Die Bruderschaft
»Nicht viel.«
»Ich denke, du weißt, wie man Geld auf Auslandskonten versteckt.«
»Ja, das weiß ich, das kannst du mir glauben. Ich hatte mal eine hübsche Summe beisammen, aber davon ist nichts mehr übrig.«
»Dann kannst du also nichts bezahlen?«
»Nicht viel. Vielleicht zweitausend.«
»Was ist mit deinem Anwalt?«
»Der hat mir dieses Urteil eingebracht. Und für einen neuen hab ich nicht genug Geld.«
Spicer dachte nach. Ihm wurde bewusst, dass Trevor ihm tatsächlich fehlte. Alles war viel einfacher gewesen, als sie ihn als Kontaktmann zur Außenwelt gehabt hatten, der das Geld weitergeleitet hatte. »Hast du deine Kontakte auf den Bahamas noch?«
»Ich habe Kontakte in der ganzen Karibik. Warum?«
»Weil du uns das Geld überweisen lassen musst. Bargeld ist hier verboten.«
»Du willst, dass ich euch zweitausend Dollar überweise?«
»Nein, ich will, dass du uns fünftausend Dollar überweist. Das ist unser Mindesthonorar.«
»Und wo ist eure Bank?«
»Auf den Bahamas.«
Argrow kniff die Augen zusammen. Er runzelte die Stirn und dachte ebenso gründlich nach wie Spicer. Ihre Gedankengänge kamen einander näher.
»Warum auf den Bahamas?« fragte Argrow.
»Aus demselben Grund, aus dem du das Geld auf die Bahamas geschafft hast.«
Beiden Männern ging allerhand durch den Kopf. »Eine Frage«, sagte Spicer. »Du hast gesagt, du könntest Geld schneller waschen als jeder andere.«
Argrow nickte und sagte: »Kein Problem.«
»Kannst du das noch immer?«
»Du meinst, von hier aus?«
»Ja. Von hier aus.«
Argrow lachte und zuckte die Schulter, als wäre das die leichteste Sache der Welt. »Klar. Ich hab ein paar Freunde.«
»Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier. Vielleicht hab ich da was für dich.«
Eine Stunde später kehrte Argrow in die Bibliothek zurück. Die drei Richter saßen an einem Tisch, auf dem so viele Papiere und Gesetzbücher lagen, dass es aussah, als wäre der Oberste Gerichtshof von Florida zusammengetreten. Spicer stellte ihm Beech und Yarber vor. Argrow nahm ihnen gegenüber Platz. Außer ihnen war niemand in der Bibliothek.
Sie sprachen kurz über seine Berufungsverhandlung, wobei er bei den Details recht unbestimmt blieb. Seine Akte war von dem vorigen Gefängnis hierher unterwegs, und ohne sie konnten sie nichts unternehmen.
Das Thema der Berufungsverhandlung war, wie alle Beteiligten wussten, nur die Einleitung zu diesem Gespräch.
»Spicer hat uns erzählt, dass du ein Experte auf dem Gebiet der Geldwäsche bist«, sagte Beech.
»Bis sie mich geschnappt haben«, sagte Argrow bescheiden. »Ich schließe daraus, dass ihr schmutzi ges Geld habt.«
»Wir haben ein kleines Auslandskonto. Das Geld haben wir mit Rechtsberatungen und anderen Dingen verdient, die hier nichts weiter zur Sache tun. Wie du weißt, dürfen wir für Beratungen kein Honorar berechnen.«
»Tun wir aber trotzdem«, sagte Yarber. »Und wir kriegen es auch.«
»Wie viel ist auf dem Konto?« fragte Argrow, der den Kontostand vom Tag zuvor auf den Cent genau kannte.
»Dazu kommen wir später«, sagte Spicer. »Es kann gut sein, dass das Geld verschwunden ist.«
Argrow schwieg einen Augenblick und machte ein verwirrtes Gesicht. »Wie bitte?« sagte er.
»Wir hatten einen Anwalt«, sagte Beech langsam und betonte jedes Wort. »Er ist verschwunden und hat vielleicht unser ganzes Geld mitgenommen.«
»Ich verstehe. Und dieses Konto ist auf einer Bank auf den Bahamas?«
»Da war es jedenfalls. Wir wissen nicht, ob es noch dort ist.«
»Wir haben große Zweifel daran«, sagte Yarber.
»Aber wir möchten es gern genau wissen«, fügte Beech hinzu.
»Wie heißt die Bank?« fragte Argrow.
»Es ist die Geneva Trust Bank in Nassau«, antwortete Spicer und wechselte einen Blick mit seinen Kollegen.
Argrow nickte wissend, als wären ihm die kleinen schmutzigen Geheimnisse dieser Bank bestens bekannt.
»Du kennst diese Bank?« fragte Beech.
»Klar«, sagte er und ließ sie etwas zappeln.
»Und?« fragte Spicer.
Argrow platzte fast vor Selbstgefälligkeit und Insiderwissen. Er runzelte die Stirn, erhob sich und ging, tief in Gedanken versunken, in der kleinen Bibliothek auf und ab. Dann trat er wieder an den Tisch. »Also gut, reden wir nicht lange um den heißen Brei herum. Was soll ich für euch tun?«
Die drei sahen erst ihn und dann einander an. Es war offensichtlich, dass sie sich über zwei Dinge im Zweifel waren: wie weit sie diesem Mann, den sie gerade erst kennen gelernt
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