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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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zugeben zu müssen, daß diesmal die Abwehrstellen nützliche Arbeit geleistet hatten. Es war ihm ein Trost, als er sich schließlich mit einer gewissen Skepsis sagen konnte, daß die in dem Bericht enthaltenen Informationen seit langem in ganz Indien bekannt waren. Und endlich zog er aus ihnen das Fazit, und in der Absicht, sie praktisch auszuwerten, ordnete er sie in seinem Kopf ein.
    Die Eisenbahn von Burma und Thailand ist im Bau. Sechzigtausend von den Japanern zusammengetriebene alliierte Gefangene sind für ihren Bau eingesetzt und arbeiten daran unter den entsetzlichsten Bedingungen. Trotz schrecklicher Verluste läßt sich voraussehen, daß dies für den Feind überaus wichtige Unternehmen in einigen Monaten vollendet sein wird… Das geht aus dem beigefügten skizzierten Plan hervor. Er umfaßt mehrere Flußübergänge mit Holzbrücken…
    Als er bei seiner nochmaligen Lektüre mit seinen Gedanken an dieser Stelle angekommen war, spürte der Oberst seine ganze gute Laune wiederkommen und lächelte fast vor Zufriedenheit. Er las weiter:
    Das thailändische Volk ist recht unzufrieden mit seinen Beschützern, die den Reis requiriert haben und deren Soldaten sich wie in einem eroberten Land aufführen. Insbesondere sind die Bauern in der Umgebung der geplanten Eisenbahnlinie in heller Aufregung. Mehrere höhere Offiziere des Heeres von Thailand und sogar einige Mitglieder des Königshofs haben heimlich Verbindung mit den Alliierten aufgenommen und sind bereit, im Innern des Landes eine antijapanische Aktion zu unterstützen, für welche sich zahlreiche Freiwillige als Partisanen gemeldet haben. Diese fordern Waffen und Instrukteure.
    Hier kann man nicht lange fackeln, beendete Oberst Green seine Überlegung. Ich muß im Bereich der Eisenbahn einige von meinen Leuten einsetzen.
    Nach diesem Entschluß dachte er lange über die verschiedenen Fähigkeiten nach, die der Mann besitzen mußte, der diese Aktion leiten sollte. Nachdem er mühsam alle möglichen Leute ausgeschieden hatte, ließ er Major Shears kommen, einen alten Kavallerieoffizier, der seit der Bildung der »Force 316« dieser Sondereinheit angehörte und sogar einer ihrer Urheber gewesen war. – Diese Einheit war nur durch hartnäckiges Eintreten bestimmter Persönlichkeiten ins Leben gerufen worden und ohne Begeisterung dabei von einigen wenigen militärischen Stellen unterstützt worden. – Shears war erst kürzlich aus Europa hergekommen, wo er mehrere heikle Aufgaben gut zu Ende geführt hatte, und mit ihm führte Oberst Green ein langes Gespräch. Er teilte ihm alle Nachrichten mit, die er erhalten hatte, und skizzierte ihm in großen Zügen seinen Auftrag.
    »Sie werden nur geringe Ausrüstung mitnehmen«, sagte er, »und wir werden Sie entsprechend Ihren Erfordernissen mit Fallschirmen absetzen. Was das Unternehmen selbst anlangt, so werden Sie sich davon an Ort und Stelle überzeugen, aber überstürzen Sie nichts. Meiner Ansicht nach ist es wichtiger, die Fertigstellung der Eisenbahnlinie abzuwarten und dann einen großen Schlag zu landen, als durch irgendwelche Eingriffe, die keine große Bedeutung haben, Gefahr zu laufen, den Feind zu warnen.«
    Es hatte keinen Wert, den genauen Charakter des »Unternehmens« oder die Art der Ausrüstung, um die es sich handelte, festzulegen. Die Tatsache, daß man der »Plastic & Destructions Co. Ltd.« angehörte, machte jede weitere Erklärung überflüssig.
    Shears hatte den Auftrag, abzuwarten, mit den Thailändern Berührung aufzunehmen, sich ihrer Gutwilligkeit und Zuverlässigkeit zu vergewissern und dann mit der Instruktion der Partisanen zu beginnen.
    »So wie ich es sehe, muß Ihre Gruppe im Augenblick aus drei Leuten bestehen«, lautete der Vorschlag von Oberst Green. »Wie denken Sie darüber?«
    »Mir erscheint das zweckdienlich, Sir«, äußerte Shears zustimmend. »Zum mindesten ist ein Kerntrupp von drei Europäern notwendig; wären es mehr, dann könnten wir Aufmerksamkeit erregen.«
    »Darin gehen wir einig. Wen gedachten Sie mitzunehmen?«
    »Ich schlage Warden vor, Sir.«
    »Den Hauptmann Warden? Den Professor Warden? Sie haben keine unglückliche Hand, Shears. Wenn Sie dabei sind, dann sind das zwei unserer besten Leute.«
    »Ich glaubte Sie so zu verstehen, daß es sich um einen wichtigen Auftrag handelt, Sir«, sagte Shears in sachlichem Ton.
    »Es handelt sich um einen sehr wichtigen Auftrag, der einerseits diplomatische Geschicklichkeit erfordert und andererseits praktische

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