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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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noch nicht hatte blicken lassen. Die Grenze des Grundstücks, auf dem das Gefängnis stand, war einen halben Kilometer entfernt, doch von dort, wo der Kleinbus stand, war nichts von den Gebäuden zu sehen.
    In dem Wagen waren nur zwei Techniker. Der eine schlief tief und fest auf dem Fahrersitz, der andere saß hinten, hatte Kopfhörer aufgesetzt und döste. Als Argrow die Ruftaste auf seinem kleinen Apparat drückte, ertönte im Bus ein Summen. Beide Männer fuhren hoch.
    »Hallo«, sagte er. »Hier ist Argrow.«
    »Ja, Argrow - hier ist Chevy eins. Schieß los«, sagte der Techniker mit den Kopfhörern.
    »Ich hab Kontakt mit den drei Vögeln aufgenommen und spule das Programm ab. Angeblich telefoniere ich gerade mit Freunden draußen, um festzustellen, wie viel Geld auf ihrem Auslandskonto liegt. Bis jetzt läuft es noch besser, als ich gehofft habe.«
    »Scheint mir auch so.«
    »Alles klar. Ich melde mich später wieder.« Argrow drückte die »Ende«-Taste, hielt sich aber weiterhin das Telefon ans Ohr und tat, als wäre er in ein Gespräch vertieft. Er setzte sich auf die Tischkante, ging dann auf und ab und warf gelegentlich einen Blick auf die Richter und die Bibliothek. Spicer konnte sich nicht beherrschen und sah verstohlen durch das kleine Fenster in der Tür. »Er telefoniert«, sagte er aufgeregt.
    »Was hast du denn gedacht?« fragte Yarber, der gerade das Rundschreiben mit den neuesten Gerichtsentscheidungen studierte.
    »Krieg dich wieder ein, Joe Roy«, sagte Beech. »Das Geld ist zusammen mit Trevor verschwunden.«
    Es vergingen zwanzig Minuten, die so ereignislos waren wie immer. Während Argrow telefonierte, vertrieben sich die Richter die Zeit. Anfangs warteten sie einfach, doch dann wandten sie sich dringenderen Dingen zu. Sechs Tage waren vergangen, seit Buster mit ihrem Brief geflohen war. Sie hatten nichts von ihm gehört, und das bedeutete, dass alles gut gegangen war. Er hatte den Brief an Konyers in den Briefkasten geworfen und war inzwischen über alle Berge. Der Brief müsste nach etwa drei Tagen in Chevy Chase eingetroffen sein, und Mr. Aaron Lake überlegte jetzt wahrscheinlich verzweifelt, was er tun sollte.
    Das Gefängnis hatte sie Geduld gelehrt. Es gab nur einen Termin, der ihnen Sorgen machte. Lake hatte die Nominierung in der Tasche, und das hieß, dass er vielleicht nur bis zur Wahl im November verwundbar war. Wenn er sie gewann, konnten sie ihn vier Jahre lang unter Druck setzen, doch wenn er verlor, würde er, wie alle Verlierer, bald vergessen sein. »Wer spricht heute noch von Dukakis?« hatte Beech gefragt.
    Sie hatten nicht vor, bis November zu warten. Geduld war schön und gut, aber hier ging es um ihre Freilassung-Lake war ihre einzige Chance, freizukommen, und zwar mit so viel Geld, dass sie ein angenehmes Leben führen konnten.
    Sie wollten eine Woche warten und dann den nächsten Brief an AI Konyers in Chevy Chase schicken. Wie sie ihn hinausschmuggeln sollten, wussten sie zwar noch nicht, aber ihnen würde schon etwas einfallen. Link, der Wärter am Empfang, den Trevor monatelang geschmiert hatte, war ihr erstes Ziel.
    Argrows Telefon eröffnete eine neue Möglichkeit. »Wenn er uns das Ding benutzen lässt«, sagte Spicer, »können wir Lake anrufen. Oder sein
    Wahlkampf-Hauptquartier, sein Büro im Kongress - jede verdammte Nummer, die wir über die Auskunft kriegen können. Wir hinterlassen die Nachricht, dass Ricky aus der Drogenklinik sich unbedingt mit Mr. Lake treffen will. Das wird ihm eine Heidenangst machen.«
    »Aber Argrow - oder jedenfalls sein Bruder - sieht auf der Rechnung, wer mit dem Apparat angerufen worden ist«, gab Yarber zu bedenken.
    »Na und? Wir bezahlen ihm die Gebühren. Dann weiß er eben, dass wir Lake angerufen haben - und wenn schon. Im Augenblick versucht alle Welt, ihn anzurufen. Argrow hat keine Ahnung, warum wir mit Lake sprechen wollten.«
    Es war eine hervorragende Idee. Sie durchdachten sie von allen Seiten. Ricky konnte von der Drogenklinik aus anrufen und Nachrichten hinterlassen - Spicer konnte dasselbe tun. Der arme Lake würde nicht mehr aus noch ein wissen.
    Der arme Lake. Er bekam das Geld schneller, als er es zählen konnte.
    Nach einer Stunde kam Argrow aus dem Besprechungszimmer und verkündete, er sei ein gutes Stück weitergekommen. »Ich muss jetzt eine Stunde warten und dann noch ein paar Anrufe machen«, sagte er. »Gehen wir doch erst mal Mittag essen.«
    Sie waren begierig, ihr Gespräch fortzusetzen, und

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