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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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diese Arbeit, wie Sie sich ausdrücken, gelegentlich auch von einem Oxfordprofessor und einem alten Kavallerieoffizier verrichtet wird . also warum schließlich nicht auch von einem technischen Zeichner?«
    »Nehmen Sie ihn«, war der einzige, lakonische Rat gewesen, den Warden am Ende dieser Unterhaltung gegeben hatte. Shears hatte ihn befolgt. Nach längerem Nachdenken war er selber mit diesen Antworten nicht allzu unzufrieden gewesen. Er mißtraute in gleicher Weise den Leuten, die sich überschätzten, wie denen, die sich unterschätzten. Er bevorzugte diejenigen, die im voraus den heiklen Punkt eines Unternehmens zu erkennen verstanden, die genügend Voraussicht besaßen, um sich darauf vorzubereiten, und eine ausreichende Phantasie, um es sich geistig vorzustellen, vorausgesetzt, daß sie nicht davon hypnotisiert wurden.
    Er war daher beim Start zufrieden mit seiner Mannschaft.
    Was Warden betraf, so kannte er ihn seit langem und wußte sehr genau, was dieser leisten konnte.
     
    Sie blieben lange in die Betrachtung der Karte versunken, während Joyce mit einem dünnen Stab die Brücken zeigte und deren Besonderheiten hervorhob. Shears und Warden hörten aufmerksam mit neugierig gespannten Gesichtern zu, obwohl sie bereits den zusammengefaßten Bericht des Aspiranten auswendig kannten. Die Brücken lösten immer bei sämtlichen Angehörigen der »Plastic & Destructions Co. Ltd.« ein starkes Interesse aus, ein Interesse fast mystischer Art.
    »Das, was Sie uns da beschreiben, Joyce, sind einfache Stege«, sagte Shears. »Wir wollen einen großen Schlag landen, vergessen Sie das nicht.«
    »Ich habe sie auch nur der Ordnung halber erwähnt. In Wirklichkeit, glaube ich, gibt es nur drei tatsächlich interessante Brückenbauten.«
    Nicht alle Brücken waren in gleicher Weise bemerkenswert für die »Force 316«. »Number One« teilte die Ansicht des Oberst Green, daß es vorteilhaft sei, die Japaner nicht durch Aktionen von geringer Bedeutung vor der Fertigstellung der Eisenbahnlinie zu alarmieren. Deshalb hatte er beschlossen, daß sein Trupp für den Augenblick seine Anwesenheit nicht verraten und sich damit begnügen sollte, im Quartier die Nachrichten der eingeborenen Agenten zu sammeln.
    »Es wäre dumm, alles zu verderben, indem wir uns damit amüsieren, zwei oder drei Lastwagen zu zerstören«, sagte er manchmal, um seine Begleiter geduldig zu stimmen.
    »Wir müssen mit einem großen Schlag anfangen. Das ist nötig, damit wir uns in den Augen der Thailänder in diesem Lande Respekt verschaffen. Warten wir ab, bis die Züge auf der Eisenbahnstrecke verkehren.«
    Da seine wohlgefestigte Absicht darauf hinausging, mit einem »großen Schlag« zu beginnen, war es selbstverständlich, daß die Brücken von geringerer Bedeutung ausscheiden mußten. Das Ergebnis dieses ersten Eingreifens sollte sie für die lange, untätige Zeit der Vorbereitung entschädigen und ihrem Abenteuer Erfolg verleihen, selbst wenn die Umstände es verlangen sollten, daß ihm keine weitere Aktion folgen würde. Shears wußte, daß man niemals sagen kann, ob auf die gegenwärtige Aktion eine weitere in der Zukunft folgen wird. Dies behielt er für sich, aber seine beiden Kameraden hatten es begriffen, und dieser Hintergedanke hatte den ehemaligen Professor Warden nicht erschüttert, dessen rationeller Verstand diese Art, etwas zu sehen und vorauszusehen, billigte.
    Joyce hatte dies ebensowenig beunruhigt und auch nicht die Begeisterung erkalten lassen, die die Aussicht auf den großen Schlag in ihm ausgelöst hatte. Sie schien sich im Gegenteil noch gesteigert zu haben, da sie ihn veranlaßte, all seine jugendlichen Kräfte auf diese wahrscheinlich einmalige Gelegenheit zu konzentrieren; auf dieses unerhoffte Ziel, das sich plötzlich vor ihm wie ein funkelnder Leuchtturm aufgerichtet hatte, der die blendenden Strahlen des Erfolgs in die Vergangenheit und ferne Ewigkeit schickte und mit bengalischer Beleuchtung das graue Halbdunkel erhellte, das bisher den Weg seiner Existenz verdüstert hatte.
    »Joyce hat recht«, sagte Warden, der mit seinen Worten immer sparsam war. »Nur drei Brücken sind interessant für uns. Die eine ist die vom Lager Nr. 3.«
    »Ich glaube, man muß diese endgültig ausscheiden«, sagte Shears. »Das völlig ungedeckte Gelände eignet sich nicht für die Aktion. Darüber hinaus liegt sie in der Ebene. Die Uferböschungen sind niedrig. Die Wiederherstellung wäre zu leicht.«
    »Die andere liegt neben dem Lager

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