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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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um die Frage der Ausbildung, es handelt sich um die Frage der Wahrscheinlichkeiten. In Wirklichkeit besteht der Sinn der Sache darin, sie ein einziges Mal abspringen zu lassen, nämlich bei der richtigen Gelegenheit<… Sehen Sie, das ist alles, was er gesagt hat. Jetzt ist es an Ihnen, sich zu entscheiden.«
    »Es ist einer der großen Vorteile unseres modernen Heereswesens, Fachleute zu haben, die über die Lösung sämtlicher Schwierigkeiten entscheiden, Sir«, antwortete Shears ernst. »Wir können nicht darauf hoffen, gerissener zu sein als sie. Die Ansicht dieses Fachmannes scheint mir weit über den Durchschnitt hinaus vernünftig zu sein. Ich bin überzeugt, daß Wardens vernünftige Denkweise sie billigen wird und daß er sich meiner Meinung anschließt. Wir werden nur einmal abspringen, wie dieser Mann es uns geraten hat… aber dann richtig.«

2
    »Ich habe den Eindruck, Reeves, daß Sie nicht befriedigt sind«, sagte Oberst Nicholson zu dem Pionierhauptmann, dessen Betragen einen verhaltenen Zorn zum Ausdruck brachte. »Was ist denn los?«
    »Nicht befriedigt!… Die Sache ist die, daß wir so nicht weitermachen können, Sir. Ich versichere Ihnen, es ist unmöglich.
    Ich hatte übrigens bereits den Entschluß gefaßt, heute Ihnen gegenüber offen zu reden. Und Major Hughes hier teilt meine Ansicht.«
    »Was ist denn los?« wiederholte der Oberst und runzelte die Augenbrauen.
    »Ich bin ganz derselben Meinung wie Reeves, Sir«, sagte Hughes, der sich von der Baustelle entfernt hatte, um sich seinem Chef anzuschließen. »Auch ich lege Wert darauf, Sie darauf hinzuweisen, daß das hier nicht so weitergehen kann.«
    »Was denn?«
    »Wir befinden uns hier in einem heillosen Durcheinander.
    Noch nie habe ich in meiner ganzen Laufbahn einen solchen Leichtsinn und einen solchen Mangel an Planung erlebt.
    Auf diese Weise werden wir nichts zustande bringen. Wir treten auf der Stelle. Alle Welt gibt sinnlose Anordnungen.
    Diese Kerls, die Japse, haben wahrhaftig nicht die geringste Ahnung vom Befehlen. Wenn sie sich darauf versteifen, sich in diese Arbeit einzumischen, wird man sie niemals zu einem guten Ende führen können.«
    Unbestreitbar war der Arbeitseifer besser geworden, seit die englischen Offiziere die Leitung der Arbeitstrupps übernommen hatten, doch obwohl sich bei der Arbeit sowohl quantitativ wie qualitativ Fortschritte feststellen ließen, war deutlich zu sehen, daß alles nicht zum Besten stand.
    »Drücken Sie sich deutlicher aus. Reeves, Sie sind zuerst an der Reihe.«
    »Sir«, sagte der Hauptmann und zog ein Papier aus der Tasche, »ich habe nur die gröbsten Mißstände aufgeschrieben; sonst würde die Liste zu lang werden.«
    »Fangen Sie nur an. Ich bin dafür da, vernünftige Beschwerden anzuhören und sämtliche Verbesserungsvorschläge zu erwägen. Ich spüre sehr wohl, daß es nicht so klappt. Ihre Aufgabe ist es, mich aufzuklären.«
    »Nun gut, Sir, also erstens ist es heller Wahnsinn, die Brücke an dieser Stelle zu errichten.«
    »Warum?«
    »Der Baugrund ist sumpfig, Sir! Noch nie hat man gehört, daß eine Eisenbahnbrücke auf einem schwankenden Untergrund errichtet wird. Nur solche Halbwilden wie diese Leute hier können auf eine derartige Idee verfallen. Ich wette mit Ihnen, Sir, daß die Brücke zusammenstürzen wird, wenn der erste Zug darüber fährt.«
    »Das ist eine ernste Sache, Reeves«, sagte Oberst Nicholson und blickte seinen Mitarbeiter mit seinen hellen Augen scharf an.
    »Sehr ernst, Sir; ich habe versucht, das dem japanischen Ingenieur auseinanderzusetzen ... Was sage ich, Ingenieur?
    Herrgott, der Kerl ist ein niederträchtiger Stümper! Versuchen Sie doch einmal, einem Kerl Vernunft beizubringen, der nicht einmal weiß, was unter der Widerstandsfähigkeit des Baugrundes zu verstehen ist, der große Augen macht, wenn man ihm die Formeln der Druckverhältnisse vorhält, und der nicht einmal anständig englisch sprechen kann! Ich habe trotzdem Geduld gehabt, Sir. Ich habe alles versucht, um ihn zu überzeugen. Ich habe sogar einen kleinen Versuch angestellt, weil ich mir dachte, er könne, was er mit eigenen Augen gesehen hatte, nicht bestreiten. Meine Mühe ist ganz umsonst gewesen. Er versteifte sich darauf, seine Brücke auf diesem sumpfigen Untergrund zu bauen.«
    »Was meinen Sie mit einem kleinen Versuch, Reeves?« fragte ihn Oberst Nicholson, bei dem dieses Wort immer ein starkes, neugieriges Interesse auslöste.
    »Sehr einfach, Sir. Ein Kind könnte es

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