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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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verstehen, Oberst Saito, daß wir unsere eigenen Arbeitsmethoden haben, deren Wert ich hoffe, Ihnen beweisen zu können, vorausgesetzt, daß wir jegliche Freiheit haben, sie anzuwenden. Wir sind der Meinung, daß der Erfolg eines Unternehmens dieser Art fast gänzlich von der grundlegenden Organisation abhängt. Hier haben Sie für diesen Zweck den Plan, den ich in Vorschlag bringe und den ich Ihrer Genehmigung unterbreite.«
    Nun erläuterte der Oberst den Organisationsplan, an dem er zwei Tage lang mit seinem Stab gearbeitet hatte. Er war verhältnismäßig einfach, der Situation angepaßt, und es war darin jede Kompetenz vollständig ausgenutzt. Oberst Nicholson behielt die Gesamtverwaltung, und er allein war den Japanern gegenüber verantwortlich. Hauptmann Reeves sah sich mit dem Gesamtprogramm der theoretischen, vorläufigen Planung betraut und war gleichzeitig zum technischen Berater für deren Durchführung ernannt worden. Major Hughes, der gewohnt war, Leute in Bewegung zu halten, wurde eine Art Baudirektor, dem die gesamte Ausführung unterstand. Seinen Befehlen unterstanden unmittelbar die Truppenoffiziere, die zu Leitern der Arbeitsgruppen ernannt wurden. In gleicher Weise wurde auch ein Verwaltungsdienst geschaffen, an dessen Spitze der Oberst seinen besten Rechnungsoffizier gestellt hatte. Er hatte die Aufgabe, als Verbindungsmann zu fungieren, die Befehle weiterzuleiten, auf die genaue Erfüllung des Arbeitssolls zu achten, das Arbeitsgerät zu verteilen und instand zu halten.
    »Ein derartiger Dienst ist absolut notwendig«, sagte der Oberst beiläufig. »Ich mache Ihnen den Vorschlag, Oberst Saito, daß Sie den Zustand der erst vor einem Monat ausgegebenen Arbeitsgeräte überprüfen lassen. Es ist ein ausgesprochener Skandal…«
     
    »Ich bestehe nachdrücklich darauf, daß diese grundlegenden Dinge angenommen werden«, sagte Oberst Nicholson und hob den Kopf, nachdem er jedes einzelne Getriebe dieses neuen Organismus beschrieben und die Motive erklärt hatte, die zu seiner Schaffung geführt hatten. »Ich stehe Ihnen übrigens zur Verfügung, um Ihnen noch weitere Aufschlüsse zu geben, falls Sie das wünschen, und ich gebe Ihnen die Versicherung, daß Ihre sämtlichen Anregungen gewissenhaft überprüft werden. Billigen Sie diese Maßnahmen in ihrer Gesamtheit?«
    Saito hätte sicherlich noch weitere Erklärungen benötigt, doch der Oberst hatte, als er diese Worte aussprach, eine so gebieterische Haltung, daß er eine neue Geste der Zustimmung nicht unterdrücken konnte. Mit einem einfachen Kopfnicken nahm er diesen Plan, der jegliche japanische Initiative ausschloß, in Bausch und Bogen an, obwohl er ihn persönlich in eine nahezu unbedeutende Rolle herabdrückte. Auf eine weitere Demütigung kam es ihm nicht mehr an. Er war zu allen Opfern bereit, um endlich die Pfeiler dieses Bauunternehmens stehen zu sehen, von dem seine Existenz abhing. Widerwillig und sich selbst zum Trotz, schenkte er nun auch den seltsamen Vorbereitungen der Europäer Vertrauen, um die Durchführung des Baus zu beschleunigen.
    Von diesen ersten Siegen ermutigt, ergriff Oberst Nicholson wieder das Wort:
    »Es gibt jetzt noch einen wichtigen Punkt, Oberst Saito, und das sind die gestellten Fristen. Nicht wahr, Sie sind sich doch über die zusätzliche Arbeit klar, die durch die Verlängerung der Eisenbahnstrecke bedingt ist. Dazu kommt noch der Bau neuer Baracken.«
    »Wieso neue Baracken?« protestierte Saito. »Die Gefangenen können gut ein oder zwei Meilen marschieren, um sich zur Baustelle zu begeben.«
    »Ich habe von meinen Mitarbeitern die beiden Lösungen untersuchen lassen«, erwiderte geduldig Oberst Nicholson. »Aus dieser Untersuchung geht hervor, daß…«
    Die von Reeves und Hughes gemachten Berechnungen zeigten deutlich, daß die Summe der während dieses Marsches verlorenen Stunden weit höher war als die Zeit, die man brauchte, ein neues Lager zu errichten. Ein weiteres Mal verlor Saito angesichts der theoretischen Betrachtungen der weisen abendländischen Voraussicht an Boden.
    Der Oberst fuhr fort:
    »Andererseits haben wir bereits infolge eines ärgerlichen Mißverständnisses, für das wir nicht verantwortlich sind, mehr als einen Monat verloren. Um die Brücke zu dem festgesetzten Termin fertigstellen zu können, eine Sache, die ich Ihnen verspreche, wenn Sie meinen neuen Vorschlag annehmen sollten, ist es notwendig, augenblicklich Bäume fällen und Balken herrichten zu lassen, wobei gleichzeitig

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