter des Königs hier an Ort und Stelle niederzumachen. »Lasst Euch nicht zu einer solch unwürdigen Tat hinreißen, edelster Sultan!«, rief er ihm zu. Der Sultan zögerte. »Mücken, die sich zusammenrotten, können selbst einen Elefan ten besiegen«, kam es da kaltschnäuzig von Tarik und er riss sein Schwert aus der Scheide. »Nur zu, gebt Euren Kriegern den Be fehl, uns zu töten. Wir fürchten weder den Kampf mit ihnen noch den sicheren Tod. Aber wenn Ihr das unter Tapferkeit versteht, wird das kaum Euren Ruhm mehren – unseren dagegen umso mehr!« Plötzlich fiel von oben ein Schatten über die Reitergruppe. Ver wundert ging der Blick des Sultans nach oben in den Himmel. Ein makellos weißer, majestätischer Greifvogel mit mächtiger Spann weite zog direkt über ihnen enge Bahnen.
    »Allah akhbar!«, stieß der Emir verblüfft hervor. »Ein blütenweißer Greif über dem Haupt unseres Sultans! Groß ist der Barmherzige und Gnadenvolle, der Euch ein Zeichen schickt! . . . Beschmutzt Euch nicht mit dem Blut der Ungläubigen und lasst sie ziehen! Ak kon wird fallen, so oder so! Und kein noch so geringer Makel soll auf Eurem ruhmreichen Sieg liegen!« Sultan el-Ashraf Khalil ließ seinen Scimitar sinken, schob ihn mit einer abrupten Bewegung zurück in die juwelenbesetzte Scheide und bedeutete seiner Leibwache mit einem knappen Wink, nun auch ihrerseits die Waffen wieder einzustecken. »Mein Emir hat weise Worte gesprochen! Ich schenke Euch das Leben, obwohl Ihr meine große Gnade nicht verdient habt! Aber Allah will es so und deshalb soll Euch nicht ein Haar gekrümmt werden!«, rief der Sultan. »Kehrt also nach Akkon zurück und richtet Eurem König meine Forderung aus. Lässt er mir bis zum Sonnenuntergang nicht die Schlüssel der Stadt als Zeichen seiner Kapitulation überbringen, ist das Schicksal ihrer Bewohner besiegelt! Dann wird es bei der Eroberung keine Gnade geben! Für keinen! Also handelt klug und erweist Euch bei der Beratung mit Eurem König so weise, wie sich mein Emir gerade gezeigt hat!« Wilhelm von Villiers versicherte ihm, König Heinrich seine Forderung wortgetreu auszurichten, bezeugte ihm noch einmal seine Ehre und gab das Zeichen zur Rückkehr. Die beiden Reitergruppen trennten sich. Die Tempelritter wechselten auf dem Ritt zurück nicht ein einziges Wort miteinander, verspürte doch keiner das Verlangen nach einem Gespräch. Sie waren so knapp dem scheinbar sicheren Tod entronnen, dass sie vollauf mit ihren eigenen Gedanken und Empfindungen beschäftigt waren. Und nicht nur die beiden Gesandten wussten schon jetzt, dass der König und die Großmeis ter niemals auf die Forderung des Sultans eingehen würden. Die Übergabe der Stadt kam nicht infrage. Man

Weitere Kostenlose Bücher