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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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irgendeine positive Arbeit vollendet worden war, und jetzt machte man ihm den Vorschlag, den Umfang des Projektes beträchtlich zu erweitern. Er erhob sich brüsk, seine Hand krampfte sich um den Säbelgriff, aber Oberst Nicholson ließ ihm nicht genügend Zeit, seinen Gefühlausbruch fortzusetzen.
    »Gestatten Sie, Oberst Saito«, sagte er gebieterisch, »ich habe von meinem Mitarbeiter, dem Hauptmann Reeves, einem Pionieroffizier, der bei uns Fachmann für Brückenbau ist, einen kleinen Plan entwerfen lassen. Aus diesem Plan ergibt sich die Schlußfolgerung…«
    Zwei Tage vorher hatte er sich, nachdem er persönlich gewissenhaft das Vorgehen des japanischen Ingenieurs beobachtet hatte, endgültig von dessen Unzulänglichkeit überzeugt. Auf der Stelle hatte er einen energischen Entschluß gefaßt. Er hatte seinen technischen Mitarbeiter bei der Schulter gepackt und ausgerufen:
    »Hören Sie, Reeves, mit diesem Stümper, der in der Tat noch weniger von Brücken versteht als ich, werden wir niemals etwas zustande bringen. Sie sind doch Ingenieur, nicht wahr? Na schön, Sie werden diese ganze Arbeit von Anfang an noch einmal machen, ohne sich darum zu kümmern, was er sagt oder was er tut. Suchen Sie mir zuerst den richtigen Ort. Dann sehen wir weiter!«
    Reeves, glücklich darüber, wieder in seiner Vorkriegsbeschäftigung untertauchen zu können, hatte sorgfältig das Gelände untersucht und an verschiedenen Stellen des Flusses Bohrungen vornehmen lassen. Er hatte einen fast mustergültigen Baugrund gefunden. Der harte Sand reichte vollkommen aus, um eine Brücke zu tragen.
    Noch ehe Saito die Worte gefunden hatte, seiner Empörung Ausdruck zu verleihen, gab der Oberst Hauptmann Reeves das Wort, der einige technische Grundprinzipien erläuterte, den auf einen Quadratzoll entfallenden Druck und die Tragfähigkeit des Bodens bezifferte und darlegte, daß die Brücke, falls man sich darauf versteife, sie auf dem Sumpfboden zu errichten, unter dem Gewicht der Eisenbahnzüge versacken werde. Als er sein Exposé beendigt hatte, dankte ihm der Oberst im Namen aller Anwesenden und schloß:
    »Mir erscheint es klar ersichtlich, Oberst Saito, daß wir die Brücke verlegen müssen, um eine Katastrophe zu vermeiden. Dürfte ich um die Ansicht Ihres Mitarbeiters bitten?«
    Saito schluckte seine Wut herunter, setzte sich wieder und ließ sich auf ein erregtes Gespräch mit seinem Ingenieur ein.
    Die Japaner hatten nicht die Elite ihrer Techniker nach Thailand geschickt, da sie für die technische Aufrüstung der Hauptstadt unentbehrlich war. Dieser hier war keine Leuchte. Ihm fehlte sichtlich die Erfahrung, Sicherheit und Autorität. Er wurde rot, als Oberst Nicholson ihm die Berechnungen von Reeves unter die Nase hielt, tat, als denke er lange darüber nach, und erklärte schließlich, da er viel zu aufgeregt war, um sie nachzuprüfen, so sehr hatte ihn Verwirrung erfaßt, in kläglichem Ton, daß sein Kollege im Recht sei und daß er selber seit einigen Tagen zu einer ähnlichen Schlußfolgerung gekommen sei. Dies war ein so demütigender Verlust an Gesicht für die japanische Seite, daß Saito aschfahl wurde und Schweißtropfen über sein verzerrtes Gesicht rannen. Er machte andeutend ein schwaches Zeichen der Zustimmung. Der Oberst fuhr fort.
    »Über diesen Punkt sind wir uns also einig, Oberst Saito.
    Das bedeutet, daß sämtliche bis zum heutigen Tage ausgeführten Arbeiten nutzlos werden. Man hätte sie übrigens in jedem Fall neu beginnen müssen, denn sie weisen schwere Mängel auf.«
    »Schlechte Arbeiter«, fluchte Saito bissig, da er Revanche suchte. »Japanische Soldaten hätten in weniger als vierzehn Tagen diese beiden Bahndammabschnitte gebaut.«
    »Die japanischen Soldaten hätten gewiß mehr geleistet, denn sie sind an die Vorgesetzten gewöhnt, die ihnen Befehle geben. Ich hoffe, Oberst Saito, Ihnen bald das wahre Bild des englischen Soldaten zeigen zu können . Bei der Gelegenheit muß ich Sie davon verständigen, daß ich das Arbeitssoll meiner Leute geändert habe…«
    »Geändert!« brüllte Saito los.
    »Ich habe es heraufgesetzt«, sagte mit ruhiger Stimme der Oberst, »und zwar von einem Kubikmeter auf anderthalb Kubikmeter. Es liegt das im Allgemeininteresse, und ich habe mir gedacht, daß diese Maßnahme Ihre Zustimmung finden würde.«
    Dies machte den japanischen Offizier sprachlos vor Verlegenheit, und der Oberst benutzte die Gelegenheit, ein weiteres Problem anzuschneiden.
    »Sie müssen

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