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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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Beleidigung für den gesunden Menschenverstand.
     
    Saito war es, der nachgab. Er war am Ende seiner Kräfte; die Starrköpfigkeit seiner Gefangenen hatte aus ihm eine bemitleidenswerte Figur gemacht. In der Zeit, die seiner Niederlage vorausging, war er mit dem verstörten Blick eines gehetzten Tieres durch das Lager gerannt. Er ging so weit, die jüngsten Leutnants zu beschwören, sie sollten sich doch selber ihre Arbeit aussuchen, wobei er ihnen Sonderzulagen und eine weit über das übliche Maß hinausgehende bessere Behandlung versprach. Doch sie ließen sich alle nicht erschüttern, und da über ihm drohend die Möglichkeit einer Inspektion durch hohe japanische Offiziere hing, ergab er sich in eine schimpfliche Kapitulation.
    Er inszenierte ein verzweifeltes Theater, um »sein Gesicht zu wahren« und seine völlige Niederlage zu tarnen, doch dieser erbärmliche Versuch täuschte nicht einmal seine eigenen Soldaten. Da der 7. Dezember 1942 der Jahrestag des japanischen Eintritts in den Krieg war, ließ er zu Ehren dieses Gedenktages bekanntgeben, daß er die Verantwortung auf sich nähme, sämtliche Bestrafungen aufzuheben. Er hatte eine Unterredung mit dem Obersten und kündigte ihm an, daß er eine Maßnahme äußersten Wohlwollens getroffen habe, nämlich: die Offiziere seien von der körperlichen Arbeit befreit. Als Gegenleistung dafür hoffe er, daß diese alles daransetzen würden, die Tätigkeiten ihrer Mannschaften so zu leiten, daß ein gutes Resultat erzielt werde.
    Oberst Nicholson erklärte, er werde sehen, was er tun könne. Von dem Augenblick an, da die beiderseitige Stellung auf eine korrekte Grundlage gebracht worden war, gab es für ihn keinen Grund mehr, sich dem Arbeitsprogramm der Sieger zu widersetzen. Wie in allen zivilisierten Heeren würden die Offiziere für das Verhalten ihrer Mannschaften verantwortlich sein, das war für ihn selbstverständlich.
    Es war eine totale Kapitulation der Japaner. Der Sieg wurde am gleichen Abend im britischen Lager mit Gesängen, Hurrarufen und einer zusätzlichen Reisration gefeiert, deren Verteilung Saito mit Zähneknirschen angeordnet hatte, um seine Geste zu unterstreichen. Am gleichen Abend schloß sich der japanische Oberst frühzeitig in seinem Zimmer ein, weinte über seine befleckte Ehre und ertränkte seine Wut in einer einsamen Sauferei, die ohne Unterbrechung bis Mitternacht andauerte, bis er sinnlos betrunken auf seiner Pritsche zusammenbrach, ein Zustand, in den er sich nur in Ausnahmefällen hineinsteigerte, denn er hatte einmalige Widerstandskraft, die ihm im allgemeinen gestattete, selbst die barbarischsten Mischungen von Alkohol zu vertragen.

7
    Oberst Nicholson begab sich in Begleitung seiner üblichen Ratgeber, Major Hughes und Hauptmann Reeves, an das Ufer des Kwai-Flusses, wobei er den Bahndamm entlangging, an dem die Gefangenen arbeiteten.
    Er schritt langsam einher. Nichts drängte ihn. Gleich nach seiner Befreiung hatte er einen zweiten Sieg errungen, indem er für sich und seine Offiziere vier Tage völliger Ruhe als Entschädigung für die zu Unrecht erlittene Bestrafung durchgesetzt hatte. Saito hatte in Gedanken an diese neuerliche Verzögerung die Fäuste geballt, aber er hatte sich gefügt. Er hatte sogar Befehle gegeben, nach denen die Gefangenen anständig behandelt werden sollten, und hatte einem seiner Soldaten ins Gesicht geschlagen, auf dem er ein ironisches Lächeln zu sehen geglaubt hatte.
    Wenn Oberst Nicholson vier Tage Ruhepause verlangt hatte, so war dies nicht nur geschehen, um nach der Hölle, die er durchgemacht hatte, wieder zu Kräften zu kommen, sondern auch um nachzudenken, um sich ein Bild von der Lage zu machen, sie mit seinem Stab zu erörtern und einen Plan für zukünftiges Verhalten zu entwerfen, wie dies jeder gewissenhafte Chef tun muß, anstatt sich kopfüber in Improvisationen zu stürzen, was Oberst Nicholson besonders verhaßt war.
    Er hatte nicht lange gebraucht, um sich ein Bild der von seinen Leuten systematisch angerichteten Schäden zu machen. Hughes und Reeves konnten nicht umhin, in laute Ausrufe auszubrechen, als sie die überraschenden Ergebnisse von deren Tätigkeit sahen:
    »Großartiger Damm für eine Eisenbahnlinie«, sagte Hughes. »Ich schlage vor, Sir, daß Sie die verantwortlichen Leute bei der Ausgabe des Regimentsbefehls öffentlich anprangern.
    Wenn man sich vorstellt, daß mit Munition beladene Züge darüber rollen sollen!«
    Der Oberst bewahrte ein ernstes

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